Pedro Almodóvar „Der letzte Traum“ – ein Buch voll skurriler Geschichten

Buchkritik Almodovar "Der letzte Traum. Erzählungen" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©S. Fischer Verlag, 2024

Drei Orte inspirierten ihn ganz besonders die Innenhöfe von Castilla La Mancha, wo die Frauen Spitzen klöppelten und über die Dorfbewohner herzogen, das hemmungslose Nachtleben Madrids und davor die finstere religiöse Erziehung bei den Salesianern. Dorthin, in die Klosterschule führt die erste Geschichte „Der letzte Besuch“ und eröffnet den Blick auf Almodóvars Kindheit. Man beginnt zu begreifen, warum er so geworden ist, wie er ist. Jede Geschichte zeigt neue Facetten seines ungeheuren Einfallsreichtums. Bei weitem nicht alles stammt von ihm, wie er in „Zu viele Geschlechtverwandlungen“ bekennt.

Ohne Rücksicht auf geistigen Diebstahl ließ er sich von allen Künsten und Epochen, von anderen Kunstwerken und KünstlerInnen inspirieren und generierte dabei seinen eigenen unverkennbaren Stil. Seine Abschiedsgeschichte „Adieu Vulkan“ wird zur Hommage für seine mexikanische Lieblingssängerin Chavela Vargas, die in fast all seinen Filmen sang. „Der letzte Traum“ offeriert, wie ihn seine Mutter lehrte, wie die Realität durch die Empathie des Fiktiven verschönert wird. „Erinnerungen an einen leeren Tag“ und „Ein schlechter Roman“ zeigen ihn als Menschen, der seine Potenzial klar einschätzen kann. Ein traditioneller Roman würde ihn überfordern, auch wenn er durch seine Filme, mehr als genug Stoff hat. Der Film und die Erzählungen sind seine Stärken, beides Spitzenklasse.

Pedro Almodóvar „Der letzte Traum. Erzählungen“, S.Fischer Verlag, Frankfurt am Main. 223 S.