"Kultur macht glücklich"


Evelyn Rillé, Johannes Ifkovits „Die Oper kocht. Weltstars am Herd. Die Lieblingsrezepte großer Stimmen.“

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Evelyn Rillé, Johannes Ifkovits „Die Oper kocht. Weltstars am Herd. Die Lieblingsrezepte großer Stimmen.“

©Opera Rifko Verlag, Foto: Johannes Ifkovits

Immer auf Reisen werden Lieblingsgerichte zu einem Stück Heimat. Opernstars, die rund um die Welt reisen, wissen ein Lied davon zu singen. Kochen entspannt, macht gute Laune. Man verwöhnt sich selbst und seine Gäste. Klaus Florian Vogt ist bei seinen Auftritten in Europa meist mit dem Wohnmobil unterwegs und…

kocht sogar vor Ort. Diese Überlegungen inspirierten Fotograf Johannes Ifkovits und seine Ehefrau, Model Evelyn Rillé zu einem Opern-Kochbuch der besonderen Art, ganz ähnlich konzipiert wie ihr erste Buch „Die 50 weltbesten Tenöre “ (https://schabel-kultur-blog.de/buecher/evelyn-rille-johannes-ifkovits-die-weltbesten-tenoere-im-hochglanzformat/). Er fotografierte bei den gemeinsamen Kochshootings und schrieb die Texte. Sie sorgte mit viel Fingerspitzengefühl für das witzige Styling. Wehrhaft bewaffnet mit verschiedensten Messerarten, Hackbeil, Baguette, Hackbeil und Kochutensilien, dekoriert mit Gemüse im Gesicht und auf Kopf sorgt schon die Optik der 700 Fotografien für ein heiteres Opera-buffa-Lebensgefühl.

70 weltberühmte SängerInnen aus 28 Nationen präsentieren in „Die Oper kocht“ ihre Lieblingsgerichte. Das Ergebnis ist ein opulentes, eineinhalb Kilo schweres Kochbuch de lux, das Lebensgenuss und persönliche Lebensfreude fusioniert, Opernstars einmal von einer ganz anderen Perspektive aus präsentiert. Auf jeweils vier Seiten gelingen witzige Porträts rund um lukullische Genüsse. Großformatig werfen sich die OpernheldInnen parodistisch vor weißem Hintergrund plakativ in Pose. Kleinformatig zeigen sie sich ganz leger alltäglich mit der Schürze in der Küche. Sie werden mit einem kurzen Lebenslauf vorgestellt, plaudern im Vorspann über ihre Essgewohnheiten, wie sie zum Kochen gekommen sind und welchen Stellenwert das Essen für sie hat. In einem schematisierten Interview geben sie ganz persönliche Einblicke, was sie auf keinen Fall essen, immer im Kühlschrank haben, was in der Küche der größte Genuss bzw. die größte Schwäche ist und wen sie gerne zum Essen einladen würden. Der persönliche Touch wird durch ein handschriftliches Rezept in der jeweiligen Muttersprache noch verstärkt. Die Zutaten tabellarisch und Zubereitung in wenigen Sätzen übersichtlich zusammengefasst, ist das Nachkochen kein Problem. 

Jeder präsentiert nur ein Gericht, entweder eine Vorspeise, eine Suppe, als Hauptspeise etwas Vegetarisches, Pasta, Risotto, Fisch, Fleisch, Huhn oder ein Dessert und zu jeder Speise gibt es eine passende Weinempfehlung samt einem internationalen Winzer-Verzeichnis. Die Kochrezepte offerieren weniger exotische Festgerichte, mehr die nationalen Leibspeisen. Elina Garanča liebt Fleischtaschen, Carlos Ávarez Gazpacho malagueno, Jonas Kaufmann bayerischen Schweinsbraten mit Brezen-Knödeln, Anna Netrebko gefüllte Paprika mit Tomatensauce, Nina Stemme Ribisel-Torte. Wie schmeckt Huhn in Italien (Stefen Costello) , Georgien (George Gagnidze), USA (Byan Hymel) und Russland Jekateina Sementschuk)? Was ist ein Hering im Pelzmantel (Olga Peretyatko)?

Oft sind es Rezepte von den Müttern bzw. Großmüttern, zuweilen verfeinerte Variationen und Eigenkompositionen, ganz ohne opernhafte Aura bis auf zwei lukullische Hommagen, Annette Daschs Mozart-Marillenknödel und Klaus Florian Vogts Meistersinger-Powerbooster, 

Man bekommt unwillkürlich Appetit und wäre gerne zu Gast. Aber man kann die Rezepte ja nachkochen, dabei die wunderbaren Stimmen hören, sich und liebe Gäste mit Anja Harteros „Gute-Laune-Torte“ verwöhnen. Dass das Shooting den SängerInnen Spaß gemacht hat, dokumentieren 20 Fotoseiten des „Making-of“. Garniert mit Werbebildern von Edelprodukten präsentiert sich die Opern-Koch-Welt im Stil der Hochglanzbroschüren der Salzburger Festspiele. Oper hat immer noch für einen hohen Prestigewert. Eine Einladung zu einem Opernessen ganz privat holt das dieses opulente Lebensgefühl in den persönlichen Alltag. Umgekehrt verlassen die Opernstars die Aura der Bühne und werden zu Genießern auf gleicher Wellenlänge bei Steak (Joseph Gallega), Spaghetti (Siamir Pirgu), Crêpes oder (Josép Carreras). 

„Die Oper kocht“ ist ein Buch, das man immer wieder gerne zur Hand nimmt und ein originelles Geschenk an Liebhaber von Oper und Küche. 

Evelyn Rillé, Johannes Ifkovits: Die Oper kocht. Weltstars am Herd. Die Lieblingsrezepte großer Stimmen, Opera Rifko Verlag, Petcholdsdorf 2022, 336 S.