Berlin – „Nan Goldin – Käthe-Kollwitz-Preis-2022“ in der Akademie der Künste

Ausstellung "Nan Goldin-Käthe-Kollwitz-Preis" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

„Misty and Jimmy in a Taxi“, New York 1991©Nan Goldin, Sammlung Goetz Berlin

Die Ausstellung zeigt allerdings nicht die Arbeiten, die sie berühmt machten, weder die Fotografien von körperlichen Misshandlungen noch ihre Aufsehen erregenden Bilder von Aids- und Drogenkranken, weswegen ihr Kritiker vorwarfen, Drogen gesellschaftlich salonfähig machen zu wollen. Sie selbst war heroinsüchtig, machte mehrere Entzugskuren und lebt „seit 1988 einigermaßen drogenfrei“. 

Die Ausstellung anlässlich der Verleihung des Käthe-Kollwitz-Preises wirkt indes aus heutiger Zeit sehr unspektakulär, mehr brav bürgerlich als provozierend. Es sind Fotografien, die meisten in Farbe, aus ihrer frühen Bostoner Zeit, aus New York, dem ehemaligen West-Berlin und Südostasien. Nan Goldin fotografiert die Menschen ihres persönlichen Umfeldes in ihrer Schönheit, frei von Geschlechterkonformität in Alltagssituationen, in Autos, in Räumen, bei ihrem Job vor oder während eines Auftritts ohne zeitliche oder regionalspezifische Zuordnung. Aus einzelnen Lebenssituationen entwickelt sie fotografische Zyklen, die sich zu Narrativen über menschliche Beziehungen zwischen Distanz und Annäherung verdichten. 

Intime Szenen, homoerotische Beziehungen wirken zart, sensibel, ängstlich oder melancholisch, vermitteln Geborgenheit. Man kann sich gut in die Gefühle der fotografierten Menschen hineinversetzen, in ihre Verletzlichkeit oder Enttäuschungen, aber auch in ihre Hoffnungen und Fröhlichkeit, ihr Genießen bei geschlossen Augen, ihr Zweifeln im Spiegelbild. Sie wissen sich zu schminken, wissen um ihre Wirkung, ohne mehr sein zu wollen als sie sind. 

Manche blicken fragend in den Spiegel, andere spielen mit ihrer Mimik. Ganz klein taucht in der Ecke eines Spiegels ein Konterfei auf und vermittelt damit sehr subtil die eigene Einschätzung.

Jeweils zu neun Bilder zu einer Collage zusammengefügt wird der multikulturelle Kosmos der LGBTQ*-Szene deutlich.^

Ausstellung "Nan Goldin-Käthe-Kollwitz-Preis" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

„Showtime in Bangkok, New York“©Nan, Goldin, K. Marian Goodmann Gallery, 1992-95, 2010

Gleichzeitig sind einige neuere, großformatige Arbeiten zu sehen, in denen Nan Goldins Emotionalität für Landschaften und ihr Interesse für Grids zum Ausdruck kommt. 

Die Ausstellung „Nan Goldin – Käthe-Kollwitz-Preis-2022“ in der Akademie der Künste, Hanseatenweg Halle 1 ist noch bis 19. März, dienstags bis freitags von 14-19 Uhr, samstags und sonntags von 11- 19 Uhr zu sehen.