Landshut Arthur Millers „Tod eines Handlungsreisenden“ im Landestheater Niederbayern

Theaterkritik "Tod eines Handlungsreisenden" am Landestheater Niederbayern präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

„Wie hast du das geschafft?“ Das ist die große Frage, die sich Willy Loman tagtäglich stellt, wenn er als Handlungsreisender auf Provision Tausende von Kilometern durch die USA fährt und kaum etwas verdient. Zutiefst deprimiert träumt er immer vergeblich von der großen Karriere, die auch seinen beiden Söhnen verwehrt wird…

Landshut – Stefan Tilchs Komödie „Sahneschnitte“ für Fans bayerischen Humors

Theaterkritik "Sahneschnitte" mit Dieter Fischer im Landestheater Niederbayern präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

„Ja, der Dieter Fischer, Urkerl bayerischer Humorigkeit, ist halt beliebt.“ Die Rechnung mit ihm eine Uraufführung zu planen, geht voll auf. Das Theaterzelt ist fast ausverkauft und die Zuschauer lachen willig über jede noch so kleine Pointe, umso mehr als Dieter Fischer als Altkomödiant Mike schauspielerisch rasant zulegt und Joachim Vollrath als sein ehemaliger Kabarettisten-Kompagnon […]

Berlin – Ibsens „Hedda“ als Farce in Queeroptik im Berliner Ensemble

Theaterkritik "Hedda" am Berliner Ensemble präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Pünktlich zum Weltfrauentag präsentiert Heiki Riipinen eine neue Version von Ibsens „Hedda“. Doch Ibsens tragische Geschichte über „Hedda Gabler“ bleibt unverändert, allein Optik und Genre ändern sich. Aus der psychologischen Tragödie einer frustrierten Frau wird in einer ausgestellten queeren Optik eine pastellbunte Farce, comicartig unterhaltsam, pseudo provokativ…

Berlin – „Moskoviáda“ und „Radio Nacht“ – zwei Romane des ukrainischen Erfolgsautors Jurji Andruchowytsch als politisches Statement im Berliner Ensemble

Ein großer Quader als Bühne auf der Bühne und drei Tageslichtprojektoren genügen Regisseur Dušan David Pařízek, um Jurji Andruchowytschs Roman „Moskoviáda“ (1993, deutsche Ausgabe 2006) spannend und lautstark in Szene zu setzen. Über ein paar Folien projizieren die SchauspielerInnen das triste Ambiente, zwei riesige Hochhäuser dazwischen der graue Himmel. Die Menschen als Schatten ihrer selbst und gleichzeitig dominierende Großformate, untermalt mit harten Beats entwickelt sich ein surreales Spektakel, in dem sich die Schieflagen des russischen Imperiums kurz vor der Wende spiegeln. Dušan David Pařízek inszenierte „Moskoviáda“ bereits Ende 2022 mit tschechischen SchauspielerInnen am „Divadlo X10“ in Prag. Als Gastspiel war es an zwei Abenden am Berliner Ensemble, dann in Hamburg zu sehen…

Landshut – Daniel Kehlmanns systemkritisches Stück „Heilig Abend“ im Landshuter Kammerspiel

Theaterkritik "Heilig Abend" iim Kleinen Theater Landshut präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Warum hat „Heilig Abend“ im Februar Premiere? Unwillkürlich denkt man an eine christliche Thematik. Doch weit gefehlt, Daniel Kehlmanns Stück kreist um ein geplantes Attentat, inspiriert von den Ereignissen um Whistleblower Edward Snowden. Eine junge Philosophieprofessorin steht unter Verdacht an Heilig Abend eine Bombe zünden zu wollen. In einem 90-minütigen Verhör, Uraufführung 2017 in Wien, prallen System und Systemkritik aufeinander. Die Polizei muss die Menschen vor Gewalt schützen. Die Philosophin verfolgt das Gegenteil. Sie will die Welt von der kapitalistischen Ausbeutungswillkür schützen, womit sie jeden Widerstand legitimiert. „Schnee von gestern“ kontert der Polizist. Doch die globale Verteilungsungerechtigkeit, Armut und Hunger sind immer noch nicht gelöst.Auf der Bühne des Kleinen Theaters sitzen sich Judith und Thomas nicht verhörmäßig gegenüber, sondern kreisen in einer raffinierten Mischung von Distanz und Nähe umeinander. Seine Fragen prallen zunächst auf ihr verweigerndes Schweigen und provozieren doch so sehr, dass ihre gebündelten Aggressionen gegen kapitalistische Ausbeutungsstrategien explodieren…

München – „Im Menschen muss alles herrlich sein“ in den Münchner Kammerspielen

Theaterkritik "Im Menschen muss alles herrlich sein" in den Münchner Kammerspielen präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Vor einer eisernen Wand, Sinnbild für den Kalten Krieg, stehen Edi und Nina, zwei junge Frauen, die sich kaum kennen, aber durch die Freundschaft ihrer Mütter in Beziehung stehen. Edi ist Journalistin, will mitten im Leben sein und die Lügen und Wahrheiten ergründen. Nina schottet sich ganz ab. Beide sind extreme Gegensätze, geformt von denselben gesellschaftspolitischen Verhältnissen. Gemeinsam gehen sie symbolisch durch eine Tür in der eisernen Wand in den Osten von einst, um ihre Vergangenheit zu recherchieren…

Berlin – Brechts „Mann ist Mann“ als groteskes episches Theater im Berliner Ensemble

Theaterkritik von Brechts "Mann ist Mann" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Galy Gay ist ein Mann, der nicht nein sagen kann. Das wird ihm zum Verhängnis. Eigentlich wollte er nur einen Fisch kaufen, dabei wird er von den Soldaten über einen vorgetäuschten Elefantenhandel geangelt, um einen verlorengegangen Kumpel zu ersetzen. Schritt für Schritt wird Galy Gay militärisch umprogrammiert. 
In seiner Parabel „Mann ist Mann“ (1926) will Brecht beweisen, dass man einen Menschen total umpolen kann. „Man kann, wenn wir nicht über ihn wachen, ihn uns über Nacht zum Schlächter machen.“ In Kooperation mit der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch erwartet den Besucher ein groteskes Spektakel mit typischen Elementen von Brechts epischem Theater…

München – Thomas Bernhards Monolog „Minetti“ im Residenztheater mit neuen Facetten

Theaterkritik zu Thomas Bernhard "Minetti" im Reisdenztheater präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Silvester in Ostende mit Schneetreiben an der Atlantikküste in einer Hotelhalle, mittendrin in einer illustren Runde von Maskierten und Betrunkenen ,„einer Welt von Verrückten“, wartet der alte Schauspieler Minetti auf einen Theaterdirektor aus Flensburg, seine letzte Chance, „noch ein einziges Mal den König Lear zu spielen“. 
Hört man „Minetti“ denkt man zurecht an den großartigen deutschen Schauspieler Bernhard Minetti (1905 – 1998). Für ihn, seinen Lieblingsschauspieler schrieb Thomas Bernhard das gleilchnamige Stück und er sollte es auch spielen, gleichsam Komödie und Tragödie als wuchtiger Monolog einer gescheiterten Künstlerexistenz. 
Jetzt ist das Thomas Bernhards Kultstück von einst noch einmal im Residenztheater zu sehen. Das Besondere ist, drei Urgesteine der Theaterwelt inszenieren auf und hinter der Bühne. Regisseur Claus Peymann ist 86 Jahre alt, Manfred Zapatka als Minetti 81 und Bühnenbildner Achim Freyer 89. Sicher ein renommiertes Trio, das Fanpublikum ist begeistert, honoriert die Altmeister der Theaterkunst mit lang anhaltendem Applaus, auch wenn der Text längst seine provokante Kraft verloren hat… 

Landshut – Kraftvolle Inszenierung von Kafkas „Der Prozess“ im Landestheater Niederbayern

Theaterkritik Kafkas "Der Prozess" im Landestheater Niederbayern präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Als Schattenwesen gruppiert vermittelt schon das erste Bild, hier geht es ums Existentielle. Wie kein anderer Schriftsteller brachte Franz Kafka die Vereinsamung des modernen Menschen zum Ausdruck. Sein eigenes Leben bildete die Grundlage seines literarischen Schaffens. Sein Herr K.,  Sinnbild des modernen, fremdgesteuerten Menschen, der seine eigene Existenz nicht mehr begreifen kann und vergeblich nach dem Sinn des Lebens sucht, passt bestens in die Gegenwart…

München – Yasmina Reza „Anne-Marie – Die Schönheit“ im Residenztheater

Theaterkritik "Anne-Marie- Die Schönheit" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Mit pointierten, zeitkritischen Dialogstücken eroberte Yasmina Reza die Bühnen. „Kunst“ avancierte zu den meist gespielten Stücken. „Gott des Gemetzels“ wurde von Polanski mit Starbesetzung verfilmt. Jetzt präsentiert das Münchner Residenztheater Yasmina Rezas vielschichtigen Monolog „Anne-Marie – Die Schönheit“ mit Robert Dülle unter der Regie von Nora Schlocker.

Berlin – „The Silence“ – ein autofiktionales Stück von Falk Richter in der Schaubühne als deutsche Erstaufführung

Theaterkritik "The Silence" in der Schaubühne präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Was tun, wenn Eltern nur schweigen, sich hinter der bürgerlichen Fassade verstecken, Pflichtbewusstsein und normgerechtes Verhalten über allem stehen und Gefühle ausgeblendet werden? 
Acht Jahre nach „The Fear“, einer resignativen Politbilanz und Abrechnung mit der AFD, demonstriert Falk Richter in seinem neuen Stück „The Silence“ anhand seiner eigenen Familiengeschichte, die er zur gesellschaftlichen Retrospektive weitet, wie die Stille des Verschweigens als Lebenstraumata von einer Generation auf die nächste verlagert wurde. Gleichzeitig hinterfragt er die Objektivität dieses sehr intimen Rückblicks durch Subjektivierung der persönlichen Wahrnehmung. Ist nicht jede Erinnerung partiell fiktional? Kluge Konzeption und schauspielerische Leistung fusionieren zu einem intensiven Theaterabend, der große Nachfrage generiert. In Strasbourg 2022 uraufgeführt, ist die Berliner Version jetzt in der Schaubühne zu sehen…

Berlin – „Everywoman“ in der Schaubühne – die letzte Rolle ist für alle gleich

Theaterkritik "Everywoman" in der Schaubühne Berlin präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Kirchenglocken, eine Frau dekoriert Fotografien und Erinnerungsstücke auf dem Flügel und beginnt von sich zu erzählen, wobei sie ganz schnell über das Thema Reiten das Publikum mit Gedanken über den Tod konfrontiert. 
Auf drei raffiniert verbundenen Ebenen entwickelt Autor und Regisseur Milo Rau in seinem Stück „Everywoman“ analog zu Hofmannsthals „Jedermann“ ein Stück über die Fragen, die am Ende des Lebens auftauchen, egal ob Mann oder Frau, und verdichtet Fiktives mit Live-Dokumentation…

Berlin – „It´s Britney, Bitch“ am Berliner Ensemble – das bittere Leben der Princess of Pop  

Theaterkritik "It´s Britney, Bitch" am Berliner Ensemble präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Als sich Britney Spears  2007 öffentlich die Haare abrasiert, ist sie ein psychisches Wrack. Überarbeitung und Stress waren die offiziellen Statements. Die Berichterstattungen über Drogen-, Sex-, Gewaltexzesse machten aus der Princess im Handumdrehen eine unsympathische Bitch. Der Vater übernahm die Vormundschaft. Was steckt aber tatsächlich hinter dieser Verzweiflungstat? Der totale Zusammenbruch oder ein Akt der Selbstbefreiung? Aus dieser Fragestellung entwickelt Sina Martens unter der Regie von Lena Brasch am Berliner Ensemble ein empathisches Psychogramm getitelt als „It´s Britney, Bitch“…

Berlin – Tschechows „Die Möwe“ in der Schaubühne als gelungener Spagat zwischen Melancholie und Amüsement

Theaterkrtik "die Möwe" an der Schaubühne präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Unter einer riesigen Platane mit zwitschernden Vögeln, von einem der mächtigen Äste mit Blick auf den See entwickelt Regisseur Ostermeier Tschechows an sich handlungsarmes Dialogstück in ein explosiv emotionales Drama mit witziger Situationskomik.
Schwarz gekleidet liegt Mascha auf einem Ast. Warum sie immer schwarz trage? Sie trauert um ihr Leben. Keiner lebt in diesem Stück das Leben, das er gerne leben möchte. Eine Möwe, Symbol der Freiheit, wird abgeschossen, eine andere im Kunststoffgehäuse konserviert. In Freiheit zu leben ist unmöglich. Oder doch?…

Berlin – Lorcas „Yerma“ wird unter der Regie von Simon Stone in der Schaubühne zum psychopathischen Gegenwarts-Albtraum

Theaterkritik "Yerma" Schaubühne Berlin präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Champagner aus dem Plastikbecher, die Pizza aus dem Karton, noch ist die schicke, voll verglaste Eigentumswohnung unmöbliert. Yerma feiert mit John ihren Einstand. Sie hat als Journalistin Karriere gemacht und definiert sich als Bloggerin über ihre Follower. Er arbeitet in einem Start-up-Unternehmen und ist international unterwegs. 
Nach bewährtem Konzept adaptierte Simon Stone Lorcas tragische Dichtung „Yerma“ (1934) vor sieben Jahren für das Young Vic Theatre London in ein Gegenwartsstück. Seit zwei Jahren ist seine Version als Zerrspiegel oberflächlichen, narzistischen Lebensstils unserer Tage an der der Berliner Schaubühne ein Renner…