Ab wann beginnt das Älterwerden? Was macht alt? Wie altert man gut? Mit diesen Fragen setzt sich Andrea Sokol, 55 Jahre alt, in ihrem Buch „Well Aging“ auseinander. Es geht ihr nicht um die Anzahl der Falten, sondern um das ganze Erscheinungsbild, das Charisma und die Energie eines Menschen, was wiederum ein Spiegelbild innerer und sozialer Prozesse ist. Der Alterungsprozess ist nicht nur den Genen abhängig, sondern auch vom Lebensstil, den Umweltbedingungen, der Ernährung, der daraus resultierenden Gesundheit und sozialen Kontakte. Neugierig, positiv, ambitioniert und diszipliniert sind für Andrea Sokol die Attribute der Well-Ager. Sie liefert dazu die theoretische Basis und viele Beispiele für die praktische Umsetzung…
Valentina Zanella und Giangiacomo De Stefano Filmporträt von „Zucchero – Sugar Fornaciari“
Die weite Po-Ebene, dann der alte Zucchero singend an der Gitarre. Sein Blues ist voller Leid, Schmerz, Lebenserfahrung. Der Weg vom Bauernbuben zum Weltstar war alles andere als leicht. Er gilt als Italiens bester Blues-, Rock- Folksänger. Weil er so ein so süßes und introvertiertes Kind war, nannte ihn seine Lehrerin Zucchero. Seine Musik ist Zucker für die Seele…
Berlin „never-ending fight“ Arbeiten von Nafir in der Galerie Grolman
Kleine persische Wandteppiche kombiniert mit schönen Frauenantlitzen verwandelt der persische Künstler Nafir in politische Botschaften, die sofort greifen und an die desolate Lage der Frauen im Iran denken lassen…
Berlin – Ottorino Respighis Oper „La fiamma“ von der Deutschen Oper grandios wiederentdeckt
Groß ist die Bühne in der Deutschen Oper Berlin, doch durch die Holzvertäfelung wirkt sie eng. Wie im Gefängnis fühlt sich Silvana, Basilios zweite junge Frau, die der Schwiegermutter Eudossia ein Dorn im Auge ist. Ein paar Mägde sticken. Das Idyll trügt. Es braut sich ein spannendes Melodram auf…
Berlin – „Portraits of Power: U.S. Presidents in Photography“ in der Galerie Camera Work
Bill Clinton mit Auguste Rodins Skulptur „Der Denker“ im Hintergrund, J.F. Kennedy mit Jackie und Kind, Obama mit stechendem Blick. Die 60. Präsidentschaftswahl in den USA nimmt die Berliner Galerie Camera Work zum Anlass über 40 weltbekannte, aber auch selten gezeigte Fotografien der markanten US-Präsidenten aus dem 20. und 21. Jahrhundert zu zeigen. Die fotografische Inszenierung spielt anders als in Europa in den USA eine sehr wichtige Rolle. John F. Kennedy war der erste Präsident, der die mediale Inszenierung sehr erfolgreich nutzte und …
Landshut – „Zurück in die Zukunft“ – Bilder von Ursula Bolck-Jopp in der Großen Rathausgalerie
Mit über 150 Bildern blickt Ursula Bolck-Jopp anlässlich ihres 75. Geburtstages zurück an den Beginn ihres künstlerischen Schaffens und aus dieser Perspektive in eine Zukunft, die sich in der Zwischenzeit durchaus verdüstert hat, andererseits die charmanten Züge von einst erkennen lässt. Bolck-Jopps Stil ist unverkennbar, minimalistisch in Form und Farbe. Es sind skizzenhaft gezeichnete Geschichten voller Emotionen über Frausein, Natur, Architektur und Lebensstil, die poetisch und augenzwinkernd zwischen Anekdoten, Träumereien und Weltenepos chargieren…
Berlin – „Das Schiff der Träume (fährt einfach weiter)“ – eine Untergangsgroteske von Thomas Perle und Ensemble nach Fellinis Film „E la nave va“ im Deutschen Theater
Im Gegensatz zur filmischen Vorlage Fellinis geht der Luxusdampfer nicht unter, aber die bourgeoise Trauergesellschaft vollgedudelt mit egomanischen Träumen. Fellinis elegische, burlesk poetische Bildwelten konfrontiert Anna Bergmann, die auf halber Strecke für Claudia Wagner eingesprungen ist, mit einer hochartifiziellen Groteske, die anfangs sehr nervig durch das schauspielerische Können an Sympathie gewinnt…
Thomas Glaw, Dorothea Lubahn „Rom erleben. Reiseführer für Jugendliche“
Rom gehört zu den Hotspots der Stadtreisen. Wegen der Zunahme der Touristen werden für bestimme historische Sehenswürdigkeiten Timelots vergeben, Gruppen zuweilen beschränkt. Die Preisgestaltung für Tickets ohne Warteschlangen ist oft fragwürdig. Der Reiseführer „Rom erleben. Reisführer für Jugendliche“, von Thomas Glaw Dorothea Lubahn neu überarbeitet mit Stand von Januar 2024, ist speziell für Jugendliche, Jugendgruppen und Familien konzipiert und gibt im Vorfeld Insidertipps, um vor Ort Probleme zu vermeiden…
Torsten Körner „Die Unbeugsamen 2 – Guten Morgen, Ihr Schönen!“ – eine aufschlussreiche Dokumentation über Emanzipation in der DDR
Die DDR brüstete sich mit der Gleichstellung der Frau. Torsten Körners Dokumentarfilm zeigt das Gegenteil. Die Frauen durften nicht, sie mussten arbeiten, weil der Staat pleite war. An Hand von vielen kleinen biografischen Ausschnitten und leitmotivisch immer wieder interviewten Frauen entwickelt Körner ein einfühlsames, mitunter humorvolles Kaleidoskop über die Lage der Frauen in der DDR bis zum Mauerfall…
Arno Lücker „250 Komponistinnen – Frauen schreiben Musikgeschichte“ – nicht nur spannende Lektüre, sondern grandioses Hörerlebnis
1,6 Kilo wiegt Arno Lückers Anthologie über „250 Komponistinnen“. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich mit den Lebensläufen und der Musik von komponierenden Frauen. Mit 250 Porträts von Komponistinnen aus aller Welt schreibt er eine neue Musikgeschichte, nicht nur als Lektüre, sondern mit 250 Hörbeispielen…
Landshut – „Theater als Instrument Werte wahrzunehmen“ – 33. vielversprechende Spielsaison im kleinen Theater-Kammerspiele
Als Ort der Poesie etablierte Intendant Sven Grunert vor 32 Jahren das kleine Theater-Kammerspiele und machte es zum großen Theater moderner Inszenierungen. Gerade in diesen unruhigen Zeiten soll das Theater „ein sicherer Hafen sein, in dem bestimmte Werte wahrzunehmen sind.“ Jede Produktion setzt dazu einen besonderen Schwerpunkt und zwischendurch darf es auch heiter und unterhaltsam sein.
Wie problematisch es wird, wenn Werte entschwinden, weil Systeme, denen man bislang selbstverständlich vertraute, zerbrechen, zeigt die erste Premiere…
Berlin – Händels Oratorium „Messias“ als säkularisiertes Großprojekt der Komischen Oper im Hangar 4
„#allesaußergewöhnlich“, in pinkfarben leuchtenden großen Lettern kommt die Losung der Komischen Oper Berlin im Hanger 4 in der Abenddämmerung bestens zur Wirkung. Seit dem umbaubedingten Umzug vom Stammhaus ins Schillertheater zu Beginn der vergangenen Spielsaison will man „Raus aus der Stadt, rein in den Kiez“, und zwar mit außergewöhnlichen Projekten.
Händels Meisterwerk „Messias“ (1742), eine bewegende Reflexion der christlichen Erlösungsidee, mit einer Spielhandlung zu unterlegen, ist nicht nur außergewöhnlich, sondern sehr mutig, in der Realisierung ein spannender und ein sensationeller Saisonauftakt…
Landshut – „Blumen & Blumenwesen“, Arbeiten von Lea Gudrich und Sieglinde Brams in der Galerie Kunstwerk
Wieder überrascht Galeristin Anke Plath durch die ausgewogene Ästhetik ihrer neuen Ausstellung, in der sie den Bogen zwischen großformatigen abstrakten Bildern und figurativen Kleinskulpturen spannt. Es ist bereits die vierte Ausstellung Lea Gudrichs (*1987) in der Landshuter Galerie Kunstwerk. Sie war von Anfang an dabei und begeisterte durch ihre Kinder- und Tierporträts. Der „Dobermann“ und der „Pinguin“ von Galeristin Anke Plath humorvoll in Baselitz-Hängung auf den Kopf gestellt dokumentieren Lea Gudrichs figurativen Malstil. Sie malt und zeichnet…
Berlin – Arthur Millers „Tod eines Handlungsreisenden“ im Berliner Ensemble
Schon 75 Jahre alt ist Arthur Millers Drama über den „Tod eines Handlungsreisenden“ und mehr denn je erschreckend aktuell. Der Traum vom „American Way of Life“ war und ist eine Seifenblase. Das herauszukristallisieren gelingt unter der Regie von Max Lindemann mit verblüffend einfachen Mitteln. Zwei Fenster mit Gardinen, davor ein schlichter Küchentisch mit nur drei Stühlen genügt die desolate Lage des unteren Mittelstandes, der ins Chaos abrutscht, zu charakterisieren. Ordentlich, aber ärmlich, ein Haus auf jahrelanger Schuldenbasis und ein reparaturanfälliges Auto, der Vater als Vertreter erfolglos, dann arbeitslos und beide Söhne Loser, doch das Versagen liegt nicht in der DNS der Familie…
Tirol/Erl – „Ausklang“ – das „Ernte-Dank-Wochenende“ der „Tiroler Festspiele Erl “ im Herbst neu konzipiert
©Alexander Kofler
Wagner trifft auf Tango, Minimal Music auf Steirische, Schubert auf Folk, das traditionelle Ernte-Dank-Festival der „Tiroler Festspiele Erl“ wird unter der neuen Intendanz von Kaufmann neu programmiert. Zum ersten Mal wird es als Wechselspiel zwischen Dorf und Welt präsentiert, kuratiert von Andreas Schett, Trompeter, Komponist und künstlerischer Leiter der Ostiroler Musicbanda Franui, eine spannende Mixtur zwischen Klassik, Volks- und Popularmusik…