"Kultur macht glücklich"


Evelyn Rillé, Johannes Ifkovits „Die weltbesten Tenöre“ im Hochglanzformat

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Evelyn Rillé, Johannes Ifkovits „Die weltbesten Tenöre“ im Hochglanzformat

©Opera Rifko Verlag, Johannes Ifkovits

Die Helden der Oper sind zumeist die Tenöre. Sie verzaubern durch hohe Stimmlagen und bringen die Protagonisten zum Strahlen. Mit den „3 Tenören“, Josép Carreras, Luciano Pavarotti, Placido Domingo“ wurde das hohe Fach in den 1990er Jahren in der Breite en vogue. Wer sind…

die weltbesten Tenöre? Auswahlkriterium Nummer eins war, dass die Tenöre nicht nur auf Aufnahmen, sondern live auf Opern- oder Konzertbühnen zu hören sind. Verstorbene Tenorlegenden wie Klaus Wunderlich wurden nicht berücksichtigt. In Gesprächen mit Opernintendanten, Dirigenten und Künstleragenturen entstand eine sehr persönliche Auswahl von 44 Stars, darunter Berühmtheiten wie Roberto Alagna, Klaus Florian Vogt, Plácido Domingo, Jonas Kaufmann, Juan Diego Flórez oder René Kollo. Das Porträt vonPeter Schreier (1935-2019) ist inzwischen eine Erinnerungs-Hommage.

Nach zwei Jahren intensiver Arbeit kamen „Die weltbesten Tenöre“ 2016 in Buchform auf den Markt, unterhaltsam getextet und charmant gestaltet wie ein Hochglanzmagazin für ein breites Publikum, das gerne etwas über die menschlichen Facetten der Stars und ihr privates Ambiente erfahren will. Über Fotografien, Bonmots und Lebensweisheiten ist man auch dabei im edlen Kreis der sängerischen Elite. Diese Topstars ganz nah beim Singen der Spitzentöne zu sehen, ist ein amüsantes Vergnügen und alle zusammen als Cover eine humorvolle Hommage an die Gesangskunst.

Fotograf und Texter Johannes Ifkovits und seine Ehefrau Evelyn Rillé, beide Opernliebhaber, aber ohne spezifischen musikalischen Hintergrund interviewten alle 44 Tenöre, ließen sich aus deren Leben auf der Bühne, hinter den Kulissen, von ihrer Karriere und aus ihrem Alltag erzählen. Wie gestalten Stars ihr Leben? Wovon hängt letztendlich eine Karriere als Spitzensänger ab? Was bewegt junge Menschen den Weg als „Hochleistungssportler der Gesangskunst“ einzuschlagen? 

Alphabetisch aneinandergereiht, jedes Porträt sechs Seiten lang mit je drei großformatigen Fotografien und einem Statement, mit Minibiografie und standardisierten Interviews entstehen weder Konkurrenzen noch Bewertungen, aber Vergleichsmöglichkeiten, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufdecken. Jeder Tenor hat seine spezifische Aura. Roberto Alagna bringt es zu Beginn auf den Punkt. Ich habe nie für Ruhm, Geld oder Reputation gesungen. Ich singe, weil ich ohne Singen nicht leben kann – sterben müsste“. Michael Schade schwärmt, „es gibt keinen schöneren Beruf als den des Sängers. Je länger ich singe, umso mehr möchte ich weitersingen.“ Ganz anders Rolando Villazón. Für ihn ist „ein Clown zu sein, das Wunderbarste überhaupt: Du gehst raus – und schon ändert sich die Welt“. Eines ist sicher die „Oper wird immer zeitgemäß sein, denn Macht, Neid, Missgunst und Eifersucht sind nicht nur die beherrschenden Themen der Oper, sondern auch unserer Gesellschaft“, resümmiert Ramón Vargas.

Der Clou der Publikation sind die großformatigen Fotografien, zwei von jedem Tenor, eines beim Singen, das andere ganz privat als Imagefoto. Es ist nicht irgendeine Arienszene, sondern der Moment eines hohen Spitzentons. Mit weit geöffnetem Mund vor schwarzem Hintergrund kommt die Physiognomie dramatisch zur Wirkung, werden Anstrengung, aber auch die emotionalen Befindlichkeiten zwischen Liebe und Leid, Tragik und Humor deutlich. Die privaten Bilder zeigen größtenteils das Lieblingsambiente der Stars, am Meer, im Wald, auf dem Pferd, der Vespa, vor einem Oldtimer oder im Wohnwagen, beim Salsatanzen oder mit Kuschelbär. Die Tenöre wissen sich sympathisch in Szene zu setzen, was auch die „Making-of“-Fotostrecke belegt. Startenor zu sein offeriert sich als beseeltes Leben im Sonnenschein der Kunst durch ungewöhnliches Talent.

In der Opernwelt ist Sponsoring selbstverständlich. Doch jedem Sänger einen Wein zuzuordnen inklusive Winzerverzeichnis und etliche Werbeseiten zu Beginn und am Ende rückt „Die weltbesten Tenöre“ dann doch stark ins Kommerzielle. Nichtsdestoweniger ist dieser Bildband für Opernfans eine humorvolle Lektüre und darüber hinaus ein repräsentatives Geschenk.

Evelyn Rillé, Johannes Ifkovits: „Die weltbesten Tenöre“ , Opera Rifko Verlag, Perchtoldsdorf, 2016