Fast einen ganzen Monat lang Flamenco? Das gibt es in Mitteleuropa nur in den Niederlanden und in Belgien. Vom 7. bis 28. November wurden in zehn Städten hochaktuelle Darbietungen von Profis der Flamencoszene gezeigt Tausende von Besuchern waren begeistert live und online…
Tanz
München – Deutschlandpremiere von Wheeldons Ballett „Cinderella“ getanzt vom Staatsballett
Unter dem großen Wolkenhimmel spürt man Cinderellas Einsamkeit, als sie ihre Eltern verliert. Hinter dem Grabstein wächst ein Baum. Er spiegelt die Jahre, die vergehen. Während Cinderella sich zu einem grazilen, junges Mädchen entwickelt, entfaltet der Baum eine wunderschöne Krone, die sich, durch Lichteffekte animiert, bewegt. Er wird zur Metapher für Cinderellas schöne Seele, die in Harmonie mit der Natur Energie und Anmut entwickelt. Christopher Wheeldon beweist sich mit dieser Choreographie einmal mehr als ein exzellenter Geschichtenerzähler…
Berlin – „Dawson“ – Staatsballett Berlin tanzt zum ersten Mal Choreografien von David Dawson in der Deutschen Oper
Wie gelingt es das klassische Ballett weiterzuentwickeln? Dieser großen Herausforderung stellt sich David Dawson. Er will nicht in Nostalgie oder Renaissance verharren, sondern den klassischen Tanz erneuern. Und es gelingt ihm. Standing Ovations gab es bei der Premiere in der Deutschen Oper Berlin für seine beiden neuen Choreographien „Citizen Nowhere“ und „Voices“, die er während des Lockdowns mit den TänzerInnen des Staatsballetts Berlin einstudiert hatte. Seine Bewegungssprache zu moderner Musik, eigens für die Choreographien komponiert, beweist, dass die Fusion von klassischer Tanztechnik und -ästhetik, befreit von rein dekorativer Schönheit, gerade durch die Fusion mit modernen Ausdrucksformen eine ungewöhnlich existenzielle Kraft entwickeln kann, zumal beide Choreographien auf das Wesen der menschlichen Sehnsucht fokussieren …
Berlin – „Arise“ – gigantische Revue-Show im Friedrichstadt-Palast
Es glitzert und funkelt, exotische Schönheiten ohne Ende, eine Bühne, die in den Abgrund verschwindet, um gleich in luftigen Höhen zu schweben, poetische Lichtspiele, Tanz und Musik, ein Riesenorchester verteilt über die Bühnenbauten und akrobatische Höchstleistungen. Mit „Arise“ übertrumpft das Produktionsteam sogar die hochbejubelte „Vivid“-Show davor. Für elf Millionen muss schließlich auch etwas geboten sein.
Die Pandemie verzögerte die Welturaufführung von „Arise“ um ein Jahr. Jeder Monat kostete zusätzlich 100000 €. Ohne staatliche Unterstützung hätte das Veranstaltungsunternehmen nicht überlebt, ganz abgesehen von den Komplikationen 100 KünstlerInnen aus 26 Nationen in Covid-Zeiten einreisen zu lassen und zu koordinieren. Um so treffsicherer wirkt der Titel „Arise“. Auferstehen! Nach der Krise beginnt ein neues Leben für die größte Schaubühne der Welt mit 1900 Plätzen, wovon derzeit allerdings nur zwei Drittel belegt werden dürfen. Die Unterhaltungsgigantonomie ist nicht zuletzt wegen der Location im Friedrichstadt-Palast auf jeden Fall ein Erlebnis der ganz anderen Art und lässt in wenigen Minuten den Alltag vergessen…
Passau – Tanztage entrücken in fernen Osten nach Korea und Japan
Der Weg ist das Ziel, heißt es so schön im asiatischen Denken. Zwei ganz spezielle Wege zeigen die beiden Choreographien des ersten Wochenendes der Passauer Tanztage. Unter der Federführung von Andreas Schlögl, Sebastiano Bonivento und Ute Steinberger gelingt ein ganz spezielles Programm…
Regensburg – „Summertime!“ im Stadttheater Regensburg
„Summertime!“ Dieser Tanzabend ist etwas ganz Besonderes. Ohne eine Geschichte zu erzählen, verdichten sich die beiden Choreografien von Georg Reischl und Alessio Burani zu einer sinnlichen Metapher, um wie viel reicher sich das Leben nach der Zeit notwendiger Kontaktlosigkeit anfühlt. Die Bedingungen am Premierenabend waren optimal, herrliches Sommerwetter, ein fittes Tanzensemble und spannende, subtil sich aufladende energetische Choreografien…
München – „Ballet 102“ und „Im Wald“ als Video on Demand des Junior Ballets der Deutschen Staatsoper
Mit den Online-Ballettvideos des Bayerischen Junior Ballett München gelingt der Heinz-Bosl-Stiftung eine hervorragende Werbung für die Kunst des Ballett und des modernen Tanzes. Unter dem Motto „Vom Talent zum Künstler“ präsentiert die Reihe zwei rasante, von Grund auf verschiedene Ballettstücke und damit die Talente von Morgen, aufgenommen während des Lockdowns in der Muffathalle im April 2021…
Vorankündigung – Eric Gauthiers „Ballet 102“ und Xin Peng Wangs „Im Wald“ getanzt vom Bayerischen Junior Ballett in München
Mit einem kontrastreichen Programm setzt das Bayerische Junior Ballett München die digitale Spielzeit 2021 fort. Ab 1. Juli überrascht es mit der Präsentation des spritzig-humorvollen «Ballet 102» von Eric Gauthier und die mystische Kreation «Im Wald» von Xin Peng Wang…
Vorankündigung- „Tanz im August“ – 33. Internationales Tanzfestival in Berlin
Das wichtigste zeitgenössische Tanzfestival Deutschlands, präsentiert von HAU Hebbel am Ufer, findet dieses Jahr zwischen 6. und 22. August auf verschiedenen Bühnen in Berlin statt. Zum ersten Mal sind die Open Air-Arena der Gärten der Welt in Berlin-Marzahn und die MaHalla in Berlin-Oberschöneweide Spielorte. Internationale Choreografen bieten ein vielseitiges Programm…
Berlin – „Perspektive für Berliner Ballettnachwuchs“ der Staatlichen Ballettschule in Berlin
Als Gegengewicht zu den Skandalen in den vergangenen Monaten an der Staatlichen Ballettschule Berlin wird jetzt mit einem zehnmonatigen Weiterbildungsprogramm ein positives Zeichen gesetzt. Ab der neuen Spielzeit im Herbst dürfen 16 AbsolventInnen der Staatlichen Ballettschule an diesem Programm teilnehmen, das als Brücke zwischen Ausbildung und Berufspraxis fungieren soll. Es verbindet Tanzpraxis mit Theorie und einem individuellen Coaching…
München – „ „Pirouetten, Passionen, Platzl 7 – Filmische Erinnerungen an 30 Jahre Staatsballett“ in der Bayerischen Staatsoper
Trotz Pandemie ließ es sich das Bayerische Staatsballett nicht nehmen, das 30-jährige Jubiläum zu feiern. 17000 Besucher bei der Live-Stream-Uraufführung „Schneesturm“ zu Beginn der diesjährigen Ballettwoche beweisen die große Reichweite und das enorme Interesse für das Bayerische Staatsballett.
In der gelungenen Filmdokumentation „Pirouetten, Passionen, Platzl 7“, eine Eigenproduktion des Bayerischen Staatsballetts unter der Regie der BR-Redakteurin Gaby Weber entwickelt, wird deutlich, welche enorme Wegstrecke die Kompanie in den letzten drei Jahrzehnten gemeistert hat, vom klassischen Märchenballett, über moderne Tanzstile bis zu Pina Bauschs Ausdruckstanz und den rasant mininalistischen Choreografien Sharon Eyals…
München – „Die Schneekönigin“ – Furiose Eröffnung der Münchner Ballettwochen in der Staatsoper
Wild stürmisch kontrastiert die Ouvertüre die steife Familienkonstellation auf der Bühne. Lichtlinien zeichnen eine schlichte Giebelhaussilhouette, multipliziert entsteht räumliche Tiefe für einen assoziierbaren Ballsaal. Von Tanzpaaren in knallbunten Kostümen wird das statische Familienporträt abrupt abgelöst und sofort spürt man, dass wird ein spannender Ballettabend der ganz anderen Art.
Mit einem traditionellen Erzählballett nach Alexander Sergejewitsch Puschkins Geschichte „Der Schneesturm“ gibt Andrey Kaydanovskiy sein erstes abendfüllendes Choreografie-Debüt und überrascht auf jeder Ebene.
Durch ungewöhnliche Kostüme, naiv schlichtes Lichtdesign, spannungsgeladene Musik und eine innovative Tanzsprache entwickelt er den „Schneesturm“ zwischen Märchen und Albtraum, zwischen den Achterbahngefühlen der Liebe von himmelhochjauchzend bis zu Tode bedrübt, durchwirkt mit kritischem Blick auf starre Familienstrukturen und gesellschaftliche Wunden, die der Krieg schlägt.
Damit gelingt dem Bayerischen Staatsballett trotz Pandemie, Lockdown und Reduzierung auf Live-Stream ein großartiger Auftakt für die diesjährige Ballettwoche an der Münchner Staatsoper, die vom 17. bis 25. April täglich exzellente Streams präsentiert…
München – „Bayerisches Junior Ballett München“ präsentiert als XII. Montagsstück drei interessante, sehr innovative Choreografien
Sechzehn TänzerInnen wirbeln wie ein Schwarm Insekten voll elektrisierender Energie mit weit aushöhlenden Armbewegungen auf der Bühne herum. Sie rennen, schreiten geflext, hüpfen wild durcheinander, krabbeln und rollen, hanteln sich im Spagat vorwärts. In Jörg Mannes’ Choreografie „Unsterbliche Geliebte“ nach der gleichnamigen Musik von Beethoven verwandeln sie die klassischen Posen in filigran schwirrende atmosphärische Bilder, in denen sich synchrone Linien in ein lebendiges, überaus ästhetisches Netzwerk verwandeln, das sich ausgelassen fröhlich ständig neu formiert, durchbrochen von einem Pas de deux, das sich nahtlos in ein Pas de trois weitet.
Jörg Mannes ist begeistert von der Arbeitsatmosphäre im Bayerischen Junior Ballett. „Es ist nicht eine Schule, nicht eine Kompanie, sondern beides.“ Die TänzerInnen können Erfahrungen machen, sich mit ihrer individuellen Persönlichkeit einbringen. An diesem Abend geht es weniger um getanzte Narrative als um das Ausloten tänzerischer Bewegungsmöglichkeiten …
Niederlande – „8. Flamenco Biennale“ nur online möglich“
Die alljährlich stattfindende, hochqualitative Flamenco-Biennale in den Niederlanden wird dieses Jahr auf ein Online-Angebot an zwei Wochenenden reduziert, wodurch etliche Konzerte, Workshops, Masterclasses und Flamenco4Kids-Performances entfallen müssen.
Trotzdem ist die „8. Flamenco Biennale“ ein Lichtblick, zumal sie jeder, der Interesse hat, sehen kann…
München – Dreiteiliger Tanzabend „Paradigma“ in der Staatsoper
„Paradigma“, drei außerordentliche Beispiele aus der internationalen Tanzszene zwischen Ballett und modernem Tanz, präsentiert das Münchner Ensemble des Bayerischen Staatsballetts. Mit Russell Maliphants „Broken Fall“ (2003) kehrt die inzwischen zum Kult gewordene Choreographie ins Repertoire zurück, die 2012 das letzte Mal in München zu sehen war. „Bedroom Folk“, 2015 am Nederlands Dans Theater I uraufgeführt, bringt Sharon Eyals besonderen Tanzstil nach München. Den Abschluss bietet die Deutschlandpremiere Liam Scarletts neoklassisches Werk „With a Chance of Rain“ (2014) zur Klaviermusik von Sergei Rachmaninow…