Julia Reindl „KieferYoga“

Buchkritik "KieferYoga" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Obwohl der Kiefer als Symbol unserer Selbstbestimmtheit gilt, ist er in der Regel ein völlig vernachlässigter Körperteil. „Sich in etwas verbeißen“ oder „verbissen an etwas arbeiten“ lassen mehr seine negative Optik assoziieren. Generell wird viel zu wenig reflektiert, wie wichtig ein ausbalancierter Biss ist. Zähneknirschen, Schmerzen im Kiefergelenk, selbst in den Ohren, im Augen- und Rückenbereich können durch eine falsche Zungenhaltung bedingt sein. 
Julia Reindl litt selbst unter Kieferschmerzen, die sie durch die Veränderung der Zungenposition beseitigen konnte. In ihrem Buch „KieferYoga“ zeigt sie, woran man eine ausbalancierte Kiefernstellung erkennt, vor allem was man machen muss, um sie zu erreichen…

Susanne Huber „Asperger als Chance. Die besonderen Fähigkeiten von Menschen mit Asperger erkennen und stärken.“

Buchkrtik "Asperger als Chance" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

An sich ist es ein gutes Zeichen, dass auffällige Symptome immer besser diagnostiziert werden, leider aber in der Regel immer negativ als Makel im Rahmen der sozialen Erwartungshaltungen. Gerade bei den „Aspergern“ scheint sich die Perspektive zu ändern. Mit „Asperger als Chance“ hebt auch Dr. Susanne Huber das Positive des Asperger-Syndroms  hervor…

Christian Dürnberger „Die Nacht der Fragen und der Morgen danach. Ein Roadtrip durch die Geschichte der Philosophie“

Buchrezension "Die Nacht der Fragen und der Morgen danach" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Sehr ungewöhnlich konzipiert präsentiert Christian Dürnbergers neues Buch „Die Nacht der Fragen und der Morgen danach“ eine spannende Mischung aus Erzählung und Sachbuch. Beides zusammen ergibt eine spielerisch unterhaltsame Einführung in das anspruchsvolle Thema der Philosophie…

Christian Gerhaher „Lyrisches Tagebuch – Lieder von Franz Schubert bis Wolfgang Rihm

Buchrezension "Lyrisches Tagebuch" von Christian Gerhaher präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Lieder sind Gedichte. Beides zu verstehen ist Christian Gerhahers Arbeit. Daraus entstand auf der Basis von viel Erfahrung, Wissen und Überlegung sein sehr profundes „Lyrisches Tagebuch“, in dem er „Lieder von Franz Schubert bis Wolfgang Rihm“ analysiert. Er erklärt die Zusammenhänge zwischen Text und Musik, interpretatorischer Distanz und Nähe, gesanglichem Erzählen und Erleben. Diese Essaysammlung über Christians Gerhahers Arbeit mit und an dem Lyrischen zu lesen ist ein sprachlicher und erkenntniserweitender Genuss, wenn man sich für dieses Genre interessiert und Freude an komplex rhythmisiertem Satzbau hat…

Sandra Kegel (Hrsg.) – „Prosaische Passionen. Die weibliche Moderne in 101 Short Storys“

Buchrezension "Prosaische Passionen" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Wie vielfältig ab 1900 Weltliteratur auch von Frauen geschrieben wurde, beweist Sandra Kegels einzigartige Anthologie „Prosaische Passionen. Die weibliche Moderne in 101 Short Storys“. Aus 25 Sprachen übersetzt entfaltet sich weiblicher Erzählkunst in global kultureller Vielschichtigkeit. Die Texte stammen von bekannten Literatinnen und von Frauen, die man durch dieses Buch entdecken kann…

Leonid Wolkow – „Putinland“ 

Buchkritik "Putinland" präsentiert von www.schabel-kultur-land.de

Mit den gigantischen Rohstoffreserven hätte Putin Russland Wohlstand und eine innovative Weiterentwicklung bringen können. Aber seine Vision die ehemaligen Sowjetrepubliken wieder einzusammeln, brachte nur ein ums andere Mal Krieg. Statt Korruption zu stoppen, machte er die Oligarchen von sich abhängig, sammelte hinter den Kulissen ein immenses Vermögen an und ließ sich am Schwarzen Meer auf einem Areal in etwa so groß wie Oberbayern einen Palast nach italienischem Vorbild bauen. Wie Russland zum „Putinland“wurde, beschreibt Leonid Wolkow, einst Chef von Nawalnys Wahlkampfkampagne aus der kritischen Perspektive eines Oppositionellen. Er will die richtigen Fragen stellen, damit der Leser Russland besser verstehen lernt…

Rutger Bregman „Im Grunde gut. Eine neue Geschichte der Menschheit“ – Unser Menschenbild ist reif für eine Überarbeitung

Buchkritik Rutger Bregman „Im Grunde gut. Eine neue Geschichte der Menschheit“ präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Mit seinem Buch „Im Grunde gut“ will er den Mythos vom Bösen widerlegen.  Nur Vertrauen und Kooperation ermöglichen den Fortschritt. Er zeigt, dass Pessimisten falsch liegen und beschreibt „Eine neue Geschichte der Menschheit“. Das überzeugt durchaus in den Beispielen, die er auswählt, aber es gibt genug andere, die er außer Acht lässt…

Annie Ernaux „Der Platz“

Buchkritik Annie Ernaux "Der Platz" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

„Als Ethnologin ihrer selbst“ bezeichnet sich Anni Ernaux, Jahrgang 1940.  Ihre Texte sind überwiegend autobiografisch geprägt. Gleichzeitig spiegeln sich in ihnen die gesellschaftlichen Unterschiede zwischen proletarischer Unter- und bürgerlicher Mittelschicht der Nachkriegsgeneration, in der sie aufwuchs. Annie Ernaux wurde eine der prägenden Stimmen der französischen Literatur und im Oktober 2022 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Ihre Romane werden sehr unterschiedlich rezipiert, als Wiederholung immer der gleichen Vorführung des Elends kritisiert, andererseits wegen der engen sozialen Verbundenheit zwischen Autorin und Leserschaft sehr gelobt. In ihrem Roman „Der Platz“, 2019 ins Deutsche übersetzt, reflektiert sie in ihrer minimalistischen Art den Lebensweg ihres Vaters…

Mieko Kawakami „Heaven“ – ein Coming-Up-Roman über Mobbing mit philosophischen Fragestellungen

Buchkritik Mieko Kawakami "Heaven" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

„Wir gehören zur selben Sorte.“ Diesen Zettel findet der Erzähler, ein 14-jähriger japanischer Schüler, in seinem Federmäppchen. Er stammt von der Klassenkameradin Kojima, wie er später herausfindet. Beide sind Mobbingopfer und werden auf das Schlimmste malträtiert. 
Sehr subtil schrieb Mieko Kawakami diese Coming-Up-Geschichte, ihren ersten Roman 2009 im Alter von 33 Jahren und traf damit mitten in die Wunde eines hochaktuellen Themas. Aus der gemobbten Perspektive zweier Außenseiter weitet sie den Blick, welche Position man im Leben einnehmen kann oder will und zeichnet gleichzeitig ein Bild von Japans sehr einengender, angepasster Gesellschaft…

Torsten Sträter  „Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen“ – Kabarett in Prosa

Buchrezension Torsten Sträter  „Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen“ präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Seinen postalischen Rückmeldungen nach wird Torsten Sträter als lässiger und eloquenter Typ wahrgenommen. Er selbst ironisiert seine entspannte Ausstrahlung mit der Selbsterkenntnis, ein „ziemlicher Idiot“ zu sein, um den Schwachsinn, den er produziert, zu entschärfen. Aber was er schreibt, slamt, kabarettisch inszeniert trifft mitten die Paranoia heutiger bürokratisch gesellschaftlicher Strukturen. Indem er seine eigenen Blamagen im Alltag offeriert, spiegelt er Facetten, die den Lesern nicht unbekannt sein dürften…

Helene Hegemann „Schlachtensee“ – anspruchsvoll düsteres Psychogramm unserer Gesellschaft

Helene Hegemann "Schlachtensee" präsentiert von www.schabel-kultur-blogd.e

Wortwörtlich ist der Titel zu nehmen. Mit dem Tennisschläger wird ein Pfau erschlagen. Ein Drogendealer erschießt drei Eber. Eine Frau lässt sich mit Fleischerhaken in den Rücken rammen, um sich nach oben ziehen zu lassen. 
Apokalyptische Nachtstimmung signalisiert, dass ein Mann endgültig von seiner Frau verlassen wird. Ein Drucker kopiert Kunstwerke mit Aura und Patina des Originals und schafft damit singuläre Kunst ab.
Helene Hegemann beweist diesbezüglich das Gegenteil. Mit ihren neuen 15 abstrusen Geschichten mitten aus dem Leben bestätigt sie einmal mehr ihren Ruf eine exzellente Erzählerin zu sein, allerdings bestimmt nicht für jedermanns Geschmack. Aus alltäglichen Situationen entwickelt sie radikal brutale Geschichten, die verstören, ganz genau gelesen werden wollen, damit sie sich erschließen…

Steven Derix, Marina Shelkunova „Selenskyj – Die ungewöhnliche Geschichte des ukrainischen Präsidenten“

Buchkritk Selenskyj. Die ungewöhnliche Geschichte des ukrainischen Präsidenten" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Eine bittere Bilanz für Wolodymyr Selenskyj. 2019 gewann er den Wahlkampf und wollte als neuer Präsident der Ukraine als wichtigstes Ziel die Korruption bekämpfen und die Ukraine in eine wohlhabende Nation verwandeln. Seine Visionen machte der russische Angriffskrieg zunichte. Selenskyj zeigt sich seitdem als beharrlicher Kämpfer und kluger Kriegsstratege. Russlands beabsichtigter Blitzkrieg scheiterte, aber kriegerische Alltag fordert Verluste auf allen Ebenen. 
Die Biografie „Selenskyj – Die ungewöhnliche Geschichte des ukrainischen Präsidenten“ ist keine wissenschaftliche Publikation, aber verweist mit eine, 18-seitigen Quellenverzeichnis auf umfangreiche Recherchen. Die Biografie liest sich spannend wie ein Krimi. Wer sie gelesen hat, begreift, welche willensstarke und charismatische Persönlichkeit hinter dem Comedian Selenkyj steckt und man beginnt zu verstehen, warum es zu diesem Krieg kam, wenn auch die Rolle der Amerikaner größtenteils ausgeblendet wird…

Prof. Dr. Claudia Bausewein, Rainer Simader „99 Fragen an den Tod“

Buchrezsenion "99 Fragen an den Tod" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Der Tod wird oft verdrängt und ausgeblendet, ist immer noch ein Tabuthema. Viele Menschen werden deshalb ganz unerwartet mit dem Tod konfrontiert und sind dann völlig überfordert. Wie geht man damit um, wenn man weiß, dass das eigene Leben endet oder ein lieber Mensch stirbt?
In ihrem dialogisch aufgebauten Sachbuch „99 Fragen an den Tod“ bieten Claudia Bausewein und Rainer Simader einen „Leitfaden für ein gutes Lebensende“.  Je nach persönlichem Erfahrungshorizont sind die klar strukturierten Antworten rund um das Thema Tod etwas mehr oder etwas weniger hilfreich. Unabhängig davon provoziert das Buch über den Tod zum nachzudenken. Die Lektüre ist wie eine „Rekalibrierung auf das Wesentliche im Leben“…

Sylvia Plath „Das Herz steht nicht still“

Buchrezension Sylvia Plath "Das Herz steht nicht still" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Erstmals auf Deutsch wurden vor kurzem Sylvia Plaths späte Gedichte in einer zweisprachigen Ausgabe publiziert. Die US-amerikanisches Schriftstellerin (*1932 in Boston, †1963 in London“) galt als kreatives Schreibtalent, litt aber schon als Jugendliche  an Stimmungsschwankungen und Depressionen. Mit 21 Jahren versuchte sie sich das Leben zu nehmen. Ihre Lebens- und Eheerfahrungen mit dem Dichter Ted Hughes verarbeitete sie in ihren Gedichten und ihrem ersten und einzigen Roman „Die Glasglocke“. Der literarische Erfolg stellte sich erst postum  mit den Lyrikbänden „Ariel“ und „Collected Poems“ ein, für letzteren ehrte man sie mit dem Pulitzer-Preis. Wegen ihrer Bekenntnisliteratur wurde sie nach ihrem Tod zu einer Ikone der Frauenbewegung stilisiert. Jetzt präsentiert der Suhrkamp Verlag  zu ihrem 90. Geburtstag den Gedichtband „Das Herz steht nicht still“, eine  Sammlung von 51 späten Gedichten…

„Mallorca. Populäre Irrtümer und andere Wahrheiten“

Buchrezension „Mallorca. Populäre Irrtümer und andere Wahrheiten“ präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Für manche Menschen, auch wenn sie viel reisen, ist Mallorca, die siebtgrößte Insel im Mittelmeer, wie ein Magnet. Reisejournalist Frank Rumpf gehört dazu. In seinem Buch „Mallorca. Populäre Irrtümer und andere Wahrheiten“ zeigt er abseits des Ballermanns die Traditionen und Highlights der Insel. Er rückt Vorurteile zurecht und man beginnt zu verstehen, warum für viele Deutsche Mallorca das 17. Bundesland zu sein scheint…