München – Mozarts „Cosi fan tutte“ in der Staatsoper überzeugend gesungen und spritzig inszeniert

Opernkritik "Cosi fan tutte" in der Münchner Staatsoper präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

„So sind sie alle“ Männer wie Frauen. Schon zu Mozarts Zeiten war die sexuelle Begier zuweilen größer als die Liebe. Was ist überhaupt Liebe? Mozarts „Cosi fan tutte“ ist ein Lehrstück über „Die Schule der Liebe“. 
Unter der musikalischen Leitung Vladimir Jurowskis und der Regie von Benedict Andrews gelingt eine unterhaltsame und witzige Version in moderner Optik, nicht die erste Inszenierung in dieser Richtung, aber eine besonders amüsante flotte und kurzweilige…

München – Igor Strawinskys „The Rake´s Progress“ („Die Karriere eines Wüstlings“) im Gärtnerplatztheater

Opernkritik von Strawinky "The Rake's Progress" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

„The Rake´s Progress“ ist die einzige Oper Igor Strawinskys. 1951 in Venedig uraufgeführt blieb es ein umstrittenes Werk am Wendepunkt seines neoklassizistischen Schaffens hin zur Moderne. Strawinsky, Komponist berühmter Ballettmusiken, will das Werk als Oper verstanden wissen, setzt bewusst Koloraturarien und Rezitative ein und zielt vor allem darauf den englischen Sprachklang musikalisch zur Wirkung zu bringen. 
Das Kaleidoskop verschiedener musikalischer Stilrichtungen setzt der britische Regisseur und Choreograph Adam Cooper very british durch einen poppigen Stilmix der Londoner 1980er Jahre um, inklusive Luxuslimousine auf der Bühne. Das Ergebnis ist mehr Revue als Oper, mehr Gag als Tiefgang…

Landshut – „Im weißen Rößl“ als amüsante Parodie im Landestheater Niederbayern

Operette "Im weißen Rößl" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

In knallbunter Kulissenlandschaft, in herrliche Lichtstimmungen getaucht, die Einheimischen im Dirndl und Lederhosen, die Berliner Gäste in schwingenden Sommerkleidern und Anzügen reanimiert Urs Häberli Ralph Benatzkys „Im weißen Rössl“ als Bayern trifft Berlin zu einem amüsant parodistischen Operettenabend. Kein Klischee, kein Evergreen wird ausgelassen, bis die drei Liebespaare vergnügt den Verlobungswalzer tanzen. Das Ensemble spielt und singt mit sichtlichem Vergnügen und das Publikum, immer begeisterter, klatscht schließlich fast nach jeder Szene…

München – Bayerische Staatsoper glänzt durch Auszeichnungen – „Orchester des Jahres 2022“ und „Inszenierung des Jahres 2022“ 

Auszeichnungen "Orchester, Sänger, Inszenierung des Jahres 2022" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Das Bayerische Staatsorchester ist zum 8. Mal in Folge zum „Orchester des Jahres“ gekürt worden. Als eines der ältesten und traditionsreichsten Orchester der Welt ist das Bayerische Staatsorchester aus der Münchner Hofkapelle hervorgegangen. Seine Ursprünge lassen sich ein halbes Jahrtausend bis ins Jahr 1523 zurückverfolgen…

Berlin – Luigi Nonos Oper „Intolleranza“ an der Komischen Oper – eine ungewöhnliche Inszenierung

Opernkritik Nonos "Intolleranza" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Mit einer Schnee-Eis-Landschaft im Parkett überrascht das neue Intendantenpaar Susanne Moser und Philip Bröking bei der ersten gemeinsamen Premiere. Ganz in Weiß gehüllt bis hinauf zu den Rängen wirkt der Zuschauerraum zur Metapher vereister Menschlichkeit. Einige Besucher sitzen am Rand des Parketts in weißen Hemdchen als Erweiterung der Eiswüste, alle anderen auf der Bühne und im ersten Rang. Das Orchester mit 12 SchlagzeugerInnen logiert darüber im zweiten Rang. Das hat Wucht und wird unter der musikalischen Leitung von Gabriel Feltz und Regie von Marco Štorman zu einem einmaligen Opernerlebnis…

München – Philip Glass’ Oper „Akhnaten“ als Inszenierung der Opera Incognita im Museum Ägyptischer Kunst 

Philip Glass' "Akhnaten" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Und wieder entdeckt die Opera Incognita einen ungewöhnlichen Aufführungsort in München. Perfekt passt Philip Glass’ Oper „Akhnaten“, deutsch „Echnaton“ (1984) nach „Einstein on the Beach“ (1975) und „Satyagraha“ über Mahatma Gandhi(1979) mit dem ägyptischen Sonnenkönig „Echnaton“ die letzte seiner Porträt-Trilogie. Gemeinsamer Nenner sind die Visionen dieser Persönlichkeiten, mit denen sie eine historische Zeitenwende einleiteten. Unter der Regie von Andreas Wiedermann und der musikalischen Leitung von Ernst Bartmann verdichten sich die zwölf Szenen in eine hochdramatische Choroper, in der sich die ruinösen Visionen von heute widerspiegeln und Philip Glass’ minimalistischer Musik durch optische Bewegungsakzente eine unerwartete Dynamik verleihen…

Salzburger Festspiele 2022 – Mozarts „Die Zauberflöte“ als Coming-Up-Geschichte im Traumformat um militärische Ebene erweitert

Opernkritik Salzburger Festspiele 2022 "Die Zauberflöte" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Und immer wieder funktioniert die Idee, sperrige Opernhandlungen über ein geschicktes Oszillieren zwischen Realität und Traumwelt in eine selbstverständliche Logik zu bringen. Dass Lydia Steiers Version bei den Sommerfestspielen 2018 jetzt noch einmal als Neueinstudierung mit einigen Aktualisierungen auf dem Programm steht, überrascht. Lust auf kurzweilige Unterhaltung oder Sparmaßnahmen, das sei dahingestellt. Das Premierenpublikum war auf jeden Fall von diesem Traumspektakel, Märchen, Posse, Helden- und Mythenparodie zugleich, begeistert…

München – Richard Strauss’ „Capriccio“ in der Bayerischen Staatsoper funkt nicht wirklich

Opernkritik "Capriccio" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Krieg war bei der Uraufführung in München 1942. Krieg herrscht in der Ukraine jetzt bei der deutschen Premiere von Richard Strauss’ letzter Oper „Capriccio“. Was 1942 angesichts sich abzeichnenden Niedergangs in Stalingrad noch als sensationelle Unterhaltungsoper gefeiert wurde, wirkt heute etwas blutleer, obwohl die Inszenierung, eine Produktion der Opéra National de Lyon in Koproduktion mit La Monnaie Brüssel immer wieder spannende Szenen entwickelt und das aufwändige Bühnenbild als Längsquerschnitt des Prinzregententheaters inklusive Bühne, Unterbühne, Parkett und Logen raffinierte Ortswechsel ermöglicht…

Landshut – Verdis „Die Macht des Schicksals“ bei den Burgenfestspielen des Landestheaters Niederbayern 

Opernkritik von Verdis "die Macht des Schicksals" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Schon die Ouvertüre lässt aufhorchen. Unter dem temperamentvollen Dirigat von Basil H. E. Coleman drängt die Niederbayerische Philharmonie voran und lässt Verdis mitreißendste Komposition zwischen wunderbaren Kantilenen, militärischen Märschen, religiösen Chorälen aufleuchten. Die Klarinette spielt wunderschön die dunkel gefärbte melancholische Grundstimmung an, abgelöst von der ersten Geige in den helleren Motiven und später immer wieder durch atmosphärische Harfenpassagen. 
„La forza del destino“, ein Auftragswerk für die Petersburger Oper, gilt als Verdis experimentellste Oper. Abseits der großen Opernbühnen konnte er eine neue Dramaturgie weg vom italienischen Drama und der französischen Grand opéra ausprobieren. Auf der Basis des spanischen Schauspiels von Duque de Rivas „Don Alvaro o La fuerza del sino“schuf er ein überbordendes Werk losgelöst von der Einheit von Zeit, Ort und Handlung mit großen Genreszenen über viele Jahre hinweg, in denen auch die Nebenrollen gebührend zur Wirkung kommen…

München – Krzysztof Pendereckis „Die Teufel von Loudun“ in der Staatsoper 

Opernkritik Pendereckis "Die Teufel von Loudun" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Exorzismus und Folter zu Beginn der diesjährigen Münchner Opernfestspiele ist schon eine klare Ansage. Man will nicht bespaßen, sondern auf die Unmenschlichkeit von Systemen verweisen. Schon mit Schostakowitschs „Die Nase“ gelang Intendant Serge Dorny ein klares Statement gegen diktatorische Macht und Mitläufer. Jetzt konfrontiert er mutig das Münchner Opernpublikum mit Pendereckis „Die Teufel von Loudun“ statt es ihn Belcanto einzuhüllen. Musikalische Leitung, Vladimir Jurowski, und Inszenierung, Simon Stone, sind exzellent. Der Beifall bleibt erst relativ verhalten, steigert sich, als das Ensemble auf die Bühne kommt. Warum es nicht wirklich funkt, liegt an der Oper…

Berlin – Schrekers „Der Schatzgräber“ – eine Entdeckung an der Deutschen Oper

Opernkritik Schreker "Der Schatzgräber" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Schreker selbst ist „Der Schatzgräber“. Man muss die Zeit miteinbeziehen, als er diese Oper 1916 – 1918 mitten im Ersten Weltkrieg komponierte, um dieses höchst symbolische Werk zu verstehen. Der Märchenstoff decouvriert sich als Horrorgeschichte, statt Happyend Tragik. Schreker gräbt nach den musikalischen Schätzen seiner Epoche zwischen Impressionismus und Expressionismus, Symbolismus und Futurismus, führt sie zusammen, um seine Botschaft zwischen lyrischer Zartheit und apokalyptischer Wucht zu entfalten. Fehlt das Schöne, siecht der Mensch dahin. Die Handlung, mag sie auch spannende Moritat sein, ist sekundär. Im Vordergrund stehen die Seelenstimmungen infolge des Krieges, die Suche nach der verlorenen Schönheit, die durch das Neue nicht zu ersetzen ist, das Dahinwelken, wenn den Menschen die energetische Kraft der Liebe und das damit verbundene positive Lebensgefühl entzogen wird. 
Christof Loys Inszenierung bettet diese Botschaft in wunderbar traumatisch laszive Bilder, in denen materielle Gier und sexuelle Begierde der Liebe den Raum entziehen… 

München – „Bo Skovhus“ als bayerischer Kammersänger ausgezeichnet

„Bo Skovhus“ als bayerischer Kammersänger präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Bayerischer Kammersänger oder bayerische Kammersängerin wird man nur auf Vorschlag der Bayerischen Staatsoper durch Ernennung seitens des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst. Voraussetzung sind vorragende künstlerische Leistungen und eine Präsenz von mindestens fünf Jahren. Jetzt wurde dem dänischen Bariton Bo Skovhus (*1962) diese Ehre zuteil…

Bayreuth – Glucks „Alceste“ in einer mitreißenden Version bei den Gluckfestspielen im Markgräflichen Opernhaus

Opernkritik Gluckfestspiele 2022 "Alceste" präsentierst von www.schabel-kultur-blog.de

Mit mitreißend tänzerischer Dynamik, überaus subtil und transparent dirigiert, gespielt und gesungen entdeckt Michael Hofstetter in einer Koproduktion mit dem Theater Pilsen als Höhepunkt der diesjährigen Gluckfestspiele den Reiz der schlichten italienischen Urfassung von „Alceste“ (1767), mit der Gluck den Weg zur Reformoper beschritt…

München – Berlioz’ „Les Troyens“ in der Bayerischen Staatsoper langweilt

Opernkritik Berlioz "Les Troyens" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Mit Spannung erwartet, enttäuschte die Premiere von Berlioz. Die letzte Inszenierung von „Les Troyens“ in der Bayerischen Staatsoper München liegt 20 Jahre zurück. Einen derartigen Buhsturm für die Regie gab in der Staatsoper schon lange nicht mehr zu hören. Mit homophilen Softpornos im Großformat konfrontiert zu werden war nicht nur in Anbetracht des hohen Durchschnittsalters des Publikums auch jüngeren Zuschauern des Guten zu viel, anderes fehlte. Christophe Honoré vermied bei seinem Regiedebüt in München zwar jegliche historische Verkitschung und hollywoodmäßigen Bombast, doch seine statischen Bildwelten, selbst die beiden Tanzszenen, egal ob aufgesetzt surreal oder lasziv erotisch, bewirkten statt Emotionalisierung und detaillierter Figurenzeichnung nur zunehmende Langeweile…

Gluckfestspiele – „Orpheus und Eurydike“ in der Tanzversion von Pina Bausch

Opernkritik "Orpheus und Eurydike" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Eigens für die Festspiele wurde Pina Bauschs Tanzoper „Orpheus und Eurydike“ mit größtmöglicher Authentizität neu einstudiert. Josephine Ann Endicott, einst Tänzerin, jetzt die künstlerische Leiterin, bekannte: „Die Bewegungen sind noch in mir gespeichert. Mein Körpergefühl kann sie noch gut zeigen, darum brauche ich kein Regiebuch.“