Regensburg – Wagner Moreiras Choreographie „Transit“ – eine explosive Suche nach Liebe zwischen den Welten und ihren Kulturen

Tanzkritik "Transit" im Theater Regensburg präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Eine Tür öffnet sich. TänzerInnen kommen zögernd, staunend auf die Bühne, gruppieren sich zu den melancholischen Tönen eines Akkordeons, mittendrin die ukrainische Mezzosopranistin Svitlana Slyvia, als mütterliche Ankerfigur in der Brandung der Fremde. „Was ist der Mensch im Exodus?“, fragt der neue Künstlerische Leiter und Chefchoreograf Wagner Moreira in seiner ersten Arbeit für das Theater Regensburg. Seine Antwort „Transit“ oszilliert zwischen Erinnerung an die Heimat und der Freude auf das Neue und Unbekannte, zwischen Ängsten und Hoffnung, Einsamkeit und menschlicher Geborgenheit. Die Heimat ist dort, wo Menschen sind, die man liebt, visualisiert über Tanz und Musik hinaus durch einen raffinierten Bühnenraum, Projektionen und Gesang…

Berlin – Kat Válasturs Performance „Strong Born“ – statt Opferrolle Befreiung durch Rebellion bei „Tanz im August“ 

Tanz im August 2023 "Strong Born" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Drei Tänzerinnen in Trainingsanzügen und Sportschuhen dehnen ihre Muskeln zum wabernden Soundtrack, trinken aus der Wasserflasche, gehen ein paar Schritte, wiederholen ihr Ritual, falten die Handtücher so straff, dass sie wie Opfertische wirken, um dann umso lascher zu Boden zu fallen. Ganz nah verwandeln sich die Frauen zu einer Brunnenskulptur, aus dem das Wasser aus den Flaschen zu Boden plätschert. Opferritual wird spürbar in diesem ausgedehnten Vorspiel, das sich Schritt für Schritt zu einer rebellischen Körperperkussion steigert.

Inspiriert vom Mythos „Iphigenie in Aulis“ und „Anastenaria“, einem traditionellen Barfuß-Feuerlaufritual in Nordgriechenland und Südbulgarien kreierte Kat Válastur ihre Performance „Strong-Born“, benannt nach der Namensbedeutung von „Iphigenie“, die stark, aus einem mächtigen Geschlecht Geborene…

Berlin . „ Shared Landscapes – Sieben Stücke zwischen Wald und Wiese“ – Kunst in freier Natur als synergetische Performance erleben

Berliner Festspiele "Scared Landscapes" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Was passiert, wenn Landschaft zum Theater wird, wenn Kunst die Natur nicht nachahmt, sondern ermöglicht, Natur anders und gemeinsam zu erleben? Womit so manches Sommerprojekt schon im kleinen Maßstab experimentierte, wird jetzt in Berlin als Projekt der Berliner Festspiele zu einem siebenstündigen Halbtageserlebnis…

Berlin – „The Romeo“ – Tanz als Seelenbalsam beim Festival „Tanz im August“ 

Tanzkritik "The Romeo" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de.

Nein, es geht nicht um Shakespeares „Romeo“. Die Choreografie „The Romeo“ präsentiert die Vision eines tänzerischen Pulses der Harmonie, auf den sich unterschiedlichste Menschen aus unterschiedlichsten Kulturen quer durch verschiedene Generationen der Vergangenheit und Zukunft einschwingen könnten, um ihre individuellen Probleme zu verarbeiten, wenn alle anderen Hilfen versagen, nur noch über den Tanz menschliche Gemeinschaft erlebt  werden kann und der Tanz selbst den Weg hinaus aus der Welt erleichtert. 
Trajal Harrell, Hauschoreograf des Dance Ensembles des Züricher Schauspielhauses, realisierte diese Idee mit seinem multikulturellen Ensemble Anfang April in Zürich. Jetzt ist „The Romeo“ als Deutschlandpremiere beim Berliner Tanzfestival zu sehen. Die Konzeption von „The Romeo“ ist so originär nicht, in vielen indigenen Völkern noch präsent, aber die Erweiterung auf multikultureller Ebene hat durchaus visionären Charakter…

Berlin – „Carcaça“ – fulminante Eröffnung des 35. Tanzfestivals „Tanz im August“

Tanzkritik, Tanz im August "Caraca" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Die 35. Version von „Tanz im August“ zeigt einmal mehr die Bedeutung des Tanzes in Berlin. Seit sechs Jahren ist die freie Tanzszene in Berlin über dieses Festival fest verankert. Tanz soll mehr sein als ein rein ästhetisches Vergnügen. Im Fokus stehen unter der neuen Intendanz von Ricardo Carmona gesellschaftliche Probleme. Dazu passt hervorragend Marco da Silva Ferreiras Choreografie „Carcaça“. Mit seinem 8-köpfigen mulitkulturellen Ensemble plus Live-Percussion und -Elektronik gelingt ihm ein 75-minütiges epochenumspannendes Epos beginnend mit einer Robinsonade über Kolonialisierung bis zum revolutionären Befreiungsschlag. Das Ensemble wird rhythmisch zu einer „Carcaça“, einer Karkasse, einem Geschoss…

Berlin – „Tanz im August“ – 35. Internationales Tanzfestival Berlin präsentiert vom HAU Hebbel am Ufer

Tanz im August präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de.

Wenn alle Theater und Opern im August in Berlin Sommerpause machen, wird „Tanz im August“ zum kulturellen Höhepunkt. Unter der neuen künstlerischen Leitung von Ricardo Carmona will das Tanzfestival neue Wege abseits der ausgetretenen Pfade erkunden, starre Vorstellungen von Tanz überwinden und sich gegenseitig bedingende Beziehungen sichtbar manchen. Dazu sind 19 Produktionen an 11 Veranstaltungsorten eingeladen, 5 Premieren, 6 Deutschlandpremieren, 8 Berliner und internationale Koproduktionen und ein Auftragsprojekt mit 22 Berliner KünstlerInnen. Die innovative Exotik der gezeigten Produktionen sind ausgesprochen vielfältig…

München – „Schmetterling“ – Choreografien mit Kultcharakter getanzt vom Bayerischen Staatsballett

Ballettkritik "Schmetterling" in München präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Eine Tänzerin osteopathisch gebückt spaziert in der Pause über die Bühne und verschwindet. Nur zu gern würde sie noch einmal tanzen, verrät ihre witzige Mimik, doch der Körper kann nicht mehr. Oder doch? Von einem jungen Mann zärtlich umarmt und gehoben, gestützt und gedreht, gelingt kurz darauf das Unmögliche, werden Arme und Beine immer gestreckter, kehrt die Anmut der Jugend zurück, wenn auch krakelige Bewegungen, geflexte Füße und gewitzte Mimik dazwischen ganz bewusst den endorphinisierten Zustand parodieren. Mit diesen sich wiederholenden Sequenzen in „Schmetterling“ entstand ein Kultballett, das 13 Jahre später immer noch bejubelt wird.
Mit Standing Ovations feierte das Münchner Publikum den Ballettabend „Schmetterling“, dessen Choreografen die große Kunst beherrschen, zusammen mit dem Ensemble Geschichten zu erzählen. Der Titel lässt buntes Flirren assoziieren, doch die in vorwiegend  Schwarz-Weiß-Kontrasten gehaltenen beiden Choreografien dieses Ballettabends zielen tiefer, werden zur Metapher für die Eckpunkte menschlicher Existenz zwischen Liebe und Tod und die damit verbundenen Transformationen durch die verschiedenen Zeitphasen…

Düsseldorf „Flamenco-Festival 2023“ im tanzhaus nrw

Flamenco-Festival Düsseldorf präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Wie stark sich Flamenco in den letzten Jahren verändert hat, zeigt immer wieder aufs Neue das „Flamenco-Festival“ in Düsseldorf, kuratiert von Juan Carlos Lérida. Hier trifft sich die Avantgarde der FlamencotänzerInnen. Das Publikum erlebt zeitgenössischen Flamenco vom Feinsten und kann gleichzeitig über die Workshops Flamenco in „Theorie und Praxis“ kennenlernen oder sich auf Master-Niveau nach den Rhythmen von Alegria, Taranto und Tango weiterbilden. Das diesjährige Programm ist ausgesprochen interessant…

Berlin – „Ek/Ekman“ – mitreißende Choreografien getanzt vom Berliner Staatsballett in der Deutschen Oper

Tanz "Ek/Ekman" Staatsballett Berlin präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Mit zwei sehr unterschiedlichen Stücken, jedes auf seine Art mitreißend, begeistern die schwedischen Choreografen Mats Ek und Alexander Ekman in der Deutschen Oper mit dem Berliner Staatsballett. Musik, Bewegung und Bühnenbild entwickeln in beiden Arbeiten eine faszinierende Synergie und spannen den großen Bogen zwischen lyrischer Zartheit und furiosem Temperament zu einer optimistischen Grundhaltung gegenüber dem Leben…

Berlin – Emanuel Gat Dance mit „Lovetrain2020“ zu Gast bei den Berliner Festspielen

Emanuel Gat "Lovetrain2020" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Dunkel ist die Bühne, Nebelschwaden steigen auf. Sichtschlitze eröffnen einen voyeuristischen Blick auf glitzernde TänzerInnen adäquat zum Song „Ideas as Opiates“. In wechselnden Gruppierungen erscheinen die KünstlerInnen auf der Bühne und entwickeln mit „Lovetrain2020“ ein tänzerisches Feuerwerk. Choreograf Emanuel Gat lässt damit die Musikepoche von „Tears for Fears“ noch einmal aufleuchten. Mitten in der Pandemie hatte das Tanzmusical 2020 Premiere. Jetzt wurde Emanuel Gats Kompanie beim Gastspiel in den Berliner Festspielen begeistert gefeiert…

Berlin – „Pure Bliss“ getanzt vom Stuttgarter Ballett

Ballettkritik "Pure Bliss" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Sie tanzen klassisch und modern, tanzen auf Spitze, in Socken oder barfuß, flexen witzig die Füße, springen athletisch, rennen gegen Mauern, vertanzen Flirt und Liebe, politische Spannungen und Trennungen und holen „Dornröschen“ in unsere Zeit. Mit drei Choreografien getanzt vom Stuttgarter Ballett begeistert Johan Inger das Berliner Publikum im Tempodrom auf hohem Tanzniveau drei Tage hintereinander…

Berlin – Internationales Festival „Tanz im August“ eröffnet mit australischer Tanzkompanie Marrugeku 

Tanz im August 2022 "Marrugeku" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Der metallisch glänzende Bühnenhintergrund dient als Projektionsfläche des Tanzgeschehens. Es verwandelt sich aus der Schrägluftaufnahme in dokumentarischer Prägnanz in Gefängniszellen, wo indigene Häftlinge und Asylsuchende malträtiert und Aggressionen an Mithäftlingen abreagiert werden. Einschwebende Kronleuchter signalisieren die Gegenwelt der Weißen im Zustand der Dominanz, aber auch des Niedergangs. Zu sphärisch kraftvoller Musik und wuchtigem Sounddesign entwickelt Choreografin Dalisa Pigram die Szenencollage „Jurrungu Ngan-ga/Straight Talk “, die konzeptionell auf Rassendiskriminierung, Gewalt und Kriminalisierung von Underdogs zielt. Sie will „marginalisierten Gruppen eine Stimme verleihen“…

Berlin – Tschaikowskys Märchenballett „Dornröschen“ in der Choreographie von Marcia Haydée

Ballettkritik "Dornröschen" Staatsballett Berlin präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Carabosse, die böse Fee, ist das Ereignis in der neuen „Dornröschen“-Choreographie von Marcia Haydée, die jetzt auch an der Deutschen Oper zu sehen ist. Für sie ist Carabosse das Zentrum und sie kann „Dornröschen“ nur choreographieren, wenn im Haus ein Tänzer die Rolle der Carabosse tanzen kann, ganz zu schweigen von der aufwändigen Inszenerierung und dem märchenhaften Bühnenbau. Die Staatsoper Berlin musste 177 Figuren auf die Bühne bringen, 300 Kostüme aus kostbaren Stoffen per Hand anfertigen..