Verschleiert, unterdrückt ist das gängige Klischee der arabische Frauen. Dabei gibt es in den Ländern des Orients eine sehr lange feministische Tradition. Schon vor 100 Jahren begannen die Frauen für ihre Rechte zu kämpfen. Die Bedeutung dieser Frauenbewegung will Claudia Mende in ihrem Buch „Wir sind anders als ihr denkt“ ins Bewusstsein bringen. Sie beginnt mit dem Aufbruchstimmung der Frauen nach westlichem Vorbild und kommt über Staatsfeminismus, Arabellion, feministischen Islamismus, koloniale Lasten zu den veränderten Lebensverhältnissen mit Frauen auf dem Vormarsch, wobei der Leser einen sehr guten Überblick über die Entwicklung des arabischen Feminismus bekommt…
Autor: Michaela Schabel
Berlin – Musikfest Berlin – „Hindemith, Zemlinsky, Mahler“ – sehr temperamentvoll vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Sir Simon Rattle interpretiert
Eine Woge der Sympathie empfängt Sir Simon Rattle in der Berliner Philharmonie, wo er von 2002 bis 2018 Chefdirigent war. Beim diesjährigen Musikfest Berlin debütierte er an seiner alten Wirkungsstätte mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, das er seit einem Jahr leitet. Das Programm war anspruchsvoll, vielseitig, voller Leidenschaft, der Schlussapplaus jubelnd und herzlich… Lässig […]
Berlin -„Galli – seht zu, wie ihr zurechtkommt“ im Palais Populaire
Mit der neuen Ausstellung im Palais Populaire will die Deutsche Bank, die etliche Bilder von Galli in ihrer Sammlung hat, auf die Künstlerin aufmerksam machen. 1944 im Saarland geboren, kam Anna-Gabriele Müller, alias Galli 1969 zum Kunststudium nach Berlin, wo im Umfeld der Neuen Wilden wie Rainer Fetting und Salomé eher ein Randerscheinung blieb. Gemeinsamer Nenner die war die Abwendung von der dominierenden concept-art und minimal-art der 1970er Jahr und stattdessen die Etablierung einer neuen expressiv-figurativen Malerei, die bei Galli sehr vom Zeichnerischen geprägt war. Mit 80 Bildern soll jetzt die Einzelausstellung „Galli – seht zu, wie ihr zurechtkommt“ die Künstlerin ins Bewusstsein der Kunstszene zurückholen. Man fragt sich warum…
Mathias Richling „Enttarnt! Biografische Ermittlungen im privat-öffentlichen Milieu“ – ein unkonventionelles Ratebuch
Jede Seite ein Foto, jede Seite ein Text, damit überrascht Kabarettist Mathias Richling den Leser. „Enttarnt! Biografische Ermittlungen im privat-öffentlichen Milieu“ ist ein Potpourri querbeet durch sein vielseitiges kabarettistisches Wirken, konzipiert als Rätselspiel. Fotos und Texte stimmen personell nicht überein, aber es gibt verbale und mimische Übereinstimmungen zu entdecken …
Berlin – Amanda Piñas „Exotica – On the Brown history of European dance“
Weihrauch in der Nase, Wassersprudeln im Ohr, ein romantisierendes exotisches Bühnenbild für das Auge bereitete Amanda Piña vor zwei Altären rechts und links auf der Bühne mit einem moderierenden Verehrungsritual die Hommage auf fünf indigene TänzerInnen aus der Zeit des europäischen Exotismus. Im Wechsel von Erklärungen und Tanzeinlagen präsentierte das Berliner Musikfestival „Tanz im August“ […]
Berlin – „Mont Ventoux“ vom Tanzkollektiv Kor’sia im Rahmen des Festivals „Tanz im August“
Als Reise nach einem Menschenbild deklariert machte „Mont Ventoux“ im Rahmen des Festivals „Tanz im August“ neugierig. Doch zwei Tage nach der faszinierenden Tanzperformance „Mycelium“ konnte die Choreografie von „Mont Ventoux“, womit das spanische Tanzkollektiv Kor’sia von einem Festival zum anderen quer durch Europa reist, in Berlin nicht wirklich überzeugen…
Berlin – Christos Papadopoulos’ „Mycelium“ getanzt vom Ballet de l’Opéra de Lyon – ein absolutes Novum beim Tanzfestival
Ein Tänzer scheint durch kleine Ausstellschritte fast über die Bühne zu schweben, ein zweiter, dritter, weitere folgen. Bis zu 19 TänzerInnen sind auf der Bühne. Im ständigen Hin und Her, nahtloser Verdichtung und Auflösung bildet sich eine Schwarmenergie als Metapher für ein Mycel, dem komplexen Gewebe eines Pilzes oder Bakeriums, das sich final in Fisch- und Vogelschwärme verwandelt. Grandios setzt Christos Papadopoulos seine Faszination für Naturvorgänge in seiner neuesten Arbeit „Mycelium“ um. Getanzt vom Ballett de l’Opera de Lyon war diese Deutschlandpremiere in Kooperation mit dem Dresdener Gastspielhaus Hellerau der Höhepunkt des diesjährigen Festivals „Tanz im August“…
Ishan Shukla – „Schirkoa: In Lies We Trust“ – politisch-philosophischer Animationsfilm
Die Menschen rennen mit würfelförmigen Tüten auf dem Kopf herum. Sie dürfen niemals abgenommen werden, denn Gleichheit ist das Wichtigste in diesem System, daneben „Sicherheit, Vernunft, Heiligkeit“. Wer sich dem nicht unterwirft, zählt zu den Anormalen, die räumlich abgegrenzt ein anderes, freies Leben führen.
Man denkt sofort an George Orwell“ utopischen Roman „1984“ (1948). Der indische Regisseur Ishan Shukla geht allerdings einen Schritt weiter, indem er beide Weltanschauungen in ihrer Verblendung an eine höhere Autorität an den Pranger stellt, nicht in Form eines einfachen Spielfilms, sondern als optisch überbordenden Animationsfilm…
Berlin – Guy Yanais neue Arbeiten „Your World Not Mine“ in der König Galerie
Eine persönliche Situation inspirierte Guy Yanai zu einer neuen Werkserie. Als seine in Frankreich geborene Frau konstatierte „Your World Not Mine“, zu deutsch „deine Welt nicht meine“, wurde ihm bewusst, dass seine Faszination für die westliche Kultur nicht wirklich seine Welt ist. So verwundert es nicht, dass seine neuen Arbeiten in der Berliner König Galerie über alltägliche Situationen zwischen Sehnsucht und Entfremdung oszillieren…
Berlin – „Wish This Was Real“ – Fotografien von Tyler Mitchell im C/O
Amerika ist dafür bekannt, das Träume in Erfüllung gehen. Der amerikanische Fotograf Tyler Mitchell (*1995) spürt in seiner Heimat den Träumen der schwarzen Menschen nach. Er selbst realisierte seinen Traum vom sozialen Aufstieg über die Modewelt und kreiert über Schönheit, Mode, Landschaften, Utopien fotografische und videotechnische Narrative, die um ein selbstbestimmtes Leben schwarzer Menschen kreisen. Die Ausstellung „Wish This Was Real“, zu deutsch „Ich wünschte, das wäre echt“, zeigt über zehn Jahre hinweg Mitchells künstlerische Auseinandersetzung zwischen Traum und Realität…
Berlin – „Klänge der Steppe“ – traditionelle Musik aus der Mongolei im Konzerthaus
Die VR Mongolei ist fünfmal so groß wie Deutschland. Nur drei Millionen Einwohner zählt das Land. Ein Viertel davon lebt noch als Nomaden. Es ist ein einsames, sehr karges Dasein in den endlosen Steppen unter dem weiten Horizont. Der Himmel, der Wind und die Tiere sind die einzige Abwechslung. Das Singen und Musizieren ist Ausdruck der Naturverbundenheit der Menschen, nicht Ornament, sondern eine Überlebensfrage. Das Konzert „Klänge der Steppe, traditionelle Musik aus der Mongolei“ entführte das Publikum beim „re:play Festival“ im Rahmen des 25. „Young Euro Festivals“ im Berliner Konzerthaus in einen exotischen Kulturraum, der ganz anders klingt…
Berlin – Meditationsperformance „Dream“ von Alessandro Sciarroni in der St. Elisabeth Kirche
In einer leeren Kirche, nur ein Klavier mittendrin, mit rundherum acht PerformerInnen, die BesucherInnen am Rand, mitunter dazwischen präsentierte der international bekannte Künstler Alessandro Sciarroni sein Projekt „Dream“. 2019 wurde er in Venedig für sein Lebenswerk im Tanz mit dem „Goldenen Löwen“ ausgezeichnet.
„Dream“ konzipierte er als 5-stündige Reflexion über „eine Menschheit, die sich bewusst für ihr Aussterben entscheidet“…
Berlin – „Tanz im August“ – Amala Dianors neue Choreographie „Dub“ im Haus der Berliner Festspiele
Von der Bühne ziehen die Nebel über den Zuschauerraum. In der Ferne leuchten in linearen Strukturen eine Tür mit Treppen und einer Rampe auf drei Seiten als effektvolle Podeste für die TänzerInnen und Electro-Produzent Awir Leon, der live für den musikalischen Background sorgt. Dub, Kurzform für „double“, eine kopierte, collagierte Musikproduktionsweise, wie sie in den 1960er und 1970er Jahren in Jamaika entwickelt wurde, avancierte schnell zu einem Special Label, da sie nicht konserviert und damit auch nicht kopierbar war. Genauso konzipierte Amala Dianor ihre neue Choreographie „Dub“ über die Fusion verschiedener Urban Dancer…
Berlin – „Die Melodie der Wüste Karakum“ – Musik aus Turkmenistan im „Young Euro Classic“- Musikfestival im Konzerthaus
Dem 25-jährigen Jubiläum des Musikfestivals ist das großartige Programm des diesjährigen „Young Euro Classic“ zu verdanken. Mit „re:play Freiheit der Töne“, einem Festival im Festival, weitete sich der musikalische Rahmen auf Highlights traditioneller Musiken und Fusionen weit über Europa hinaus. Ensembles aus Turkmenistan, Südafrika, Iran, Schottland, China und Indien brachten ihre Melodien und Rhythmen nach Berlin. Unter dem Titel „Die Melodie der Wüste Karakum“ präsentierte das Jugendkammermusikensemble Turkmenistan ein fulminantes Eröffnungskonzert…
Margherita Vicarios „Gloria“ – ein charmant feministischer Historienfilm
Jemand singt und plötzlich beginnen alle im Rhythmus mitzuschwingen. Die Arbeitsgeräusche, das Wäscheglätten, Bodenschrubben, Gemüseschneiden und Fleischklopfen werden zur Perkussion und nehmen den Zuschauer sehr beschwingt mit auf eine unterhaltsame Reise in die Vergangenheit. Margherita Vicarios, Schauspielerin und Musikerin gelingt mit ihrem Debütfilm „Gloria“ ein mitreißender Historienfilm voller Ästhetik trotz der ärmlichen Verhältnisse, getragen von Musik aus zwei Welten, die miteinander fusionieren und alle Begrenzungen sprengen…