Berlin – Herzerfrischende Kinderoper „Nils Holgerssons wunderbare Abenteuer“ nach dem Roman von Selma Lagerlöf in der Komischen Oper

Opernkritik von "Nils Holgerssons seltsamen Abenteuern" in der Komischen Oper Berlin präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Komische Oper, Foto: Jaro Suffner

In faszinierend atmosphärischen Bildern inszeniert Ruth Brauer-Kvam die Uraufführung von „Nils Holgerssons seltsamen Abenteuer“ an der Komischen Oper. Schon 1907/08 von Selma Lagerlöf geschrieben hat die Geschichte bezüglich seiner Achtsamkeit gegenüber der Natur und der Selbstfindung eines Jungen zwischen lethargischer Trotzphase und mutigem Mitgefühls nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Kraftvoll lautmalend und gleichsam subtil von der usbekisch-australischen Komponistin Elena Kats-Chernin vertont und durch Susanne Felicitas Wolfs flottes Libretto kindgemäß frech getextet wird Oper zum Generationen verbindenden Erlebnis. 

Durch originelle Choreografien in flatternden Kostümen mit effektivollen Schattenwirkungen suggeriert die Inszenierung märchenhafte Situationen. Fliegend weitet sich Nils Holgerssons Horizont. Die Welt um ihn herum wird immer größer. Riesig sind die Schilfhalme im Brutgebiet der Moorhühner und bei den Landungen in unbekannten Gebieten kommen immer neue Abenteuer auf ihn zu. Er rettet seine Freunde die Wildgänse vor dem listigen Fuchs, vor Unmengen von Ratten und die Moorhühner vor dem herrschsüchtigen Adler und den rücksichtslosen Menschen. Durch Mitgefühl und Mut findet Nils Holgersson ein neues Selbstbewusstsein, mit dem er zu den Eltern zurückkehrt. 

Selbst die kleinsten Zuschauer sind voll konzentriert dabei. Auch wenn der Text nicht immer ganz verständlich ist, kommt jeder durch die großartig gestalteten Szenen mit. Gesang und Musik, Tanz und Spiel bauen Spannung und Freude über den Sieg des Guten auf, was nur  durch Kompromisse möglich ist. Selbst die Tiere verändern sich. Der schlaue Fuchs wird Vegetarier, der selbstherrliche Adler gibt seine Beute des Friedens willen wieder her und die Menschen lassen den Tieren den Raum, den sie brauchen.

Wie in Selma Lagerlöfs Roman stehen die Werte des Miteinander von Mensch und Natur im Mittelpunkt. Die klaren Stimmen der SolistInnen, des Kinderchores und das Orchester, sehr klangschön von Erina Yashima dirigiert, schaffen das Ambiente, oszillieren zwischen kurzen Arien, Musicaltanzeinlagen und Nummernrevue. Das alles ist durchaus klassisch konventionell und kommt gerade deshalb bei den kleinen Besuchern bestens an. Mit solchen Aufführungen begeistert man Kinder für die Oper. 

Opernkritik von "Nils Holgerssons seltsamen Abenteuern" in der Komischen Oper Berlin präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Applausfoto©Michaela Schabel

Künstlerisches Team: Erina Yashima (Musikalische Leitung), Ruth Brauer-Kvam (Regie), Alfred Peter (Bühnenbild), Alfred Mayerhofer (Kostüme), Johannes Scherfling (Licht), Maximilian Hagemeyer (Dramaturgie), Martina Borroni (Choreografie), Dagmar Fiebach (Kinderchor)

Es singen in den Hauptrollen: Caspar Krieger (Nils Holgersson), Ferdinand Keller, Edvard Lee (Gänserich Marten), Sylvia Rena Ziegler (Leitgans Akka), Johannes Dunz, Timo Schabel (Fuchs)