©Kammerspiele München, Foto: Judith Buss

„Lurie´s Lyrics“ von Julia Wahren und  Rudolf Herz, würdigt einen großen Nonkonformisten, der nicht vordergründige Sinnstiftung wollte, sondern „Aufschrei und Konfrontation“, erklärt Historiker Volkhard Knigge von der KZ-Gedenkstätte Buchenwald. Boris Lurie wurde 1924 in Leningrad geboren, wuchs in Riga auf. Die Grundlagen seiner künstlerischen Erziehung erwarb er in  KZ`s wie Buchenwald, wohin die Nazis ihn verschleppten. Er überlebte und ging als Bildkünstler und Autor in die USA, wo er 1959 die NO!art-Bewegung gründetet. Er collagierte Bilder von Leichenbergen mit Pin-ups, attackierte Faschismus, Rassismus und den Sexismus der Konsumgesellschaft. Sein Band „Geschriebigtes, Gedichtigtes“ verschmilzt ungeschönte Erzählung, Poesie und böse Leichtigkeit wie kaum ein Werk, das vom Überleben im und nach dem Holocaust handelt.

Luries literarisches Werk bildet die Basis der Multimedia-Performance von Julia Wahren und Rudolf Herz, eine experimentelle Bühnenproduktion mit Kompositionen von Michael Emanuel Bauer.

Lurie’s alptraumhafte „Railroad Collage“ wird zum atmosphärischen Hintergrund. In Video-Sequenzen kommen Kenner und Freunde von Lurie und er selbst zu Wort. Stimme, Cello, tiefes Blech, Schlagwerk und Live-Elektronik bringen die Texte zum Klingen.

Die Performance provoziert optische und akustische Assoziationen. Bizarre Bilder korrelieren mit schräger Musik. Zirpende Töne lassen Gedanken an Natur visionieren, der Rhythmen zweier Steinblöcke dystrophe Düsternis. Genauso konträr zwischen poetischem und messerscharf schneidendem Stimmklang interpretiert Julia Wahren die Texte und Lieder.

„Lurie’s Lyrics“ entstand als Kooperation mit den Münchner Kammerspielen (Uraufführung 2022), gefördert von der Boris Lurie Art Foundation, New York und Alligator Art & Science e.V., Köln. Am 10. September sind Lurie’s Lyrics“ in der Weimarer E-Halle zu erleben.