Landshut – Uraufführung der Semioper „Die Göttin wird modern“ im Landestheater Niederbayern

Uraufführung der Oper "Die Göttin wird modern" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Markus Scheuermann

Im Rahmen des P-Seminars „Amateur meets Profi“ suchte man ein Gegenevent zum Mainstream digitaler Medien. Schon 2016 wagte man eine Aufführung der Barockoper „King Arthur“. 2021 ging man einen Schritt weiter. Eine Uraufführung sollte es sein, professionell mit Doppelbesetzung in den Hauptrollen für vier Aufführungen in einer Woche im Landestheater Niederbayern, organisiert von den 14 P-SeminaristInnen des HCGs, realisiert von 200 Mitwirkenden der Schulfamilie, SchülerInnen, LehrerInnen, Eltern und Ehemaligen. 

Ein Glücksfall war es, dass der Dingolfinger Komponist und Pianist Burkard Lutz eine für Orchester und Bühnenensemble passgenaue Partitur für das Libretto kreierte, klassisch, aber mit Mut zu einem schwungvoll abwechslungsreichen Stilmix von Mozart bis Swing und Pop, vom romantischen Lied bis zum Landshuter Hochzeitsgetrommel, das natürlich nur erkennt, wer die Landshuter Hochzeit schon einmal erlebt hat. Statt barocker Koloraturarien lässt Burkard Lutz die sängerischen Talente in schönen Kantilenen und den Chor in polyphonen Liedern strahlen.

Schon die Ouvertüre überrascht durch die fugierten Motive, die die einzelnen Instrumentalgruppen und -soli unter dem sehr präzisen Dirigat von Bernhard Werthmann klangschön hörbar machen, auf einem Ton in tänzerischer Grazie die Streicher, in warmer Tonalität klar akzentuierend die Blechbläser, sehr lyrisch die Holzbläser und das Klavier unter den Händen des Komponisten.

Es klappt alles perfekt, zumal Musik und Regie das Potential aller Beteiligten sehr geschickt ohne Überforderung zur Wirkung bringen und man als Zuschauer die große Begeisterung der Mitwirkenden spürt mit dabei zu sein. 

Uraufführung der Oper "Die Göttin wird modern" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Markus Scheuermann

Der diskursiv angelegte Plot um die Wette Macht contra Werte erschließt sich sehr leicht und trifft mit plakativen Klischees, ironischen Anglizismen, exaltiertem Englisch bzw. Amerikanisch, lokalpolitischen Anspielungen voll ins Schwarze. Die Stadt Landshut braucht dringend Geld, insbesondere für die Sanierung des Hans-Carossa-Gymnasiums, ganz zu schweigen vom Stadttheater, die US-amerikanische CEO ein wertorientiertes Stadtlabel für ihre globalen Ausbeutungsmanipulationen. Thomas, Sohn der CEO, wegen des Vaters Deutsch sprechend soll in Landshut die Verhandlungen führen, begleitet von ihrem Assistenten, der sich allmählich als kleiner Mephisto outet Projektionen ermöglichen atmosphärische Wechsel, vom New Yorker Penthouse-Büro direkt in den Schulgarten des HCGs, in das Landshuter Rathaus und in die Kultkneipe Schwarzer Hahn. 

Fast ist der Deal perfekt, wäre da nicht die widerspenstige junge Generation. Als Thomas sich in die Tochter des Bürgermeisters verliebt, dreht sich die Wette. Jetzt sieht der Assistent seine Chance sich zu profilieren. Mit einem Messer sticht er Thomas nieder und bewirkt das Gegenteil, statt shakespearescher Tragik Kooperation, ein Sowohl-als-auch, von Werten und moderner Entwicklung, eine Win-win-Situation. Thomas überlebt. Die CEO erkennt „Was ist der Mensch ohne Liebe? Ein Sandkorn im Getriebe“. Das finale Tutti weitet sich zur HCG-Hymne „Die Jugend nimmt sich jetzt der Dinge an… nimmt am Geschehen teil. Sie traut sich vieles zu“. Eine gelungene Ergänzung des Schulprofils! Als Belohnung gab es minutenlange Standing Ovations. 

Künstlerisches Team: Burkard Lutz (Komposition) Bernhard Werthmann (Musikalische Leitung, Libretto), Bastian Pöll (Libretto, Hahnszene), Alexandra Pausch, Claudia Schmidt (Regie) Michael Laumann (Chor)