Vorankündigung-Schweiz  – „Demut“ als neues Motto und  Konzept für das 67. Gstaad Menuhin Festival 2023 

Menuhin-Festival 2023 präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Geigerin Patricia Kopatchinskaja©Julia Wesely

Schon vor eineinhalb Jahren stand das Thema Demut infolge Corona zur Diskussion. Jetzt spiegelt sich diese besonnene Haltung in einem dreijährigen Festival-Zyklus. Nach „Demut“ in diesem Jahr folgen 2024 „Transformation“ und 2025 „Migration“. Mit Demut und Verantwortungsbewusstsein will  man vom 14. Juli bis 2. September Meisterwerke der Musik mit neuen Genres kombinieren und auf den Klimawandel aufmerksam machen, der sich in den Berglandschaften der Schweiz schon vielfach zeigt. Meisterwerke werden durch Fotografien und Videos in neuen Zusammenhängen gezeigt, um die Menschen zu emotionalisieren und  zu sensibilisieren, dass der Abgesang in der Natur bereits im Gange ist. Der Schweizer Shooting-Star Francesco Piemontesi, derzeit Artist in Residence, beginnt mit seinen persönlichen musikalischen Vorbildern Bach, Debussy und Schubert am 16. Juli 2023 die Reihe „Demut und Vorbilder“.

Johann Sebastian Bach gehört zu den großen Demuts-Vorbildern. Mit seiner h-Moll-Messe beginnt das Festival am 14. und 15. Juli gespielt von der Internationalen Bach-Akademie Stuttgart  und der Gaechinger Cantorey Stuttgart.  Das gesamte Programm im Festival-Zelt mit dem Gstaad Festival Orchestra und den Konzerten der Gstaad Conducting Academy kreist um Achtsamkeit, aber auch um deren Missachtung. Als „Trügerischen Jubel“ präsentiert Jaap van Zweden Schostakowitschs Neunte, die „Kriegs“-Sinfonie, am 12. August mit Wagners Vorspiel zu „Tristan und Isolde“ und Mozarts Klavierkonzert Nr. 10 Es-Dur gespielt von den Schwestern Katia & Marielle Labèque. Ein Woche später, am 19. August, sorgt Gustav Mahlers „Auferstehungssinfonie“ für „Jubelnde Demut“.

Gespannt darf man auf den dreiteiligen Zyklus „Music for the planet“ der Geigerin Patricia Kopatchinskaja sein. „My first teacher was the rain“, bekennt sie. Sie will erleben lassen, wie Musik das Naturbewusstsein stärkt und beleuchtet deshalb Meisterwerke mit audiovisuellen Medien neu. Der Zyklus beginnt am 5. August mit „Les Adieux“ mit Auszügen aus Beethovens „Pastorale“ gespielt vom Gstaad Festival Orchestra unter der jungen Star-Dirigentin Mirga Gražinytė-Tyla, die erstmals auch als Dozentin der Gstaad Conducting Academy mitwirkt.

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Dirigentin Mirga Gražinytė-Tyla©Ben-Ealovega

Über Videos, Lichtspiele, Materialien dünnt in „Les Adieux“ die Realität immer mehr aus und macht so den Niedergang der Natur bewusst. Am 10. August kombiniert Patricia Kopatchinskaja in „Die Forelle“ Schubert mit einer Eigen-Komposition über die Geschichte der Inuit mit Bildern aus der das Festival begleitetenden Ausstellung, in denen den Inuit das Eis regelrecht unter den Füßen davonschmilzt. Am 20. August weitet sie Haydns „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze“ mit Textprojektionen und Landschaftsbildern auf den Umgang mit der Natur. 

Während des Festivals wird Umweltbewusstsein in Verhaltensänderungen bereits konkret manifestiert. „Der Weg nach Gstaad ist schon Teil des Ganzen“, erklärt Christoph Müller. Klimaneutrale Transfers mit der Bahn und Aufenthalte sind bereits fester Bestandteil der Vertragsverhandlungen. Anreize wie Shuttle-Busse oder angepasste Zugzeiten werden angeboten, aber nicht immer ist alles so realisierbar, wie man gerne möchte, wenn man das Qualitätsniveau erhalten will. Hochbegabten Talenten für die Gstaad Conducting Academy soll wegen des Flugs die Teilnahme nicht verweigert werden. Inzwischen gibt es schon 300 Bewerbungen für die Meisterkurse. Die Gstaad Conducting Academy ist ein absolutes Karriere-Sprungbrett und ein funkelndes Kleinod in der sommerlichen Festivalszene.