Paloma Zapata – „La Singla“ – eine einzigartige Flamencotänzerin

Filmkritik "La Singla" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Ein Dutzend Palmeros, La Singla tanzt wild, ernst, schüttelt sich die Haare aus dem Gesicht. Ihr Blick ist traurig, wütend. Sie tanzt entrückt, hat den Rhythmus in sich. Ihr ganzer Körper scheint aufzuschreien gegen das Unrecht, das ihr das Leben bereitet.
Wer sich mit Flamenco beschäftigt, kennt La Singla. Ihr Foto in der schwarzen Bluse mit weißen Punkten und offenen Haaren ist legendär. Durch ihre temperamentvolle Art zu tanzen, revolutionierte sie schon mit 17 Jahren den Flamenco. Sie erfindet die Alegría neu, tanzt die Martinete mit eruptiver Wucht. Obwohl La Singla taubstumm war, wurde sie in den 1960er Jahren ein Weltstar. Noch keine 30 Jahre alt verschwand sie plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. 
Paloma Zapata, selbst eine Flamenco-Aficionada recherchierte 50 Jahre nach ihrem Verschwinden nach dem Warum und präsentiert jetzt einen subtilen Film, in dem sie die Karriere La Singlas, aber auch ihren leidvollen, traurigen Weg dahinter nachzeichnet…

Berlin – „23. Filmfest FrauenWelten“ als Hommage an starke Frauen im Kino der KulturBrauerei

"23. Filmfest Frauenwelten" in Berlin präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Annie hat Angst. Sie will kein drittes Kind mehr. Über eine Untergrundorganisation kann sie in Frankreich 1974 illegal abtreiben. Vom Einsatz der Frauen für Frauen ist sie so begeistert, dass sie mitzuarbeiten beginnt. Ihr Leben bekommt einen neuen Sinn durch die Vision einer antipatriarchalischen und solidarischen Gesellschaftsentwicklung, die heute, fast 50 Jahre später in vielen Ländern der Welt immer noch nicht angekommen ist oder wie in den USA neu diskutiert wird. „Angry Annie“ von Blandine Lenoir rückt als Auftaktfilm beim „23. Filmfest FrauenWelten“ das Mitspracherecht der Frauen in den Mittelpunkt. 
Bis zum 1. November werden im Kino der KulturBrauerei mehr als 30 internationale Filme zu den Schwerpunktthemen „Glaube, Liebe, Selbstbestimmung“, „Stärke finden, Stärke teilen“ und „Stell dich nicht so an – steh auf gegen sexualisierte Gewalt“ gezeigt…

Magarethe von Trottas „Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste“ – klug konzipiert, exzellent gespielt

Filmkritik Magarethe von Trottas „Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste“ präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Ein analoges Telefon klingelt penetrant. Eine Frau tastet sich in einem dunklen Gang vorwärts, nimmt den Hörer, vernimmt verstört ein höhnisches Lachen am anderen Ende. Schnitt. Ingeborg Bachmann wacht in der Klinik aus diesem Alptraum auf. Ausgerechnet sie, die immer in Freiheit leben und lieben wollte, stürzte das Verlassenwerden in den Abgrund.
Sehr subtil und vielschichtig umkreist Regisseurin Margarethe von Trottas neuer Film die 4-jährige Beziehung zwischen dem Schweizer Schriftsteller Max Frisch und Ingeborg Bachmann, „Deutschlands einzig ernst zu nehmende Dichterin der Nachkriegszeit“. Margaretha von Trottas raffiniert verschlungenes Konzept auf zwei Zeitebenen spiegelt sich bereits im Titel „Ingeborg Bachman – Reise in die Wüste“… 

Wim Wenders – „Anselm – Das Rauschen der Zeit“ – Porträt eines Besessenen

Filmkritik "Anselm-das Rauschen der Zeit" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Weiße Brautkleider, Hüllen ohne weibliche Körper im Wald schwebend, statt mit Köpfen mit Geäst und bizarren Dinglichkeiten gefüllt. Welch ein sinnliches Bild der Unschuld angesichts der grausigen Erinnerung an die Schrecken des Nationalsozialismus.
Das Verschweigen und Verdrängen dieser Zeit erlebten Wim Wenders und Anselm Kiefer, beide 1945 geboren als Nachkriegskinder. Sie entwickelten sich zu außergewöhnlichen Persönlichkeiten mit einzigartigen, künstlerisch sehr kontroversen Handschriften, doch beide verbindet der Drang nach dem Existenziellen. Bei Wim Wenders ist es bei aller Unbill der Lebensumstände die Poesie, bei Anselm Kiefer die brachiale Gewalt über Zeitenwenden hinweg. In Wim Wenders neuem Film „Anselm – Das Rauschen der Zeit“ trifft beides knallhart aufeinander, überaus plastisch mit einer 3D-Kamera in Szene gesetzt. „Die Menschen wollen sich nicht erinnern. Sie suchen das Leichte. Deshalb ist dieser Film so leicht“, konstatiert Anselm Kiefer, aber eben auch sehr tiefgründig, weit mehr als ein Dokumentarfilm, eine Hommage an Poesie und Mythos als Antwort auf alle existentiellen Fragen, woher wir kommen, wohin wir gehen entlang einigen markanten Lebenssituationen Anselm Kiefers, der heute in Frankreich lebt…

„Music for Black Pigeons“

Filmkritik "Music for Black Pigeons" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Jazz ist sehr komplex und vielschichtig, international ein Sound um unterschiedlichste Gefühle auszudrücken, ein Kosmos hochbegabter MusikerInnen. Jahrzehnte lang hatten die Regisseure Andreas Koefoed und Jørgen Leth durch die Freundschaft mit dem dänischen Jazzgitarristen Jakob Bro die Gelegenheit verschiedene Jazz-Sessions mitfilmen zu können. Es ist absoluter Wohlfühljazz…

Stephen Frears – „The Lost King“

Filmkritik "The Lost King" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Eine wahrhaft skurrile Geschichte – Phillippa, eine 43-jährige Frau entdeckt über eine Shakespeare-Vorstellung ihre Leidenschaft für König Richard III. Sie liest alle historischen Bücher über ihn, widerlegt nicht nur teilweise Shakespeares Bösewicht-Interpretation, sondern setzt auch noch Ausgrabungen durch, bei denen die sterblichen Überreste Richard III. gefunden werden. Was zunächst nicht zuletzt durch den trockenen britischen Humor wie eine Comedy erscheint, hat Phillippa Langley tatsächlich erlebt. Es ist kaum zu glauben…

Jialing Zhangs Dokumentalfilm  „Total Trust“ – Wie China seine Bürger observiert

Filmkritik "Total Trust" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Schon der Vorspann ist an Gigantonomie nicht zu übertreffen. Eine Mega-Skyline mit funkelnder Parole. „Nur das kommunistische System kann schaffen, was China gelungen ist“, in derart kurzer Zeit zur zweiten Weltmacht aufzusteigen. Was sich wie ein Werbefilm offeriert, enthüllt sich als überaus interessante Dokumentation, wie China seine Menschen observiert und damit jeglichen Widerstand unterdrückt. „Total Trust“ lässt hinter die Kulissen einer observierenden Großmacht blicken. Wenn das die Gegenwart ist, wie sieht dann unsere Zukunft aus?…

Aki Kaurismäki – „Fallende Blätter“ 

Filmkritik Kaurismäki "Fallende Blätter" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Ansa arbeitet in einem Supermarkt. Wegen einer abgelaufenen Packung, die sie mit nach Hause nimmt, verliert sie ihren Job. Jetzt karrt sie in einer alten Industrieanlage Sand hin und her. Holappa wird als Metallarbeiter entlassen, weil er trinkt. Am Bau verdient er noch weniger, Grund noch mehr zu trinken und zu rauchen. Zwei Loser begegnen sich. Die Blicke, die sie tauschen, sprechen für sich, aber Ansa nimmt keinen Säufer und er nimmt keine Befehle entgegen. Das Scheitern scheint vorprogrammiert zu sein. Aber Kaurismäkis Kunst in lakonischer Satire die Poesie des Augenblicks aufleuchten zu lassen, ist in „Fallende Blätter“ wieder umwerfend…

Mary Harron „Dalíland“

Filmkritik "Daliland" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Dalí als charmanter Gast in einer amerikanischen Talkshow 1952. Schnitt. Dalí im Rollstuhl mit schweren Brandverletzungen nach einem Brand in seinem Haus in Südspanien 1974. Zwischen diesen Eckpunkten zeigt Mary Harron in ihrem neuen Film „Dalíland“ das Leben dieses umstrittenen Künstlers. James, ein junger Kunststudent, der sein Studium abgebrochen hat, beobachtet als Assistent eines Galeristen zunächst voyeuristisch Dalís exzentrisches Umfeld und taucht schließlich ganz in die schillernde Welt inszenierter Selbstherrlichkeit ein, die allmählich dem Ruin zusteuert. „Daliland“ ist ein Film voller Klischees, in denen ganz bewusst die Erstarrung in den selbst geschaffenen Ikonenstatus parodiert und der große Schwindel mit kopierten Kunstwerken, Dutzenden von unterschiedlichen Signaturen offeriert wird…

Dominik Graf „Jeder schreibt für sich allein“ 

Filmkritik "Jeder schreibt für sich allein" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

In einer Zeit, in der in Europa eine Demokratie nach anderen nach rechts rückt, kommt Dominik Grafs Film gerade recht. Entlang von Anatol Regniers Buch „Jeder schreibt für sich allein“ präsentiert er über zahlreiche Interviews, zitierte Originaltexte und historisches Filmmaterial ein fast 3-stündiges dokumentarisches Essay, wie bekannte Schriftsteller, die von 1933 – 1945 nicht emigrierten, den Nationalsozialismus erlebten und sich veränderten, wie stark die Überzeugungskraft der Nationalsozialisten war und wie schwer mit dem abrupten Aufwachen die Bewältigung der einhergehenden Identitätskrise…

Locarno – „Goldener Leopard“ ging an den Iran – Deutsche FilmemacherInnen ganz vorne dabei

Locarno Film Festivall präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

„Das war eine ausgezeichnete Ausgabe mit einem Zuschauerzuwachs von 10 Prozent“, kommentierte Giona A. Nazzaro, der Künstlerische Leiter  des Locarno Film Festivals, das gestern Abend mit der Preisverleihung endete.  Von den vier großen Filmfestivals in Cannes, Berlin, Venedig und Locarno, gelten zumindest die Wettbewerbsfilme beim Locarno Film Festival als die anspruchsvollsten. Hier einen Preis zu bekommen, hat besonderes Gewicht…  

Katharina Huber „Ein schöner Ort“

Filmkritik "Der schöne Ort" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de.

Ein Feuer brennt im Fernsehen, rundherum altmodische ärmliche Möbel. Der Wald ist licht, wirkt unnahbar. Mann und Frau schauen in den Himmel, wo Fluggeräusche die Stille durchkreuzen. Eine Frau rupft Hühner, eine andere döst vor sich hin. Die Tochter des Bäckers verschwindet. Zwischen schonungslosem Realismus dörflichen Alltags und poetischen Augenblicken baut Katharina Huber eine düstere Atmosphäre auf, in der Träume vermeintlich innerer Freiheit neue fatale Realitäten schaffen. „Ein schöner Ort“ ist ein kafkaesker Film über das Desaster menschlicher Beziehungen und Visionen über ein selbstbestimmtes Leben an einem „Schönen Ort“…