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Eine Frau gibt stückchenweise Einblick in ihr Leben. Ein Mann hört ihr zu, hakt nach, insistiert, tappt trotzdem im Dunkeln, kann die Blitzlichter der Vergangenheit zu keiner Geschichte puzzeln. Harold Pinters „Asche zu Asche“, 1996 als eines seiner letzten Stücke geschrieben, ist ein sehr offenes Stück mit vielen Pausen. Man sucht nach einem Schlüssel für die…
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Der Unternehmensberater wird zum Superspreader, zum Virus, ausgerechnet der Mensch, der die Unternehmen retten soll, macht sie krank, um sie neu zu kreieren. Die Virologisierung des Menschen ist so neu nicht. 2000 schrieb der Münchner Dramatiker Albert Ostermaier das Theaterstück „Erreger“, in dem ein Börsenmakler sich von einem PC-Virus befallen fühlt und der Kapitalismus zum Virus avanciert. 2020…
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Grandios ist das Bühnenbild, eine ruinöse Fassade, in der die Protagonisten irreal wie Geister, Untote aufleuchten, jeder eine geschundene Seele, mit verschatteten Augen, hohlwangig, verletzt am Kopf, mehr noch in der Seele, sich zersetzende Gestalten im Flirren der Videoprojektionen. Sie schreien ihre Parolen hinaus, Büchner pur. Sie werden einfach weggedreht auf der Kreisbühne, während das…
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Die Bühne ist bis auf einen Grabhügel leer. Verschieden große Einschnitte durch eine Holzwand erweitern den Blick hinter die Bühne in die Geborgenheit behauster Räumlichkeit, überflimmert von grau trüben Videoprojektionen, die die Schauspieler aus unterschiedlichen Perspektiven zeigen und in ständiger Bewegung das Kreisen um das eigene Ich verdeutlichen. Lichtwechsel produzieren ständig neue Emotionalitäten, verwandeln in bizarrer Schwarz-Weiß-Optik…
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„Wir spielen Theater. Wenn nicht wir, wer sonst.“ Solange der Kultur-Lockdown das Spiel auf der Bühne vor Publikum verbietet, baut Sven Grunert, Intendant der Landshuter Kammerspiele, die Internetpräsenz des Theaters aus. „Schwierige Zeiten bedürfen besonderer Lösungen.“ Mit seinem Team entwickelt Sven Grunert analoges Theater in digitaler Präsentation. Die Erfahrungen aus dem Lockdown im Frühling zeigten…
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Er macht es den anderen wirklich schwer, so groß ist seine Sturheit zu sagen, was er denkt. Doch ist nicht dieser strenge Ernst, mit dem er alles tut, nicht großer Mut? Zwischen diesen beiden Grundhaltungen schuf Molière 1666 seine Komödie „Der Menschenfeind“, eine Charakterstudie um einen Misanthropen par excellence. In jambische Verse gebunden, in das…
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Als beste Theaterinszenierung wurde „Der Mensch erscheint im Holozän“ dieses Jahr beim virtuellen „ 57. Berliner Theatertreffen“ mit dem 3sat- und dem Nestroypreis in der Kategorie „Beste deutschsprachige Aufführung“ ausgezeichnet. Vor 40 Jahren schrieb Max Frisch diese Erzählung, die jetzt als Bühnenversion in Zürich zeigt, wohin sich innovatives Theater bewegt. Die Geschichte, eine große Metapher über das Menschsein und…
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Die Theaterintendanten sind zurecht verstimmt. Trotz eines gemeinsamen offenen Briefes an Ministerpräsident Markus Söder vom 26. Oktober 2020, wurden sie mit einer erneuten abrupten Schließung ihrer Häuser konfrontiert. Söders erweitertes populistisches Pandemie-Dunkelrot wird jetzt zum Zeichen des Protests…
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„Wehe oh Mensch!“ rezitiert der antike Chor, ironisch überhöht hinter hohen Quadern, gespenstisch versteckt hinter Masken, pathetisch gestikulierend. Der Chor spricht die Weisheiten der Götter aus, nicht viel mehr als abgenudelte Sprichwörter. Nein, ihre Parolen haben ausgedient, vorbei ist die Endlosschleife der Blutspur von Ödipus und Medea. Entgegen der Unkenrufe Kassandras und des Sehers Teiresias…
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Ganz sympathisch schlendert Olaf Schürmann auf die Bühne, selbstbewusst, in lässigen Hosen, weißem Hemd und Jacket ein jovialer Jedermann fortgeschrittenen Alters aus der gesellschaftlichen Mitte. Dieser Mensch kennt sich aus in der Welt, ist als Referent in Sachen „Selbstverwaltung“ nachgefragt. Mit direkter Anrede an das Publikum spielt Olaf Schürmann den hochbrisanten 90-minütigen, raffiniert konzipierten Monolog…
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Der, nein drei Kriegsheimkehrer in schillernden Abendkleidern mit Feldgepäck irritieren das Publikum. Als smarte Schönlinge im Krieg kaum vorstellbar singen, rezitieren, schreien sie ihren Kriegsfrust vom Morden hinaus. Nichts haben sie im Krieg gelernt außer zu töten. Nichts sind sie außer Kriegsmaterial, Gefangene eines Systems, das sie kurz in den Frieden entlässt, um sie dann…
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Knackig ist Goethes „Urfaust“ ohne Zueignung, Vorspiel und Prolog, ohne Pudelszene, Blutpakt, Verjüngungskur und Walpurgisnacht, erst 1918 entdeckt und uraufgeführt. Noch knackiger ist Peter Oberdorfs Inszenierung, die Uwe S. Niesig (Bühne, Licht-Design und Florian Rödl (Video) effektvoll zur Wirkung bringen. Distanzmaßnahmen werden so raffiniert integriert, dass sie gar nicht auffallen, sondern zusätzlich die Vereinsamung in…
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Eine Frau, 78 Jahre alt, 42 Jahre lang verheiratet, Mutter von zwei erwachsenen Söhnen mit akademischen Berufen und Großmutter von drei Enkelkindern, will nach dem Tod ihres Mannes, nicht mehr weiterleben und bittet vor dem Ethikrat um Hilfe bei Suizid. Sie will nicht in die Schweiz fahren, sondern wie ihr Mann sagte, es richtig machen.…
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Eine breite, sich verschmälernde Treppe mit dickem Teppich ausgelegt führt hinauf zu einer intim rot leuchtenden Bar eines alten Grand Hotels. Rechts und links positioniert ist die 5-köpfige Band. In diesem Umfeld haben Regisseur Oliver Reese und das Ensemble Benjamin von Stuckrad-Barres 500-seitigen autobiografischen Poproman „Panikherz“ auf 40 Seiten reduziert und in ein zweistündiges Theaterstück…
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Mit Molières Komödie „Der Geizige“ zeigt das Kulturmobil dieses Jahr einen witzig aufgepeppten Klassiker auf der Tour durch Niederbayern…
© 2024 Michaela Schabel