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„Draufgehen vor lauter Draufgängertum ist auch keine Lösung.“ Als sie das Blaue vom Himmel versprachen, wurde der Himmel rot.“ „Durch seine Benennung wird das Nichts zum Etwas.“ Prägnant, geistreich formuliert eröffnet Miguel Herz-Kestranek in seinem schmalen Band „Gedankenflügge“ mit jedem Satz eine neue Erkenntnis und Freude an Sprache. Schon das Cover mit einem Schwarm minimalistischer…
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Zwischen Drogentod, dystopischer Genesis und entgrenzendem Tanzritual präsentiert das Staatsballett München ein mitreißendes Programm zu Beginn der diesjährigen Ballettwoche. Der Tanz als Ritual der Erkenntniserweiterung bildet die gemeinsame Basis dieser wegweisenden Choreografien, die modern abstrahiert getanzt doch an uralte Tanzrituale anbinden, in denen sich über aktuelle Themen die Sehnsucht nach Entgrenzung offeriert und gleichzeitig die…
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Die Schönheit hat es Erwin Olaf angetan. Er fotografiert nicht nur schöne Menschen, er inszeniert sie. Und er fotografiert nicht nur die Schönheit, sondern lässt darunter gesellschaftliche Problematiken auftauchen. Wie Filmstills wirken etliche seiner Bilder, fotografiert in seinem Studio zuweilen mit dem Aufwand eines Settings . In den Niederlanden, wo er 1959 in Hilversum geboren…
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Gut gemeint, aber völlig deplatziert wirkt beim Berliner Theatertreffen Marie Schleefs Spielshow über interessante Frauen quer durch die Epochen und verschiedene Talente und Berufe. In einem überproportionierten Triptychon von drei Handys schleppt sich „Name Her. Eine Suche nach Frauen+“ sieben Stunden nach ein- und demselben Schema hin. Für manchen Chatter ist das noch nicht lang…
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In einer diffusen Winterlandschaft, die immer wieder aufklart, wandern sieben Menschen, dünne und XXXL-Körper suchend, in andere Welten transzendierend umher. Weiß geschminkt, weiß kostümiert mühen sie sich je nach Bewegungsart und Artikulation durch die Stadien menschlicher Evolutionsgeschichte, von aufgedrehten Affen über archaische Skulpturen bis zu Robotern, dazwischen wirken sie durch die filmtechnischen Finessen wie 2-dimensionale…
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„Es lebe die Krise!“ könnte das Vorwort für das „Reich des Todes“ sein. Ausgehend vom Attentat vom 11. September 2001 rechnet Rainald Goetz mit den politischen Taktiken ab und zeigt wie Autokraten Demokratien zum Einstürzen bringen können. In einer 4-stündigen energetisch vibrierenden Inszenierung bringt Karin Beier, die in Großformaten versierte Intendantin des SchauSpielHauses Hamburg den…
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Die Bühne in weiße Stoffmassen gehüllt wirkt wie eine Eislandschaft, Medea mittendrin verloren und einsam. Sie klagt ihren Kummer, sich erinnernd an ihre Liebe zu Jason, symbolisch mit Musiker Johannes Rieder in langhaariger Guru-Optik assoziierbar, der etwas entfernt auf Gitarre oder Klavier wehmütig schräge Stimmungen anklingen lässt. Regisseurin Leonie Böhm verwandelt „Medea*“ im Schauspielhaus Zürich…
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Anny ist 46 Jahre alt, putzt tagsüber eine öffentliche Männertoilette, verdient sich abends auf der Perlová-Straße in Prag als Prostituierte etwas dazu oder trifft sich mit ihrer Theatergruppe. 16 Jahre, von 1996 – 2012, folgt die tschechische Autorin und Regisseurin Helena Trestíková Annys Lebensweg im postsowjetischen Prag auf der Suche nach Glück und macht daraus…
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Einfach großartig in jeder Beziehung funktioniert Anne Lenks Regiekonzept und beweist einmal mehr, wie spannend und aktuell Klassiker inszeniert werden können. Völlig ausgestellt isoliert sie Schillers Figuren in pink strahlenden Kuben, die zusammen ein Quadrat, unterschiedlich beleuchtet ständig neue Konstellationen ergeben, durch die Perspektive der Kameras schräge Ansichten ermöglichen, als würde Marias Gebäude der Macht…
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Ein Dirigent möchte eine Bewerbung in ein Date verwandeln. Ein Professor zeigt seiner Studentin Pornofilme. Ein Jugendleiter vergewaltigt eine Teilnehmerin in der Orchesterfreizeit. Eine Professorin steigt nackt in das Bett ihrer Studentin. Sexualisierte Gewalt ist unserer Gesellschaft trotz #MeToo-Bewegung immer noch an der Tagesordnung, vor allem in hierarchischen Verhältnissen. Deshalb wird „Sexualisierte Gewalt in der…
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Eine riesiger Trichter wird zur Bühne. Menschen erscheinen, ringen um ihre körperliche Balance, die seelische haben sie, wie sich Schritt für Schritt herausstellt, schon längst verloren. In völlig schwarzer Abdunklung verwandeln sie sich in bizarre Traumwesen und schon ist man mitten in der Moritat von Max Frischs „Graf Öderland“. 1951 kam die erste Fassung auf…
© 2024 Michaela Schabel