Sie tanzen klassisch und modern, tanzen auf Spitze, in Socken oder barfuß, flexen witzig die Füße, springen athletisch, rennen gegen Mauern, vertanzen Flirt und Liebe, politische Spannungen und Trennungen und holen „Dornröschen“ in unsere Zeit. Mit drei Choreografien getanzt vom Stuttgarter Ballett begeistert Johan Inger das Berliner Publikum im Tempodrom auf hohem Tanzniveau drei Tage hintereinander…
Tanz
Berlin – Internationales Festival „Tanz im August“ eröffnet mit australischer Tanzkompanie Marrugeku

Der metallisch glänzende Bühnenhintergrund dient als Projektionsfläche des Tanzgeschehens. Es verwandelt sich aus der Schrägluftaufnahme in dokumentarischer Prägnanz in Gefängniszellen, wo indigene Häftlinge und Asylsuchende malträtiert und Aggressionen an Mithäftlingen abreagiert werden. Einschwebende Kronleuchter signalisieren die Gegenwelt der Weißen im Zustand der Dominanz, aber auch des Niedergangs. Zu sphärisch kraftvoller Musik und wuchtigem Sounddesign entwickelt Choreografin Dalisa Pigram die Szenencollage „Jurrungu Ngan-ga/Straight Talk “, die konzeptionell auf Rassendiskriminierung, Gewalt und Kriminalisierung von Underdogs zielt. Sie will „marginalisierten Gruppen eine Stimme verleihen“…
Vorankündigung – „12. stuttgarter flamenco festival“

Spanien kommt nach Stuttgart. Eines der wenigen Flamencofestivals, die in Deutschland noch stattfinden, beginnt in der ersten Woche der großen Ferien in Baden-Württemberg. Das Publikum erwartet ein ausgefallenes und vielseitiges Programm mit attraktiven KünstlerInnen im Theater Stuttgart und verschiedenen Workshops…
Berlin – Tschaikowskys Märchenballett „Dornröschen“ in der Choreographie von Marcia Haydée

Carabosse, die böse Fee, ist das Ereignis in der neuen „Dornröschen“-Choreographie von Marcia Haydée, die jetzt auch an der Deutschen Oper zu sehen ist. Für sie ist Carabosse das Zentrum und sie kann „Dornröschen“ nur choreographieren, wenn im Haus ein Tänzer die Rolle der Carabosse tanzen kann, ganz zu schweigen von der aufwändigen Inszenerierung und dem märchenhaften Bühnenbau. Die Staatsoper Berlin musste 177 Figuren auf die Bühne bringen, 300 Kostüme aus kostbaren Stoffen per Hand anfertigen..
Braunschweig – „Flamenco Superhéroes de Baile 2.0 Next Generation“ im Ku-Fa-Haus

Rüschenkleider, Fächer, Kastagnetten – das durch den Massentourismus verbreitete Klischee von Flamenco grassiert immer noch um die Welt. Doch diese Folklore-Version hat sich schon in den 1990er Jahren mit den spektakulären Auftritte von Joaquín Cortés weiterentwickelt, als er mit nacktem Oberkörper, einer unkonventionellen Synthese aus Modern Dance, Klassischem Ballett und Flamenco weltweit das Publikum begeisterte. Wegen seines extrovertierten Tanzstils mitunter sehr kritisiert öffnete er doch die Tür für weitere Experimente. Diese zeigt die Ausstellung „Flamenco Superhéroes de Baile 2.0 Next Generation“. 2020 war sie in Sevilla zu sehen, jetzt wird sie in Braunschweig präsentiert…
Regensburg – Uraufführung „Mozart Mozart“- ein Tanzabend von Luca Signoretti und Georg Reischl

Mozarts erster Auftritt mit fünf Jahren war ein Tanz, wenige Monate später debütierte er am Klavier. Die Musik machte ihn berühmt. Der Tanz inspirierte ihn immer und war ihm persönlich die liebere Muse. Mit „Mozart Mozart“ entdecken die Choreografen Luca Signoretti und Georg Reischl unter den vielen Mozartklischees eine neue, sehr originäre Facette, ganz nach der Einsicht „Jede Zeit kreiert ihren eigenen Mozart“…
München – „Passagen“ – Eröffnung der Münchner Ballett-Festspielwoche mit fulminanten Uraufführungen von Dawson und Goecke und einer Neueinstudierung von Ratmansky

Mit „Passagen“, Reisen durch verschiedene Choreografiestile und Betrachtungsweisen des Lebens, fand die Münchner Ballettfestwoche ein vortreffliches Motto für höchst expressive Tanzkunst. Mit der Neueinstudierung von Alexei Ratmansky „Bilder einer Ausstellung“, umrahmt von den Uraufführungen David Dawsons „Affairs of the Heart“ und Marco Goeckes „Sweet Bones´ Melody“ gelang ein spektakulärer Auftakt, dem in dieser Woche die Höhepunkte des Repertoires 2021-22 mit mehreren Rollendebüts folgen…
Tanz – Uraufführung von Sasha Waltz’ „Sym-Phonie MMXX“ in der Berliner Staatsoper als Epos der Menschheitsgeschichte

„Wir verurteilen den Krieg in der Ukraine. Die Waffen müssen schweigen. Der Traum von Freiheit und Demokratie ist unzerstörbar…Der Krieg muss aufhören im Namen der Menschlichkeit“, fordert das Berliner Staatsballett anlässlich der neuesten Uraufführung. Und genau dieser Schrecken menschlicher Dualitäten, immer wieder kontrastiert von der Idee eines „Zusammen-Klangs“ der Gegensätze bringt Sasha Waltz in ihrer Choreografie „Sym-Phonie MMXX“ auf die Bühne. 21 TänzerInnen formieren sich in immer neuen Konstellationen zur sphärenhaften Musik Georg Friedrich Haas, die er eigens für dieses Projekt komponierte, eine Sonate mit „vielen kleinen Geschichten“, die sich fortsetzen und wiederholen.
Der heftige Buhschrei zeugt nur vom völligen Unverständnis und verliert sich schnell im jubelnden Applaus für eine Uraufführung, die schon lange geplant, wegen Corona verschoben, durch die derzeitige politische Situation einen ganz aktuellen Bezug findet, kaum an den im Programmheft angekündigten digital provozierten Transformationsprozess denken lässt, sondern an das Kriegsgeschehen in der Ukraine. Vor diesem Hintergrund sind selbst musikalisch bedingte Längen und Wiederholungsstrukturen, vor allem die Phasen der Stille als Ausdruck von tabula rasa sehr authentisch. Durch das exzellente Zusammenspiel von Tanz und Musik, Bühne, Kostümen und Licht entsteht eine Symphonie des 21. Jahrhunderts, ein Epos der Menschheitsgeschichte, das den Menschen regelrecht vertreibt…
München – „Cinderella“ im Staatsballett online

Der angekündigte Livestream von „Cinderella“ heute Abend, 5. März, entfällt wegen verletztungsbedingten und einigen Corona-Ausfällen…
Vorankündigung – „Cinderella“ aus dem Münchner Staatstheater online

In diesen schweren Tagen eröffnet der Blick auf alte Geschichtsprototypen wie „Cinderella“ wider alle Logik Hoffnung und Kraft, dass sich das Gute durchsetzen kann. Als Vorgeschmack auf die Ballettwoche 2022 im Nationaltheater München, die am 26. März beginnt, gibt es am Samstag 5. März „Cinderella“ auf staatsoper.tv. ab 19:30 Uhr online zu sehen. Die Kunst erhält den Glauben an die Schönheit des Lebens…
Hannover – „Think Big 2022“ Residenzprogramm für junge ChoreografInnen

Ein Engagement gleich an einem Staatsballett, davon träumen viele junge ChoreografInnen. Über das Tanzstipendium „Think Big“ ist das durchaus realisierbar. Zum achten Mal findet dieses Jahr dieses begehrte Residenzprogramm am Staatsballett Hannover statt…
Amsterdam – VIII Flamenco Biennale 2021 – ein Rückblick

Fast einen ganzen Monat lang Flamenco? Das gibt es in Mitteleuropa nur in den Niederlanden und in Belgien. Vom 7. bis 28. November wurden in zehn Städten hochaktuelle Darbietungen von Profis der Flamencoszene gezeigt Tausende von Besuchern waren begeistert live und online…
München – Deutschlandpremiere von Wheeldons Ballett „Cinderella“ getanzt vom Staatsballett

Unter dem großen Wolkenhimmel spürt man Cinderellas Einsamkeit, als sie ihre Eltern verliert. Hinter dem Grabstein wächst ein Baum. Er spiegelt die Jahre, die vergehen. Während Cinderella sich zu einem grazilen, junges Mädchen entwickelt, entfaltet der Baum eine wunderschöne Krone, die sich, durch Lichteffekte animiert, bewegt. Er wird zur Metapher für Cinderellas schöne Seele, die in Harmonie mit der Natur Energie und Anmut entwickelt. Christopher Wheeldon beweist sich mit dieser Choreographie einmal mehr als ein exzellenter Geschichtenerzähler…
Berlin – „Dawson“ – Staatsballett Berlin tanzt zum ersten Mal Choreografien von David Dawson in der Deutschen Oper

Wie gelingt es das klassische Ballett weiterzuentwickeln? Dieser großen Herausforderung stellt sich David Dawson. Er will nicht in Nostalgie oder Renaissance verharren, sondern den klassischen Tanz erneuern. Und es gelingt ihm. Standing Ovations gab es bei der Premiere in der Deutschen Oper Berlin für seine beiden neuen Choreographien „Citizen Nowhere“ und „Voices“, die er während des Lockdowns mit den TänzerInnen des Staatsballetts Berlin einstudiert hatte. Seine Bewegungssprache zu moderner Musik, eigens für die Choreographien komponiert, beweist, dass die Fusion von klassischer Tanztechnik und -ästhetik, befreit von rein dekorativer Schönheit, gerade durch die Fusion mit modernen Ausdrucksformen eine ungewöhnlich existenzielle Kraft entwickeln kann, zumal beide Choreographien auf das Wesen der menschlichen Sehnsucht fokussieren …
Berlin – „Arise“ – gigantische Revue-Show im Friedrichstadt-Palast
Es glitzert und funkelt, exotische Schönheiten ohne Ende, eine Bühne, die in den Abgrund verschwindet, um gleich in luftigen Höhen zu schweben, poetische Lichtspiele, Tanz und Musik, ein Riesenorchester verteilt über die Bühnenbauten und akrobatische Höchstleistungen. Mit „Arise“ übertrumpft das Produktionsteam sogar die hochbejubelte „Vivid“-Show davor. Für elf Millionen muss schließlich auch etwas geboten sein.
Die Pandemie verzögerte die Welturaufführung von „Arise“ um ein Jahr. Jeder Monat kostete zusätzlich 100000 €. Ohne staatliche Unterstützung hätte das Veranstaltungsunternehmen nicht überlebt, ganz abgesehen von den Komplikationen 100 KünstlerInnen aus 26 Nationen in Covid-Zeiten einreisen zu lassen und zu koordinieren. Um so treffsicherer wirkt der Titel „Arise“. Auferstehen! Nach der Krise beginnt ein neues Leben für die größte Schaubühne der Welt mit 1900 Plätzen, wovon derzeit allerdings nur zwei Drittel belegt werden dürfen. Die Unterhaltungsgigantonomie ist nicht zuletzt wegen der Location im Friedrichstadt-Palast auf jeden Fall ein Erlebnis der ganz anderen Art und lässt in wenigen Minuten den Alltag vergessen…