69. Internationale Filmfestspiele Berlin – „Mr. Jones“- Sektion Wettbewerb

Berlinale Filmkritik "Mr. Jones" präsentiert schabel-kultur-blog.de

Jones´ Recherchen wurden allerdings in der damaligen Zeit von den regierungsnahen Journalisten  verschiedener Länder als Lügen dementiert. Aus strategischen Gründen wollte man, dass den UDSSR investiert werden sollte.

Regisseurin Agnieszka Holland gelingt es die unerzählte Geschichte dieses wahrheitssuchenden Journalisten ohne Pathos zu erzählen mit Fokus auf seine Haltung und seinen Mut.

Regisseurin Agnieszka Holland  macht aus dieser Geschichte  nicht das große Herz-Schmerz-Epos, sondern ein lakonisches Porträt entlang der journalistischen Recherche, verdichtet durch leitmotivische Sequenzen, in denen Orwell an seiner „Farm der Tiere“ schreibt, deren Textpassagen die Irrwege des Sozialismus als Tierparabel spiegeln.

Statt Nebenhandlungen intensivieren harte Schnitte und symbolische Farbästhetik die Spannung. Die feudal dunklen warm geerdeten Raumstimmungen von Arbeitszimmern und opulenten Art-Deco-Hotelräumlichkeiten verschwinden sobald diese Komfortzonen verlassen werden. Auf der Fahrt in die Ukraine wirkt die schwarze Dampflokomotive nicht zuletzt durch den hämmernden Maschinengeräusche  wie ein Monster. Im Schneeweiß kommt die Wahrheit an den Tag. Zu viele Menschen verhungern, als dass der Schnee sie verdecken könnte. Die Begegnungen mit ausgehungerten Menschen werden zum lautlosen Schrei der Ausbeutung.

Immer öfter muss Gareth Jones um sein Leben rennen. Bewegung wird gleichzeitig zur Metapher des Bewegens, zur Mutprobe, in der sich Landschaften als Traumata der Angst in halluzinogene Vexierbilder verwandeln.

Mit James Norton in der Hauptrolle gelingt ein facettenreiches Filmporträt zwischen schwarzem Humor, eloquenter Rhetorik und existentiellem Entsetzen.

Michaela Schabel