Film – Almodóvars „Leid und Herrlichkeit“

„Ich will, dass du mich spielst, aber ich will es nicht sehen“, sagt Salvador Mallo

Der kleine Bub singt wunderbar, ist in allen Dingen begabt und lernt spielerisch. Später wird er, Salvador Mallo ein spanischer Starregisseur, in dem ganz viel Pedro Almodóvar steckt, ein Wrack, einsam, krank und schließlich heroinabhängig. Mit einer verblüffenden Offenheit präsentiert Pedro Almodóvar die Problematik des Alterns zwischen Erfolg, deprimierenden Resümees durch nicht überwundene menschliche Verluste, wodurch der Film die autobiografische Frage völlig in den Hintergrund stellt und zur großen Parabel „Zwischen Leid und Herrlichkeit“ des Lebens wird. „Ich will, dass du mich spielst, aber ich will es nicht sehen“, erklärte Antonio Banderas in einem Interview, Pedro Almodóvar wollte, dass er die Rolle spiele. Das ist ihm perfekt gelungen. 

Bayreuth – Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“

Bayreuther Festspiele, Opernkritik "Die Meistersinger von Nürnberg" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Der Jubel um Barrie Koskys Inszenierung der „Meistersinger von Nürnberg“ ist ungebrochen. Die gelungene Fusion dieser erstklassigen, sehr humorvollen, doch tiefgründigen Version mit musikalischen Spitzenniveau wurde auch dieses Jahr Beifallsstürmen gewürdigt. Barrie Koskys Konzept wirkt im traditionsverhafteten Festspielhaus Bayreuth äußerst erfrischend. Es gelingt ihm aus dem langatmigen Sängerwettbewerb ein bewegungsintensives Spiel zu entwickeln, Richard Wagners doch sehr fragwürdiges Gedankengut in den Mittelpunkt zu stellen, ohne ihn vom Sockel zu stürzen, denn so satirisch die Inszenierung auch ist, sie bleibt trotz allem immer charmant verspielt oder grob überzogen wie in der Commedia dell´arte mit überraschenden Bühneneffekten.

Frisch gekocht ist besser als jedes Fertigprodukt

"Gesund essen" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Jahrtausende hat der Mensch Essen selbst gekocht. Das Zeitalter der Fertigprodukte untergräbt unsere Esskultur. Das Ergebnis war zuerst in den USA zu sichten und verbreitet sich  seit einigen Jahren mit rasanter Geschwindigkeit im XXXL-Format. Ursache sind in erster Linie die billigen Fertigprodukte. 
Wer mit Kultur essen will und nicht das Portemonnaie hat, gut essen zu gehen, kocht am besten selbst. Die kleine Küche zu Hause ist zigmal besser als jegliches Fertigmenü. 

Regensburg – Nenas „Nichts versäumt“-Konzert als Mega-Party

Nenas Konzert "Nichts versäumt" in Regensburg präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Unglamourös, aber sehr authentisch  und mitreißend begeistert Nena das Publikum bei den Regensburger Schlossfestspielen.

 Nena zündet wie eine Rakete. Von der ersten bis zur letzten Minute fetzt sie zwei Stunden lang über die Bühne, immer im direkten Kontakt zum Publikum, animiert, moderiert, hüpft, tanzt und singt, spielt zwischendurch selbst Gitarre. Ihre Fans lädt sie gleich zu Beginn ein vor der Bühne mitzutanzen, aufzustehen,  sie zu begrüßen und signalisiert freimütig. „Das ist mir zu wenig!“ Nena versprüht großzügig ihre Energie. Sie ist eine Frau, die macht, was sie will und gibt klare Ansage „Das is´ne Party, kein Theater“. 

München – Opernfestspiele „Erwin Schrott in Concert – Tango Diablo“

Erwin Schrott "Tango Diablo" in der Münchner Staatsoper präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

„Gracias a la vida“ singt Erwin Schrott als Zugabe, spricht kurz mit seinen Musikern noch das Timing ab, damit das begeisterte Publikum noch mehr euphorisiert wird, wenn es zum Klatschen und Mittanzen animiert wird. Das kommt selten vor in der Münchner Staatsoper und ist erfrischend mitreißend wie ein Popkonzert. 

Erwin Schrott ist nicht nur ein großartiger Bariton. Mit „Erwin Schrott in Concert“ beweist er sein Talent als Tangosänger, Entertainer, Moderator, Bandleader und Mentor talentierter Ausnahmemusiker und als Dramaturg mit dem richtigen Gespür für atmosphärische Verdichtung, plakative Visualisierung und einem publikumswirksamen Programm.

München – Opernfestspiele – Richard Strauss´“Salome“ in ganz neuen Facetten

Operkritik "Salome" in München präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

„Hättest du mich angesehen,  du hättest mich geliebt… Und das Geheimnis der Liebe ist größer als das des Todes…“, das ist die Quintessenz von Salome. Aus diesem Satz ergibt sich das Drama dieses Mythos, der so schwer abstrus scheint. Salome, die Tochter Herodes, fordert den Kopf des Propheten, weil der ihre Liebe nicht erwidert. 

Nach Oskar Wildes „Salome“ komponiert entdeckt hier Regisseur Krzysztof Warlikowski wie Richard Strauss in der Musik ein Netz von erotischen Komponenten als analytisches Ursachenfeld und transponiert den biblischen Mythos vom  historisch römisch antiken Kontext in den Holocaust. 

Berlin – Festspiele Korngolds „Die tote Stadt“ an der Komischen Oper Berlin

Opernkritik "Die tote Stadt" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Iko Freese Eine Oper, in der sich alles um die Liebe dreht, passt natürlich bestens ins Schlafzimmer. Genau dorthin verortet sie Robert Carsen, und zwar ganz epochentypisch in die 1920er Jahre. Alles spielt sich in einem großen mondänen Schlafzimmer (Michael Levine)  des Fin de Ciecle ab. Das Zimmer kreist wie die Gedanken des Protagonisten um […]