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Berlinale – Veronika Franz‘ und Severin Fialas „Des Teufels Bad“ als historischer Horrorfilm

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Berlinale – Veronika Franz‘ und Severin Fialas „Des Teufels Bad“ als historischer Horrorfilm

© Ulrich Seidl Filmproduktion / Heimatfilm

In düsteren Bildern zeigen Veronika Franz und Severin Fiala den harten Überlebenskampf der Menschen in den Wäldern. Männer und Frauen stehen täglich gemeinsam in der Strömung des Flusses, um Fische zu fangen. Sie arbeiten hart für ein Stück Brot, ein zweites gibt es nicht, dazu ist die Großbäuerin zu geizig. Agnes heiratet ihren zweiten Sohn Wolf. Glücklich wirken die beiden bei der Hochzeit, doch das Glück endet in der Hochzeitsnacht. Stockbesoffen schläft Wolf ein, an anderen Tagen müde von der Arbeit wird Agnes von ihm nicht das Kind bekommen, das sie sich wünscht. Sie, gewohnt die Schuld bei sich selbst zu suchen, verhärmt, wird depressiv, versucht sich umzubringen, mordet, um vom Priester die Absolution zu erhalten und wird öffentlich enthauptet. 

Durch grausame Szenen lässt Veronika Franz‘ und Severin Fialas dritter Film den Atem stocken und Übelkeitsgefühle aufkommen, um die Authentizität der rauen Lebensverhältnisse zu spiegeln. Das warme Fackellicht signalisiert Geborgenheit, was sich als Fehlschluss herausstellt. Jeder Tag kann gefährlich enden. In langen Einstellungen, mit düster atmosphärischem Hintergrund wird jede Szene zur Unheilsbotschaft. Der Tod ist ständig präsent. Im Fluss sind schon viele ertrunken. Über dem Herd hängen die toten Fische, am Tor trocknet das Fell der getöteten Geiß. Das Töten gehört zum Alltag der Menschen, zum Überleben die Gemeinschaft. Gemeinsam sammeln sie die Steine auf den Felden, waschen die Frauen die Wäsche am Fluss. Wuchtig und kräftig schlagen sie die Laken gegen die Felsen und sind wehrlos gegenüber ihrem eigenen Schicksal, was auch für Wolf gilt, der nicht begreift, was er Agnes mit seinem sexuellen Desinteresse antut. Beide haben nur gelernt den Eltern zu folgen, aber nicht über Probleme zu sprechen. Nackt und wehrlos sitzen sie alle im Badhaus, wo der Bader Blutegel setzt und Agnes einen Faden in die Haut treibt, an dessen beiden Enden sie immer wieder ziehen soll, damit die Wunde nicht verheilt und der Schmerz böse Gedanken vertreibt. Pflichtbewusst macht Agnes alles mit und steigert sich betend in den Wahn der Schuldigen. Immer stärker rutscht sie in die Rolle einer psychopathischen Außenseiterin, großartig von Anja Plaschg gespielt, als beste Darstellerin der Berlinale durchaus denkbar. Kniend vor dem Beichtstuhl, der Pfarrer in heller Aura erhöht, wird die Absolution zur Erlösung von der Höllenfahrt, doch das Leben und das Sterben werden zur Hölle. Klatschen kann man nach diesem Film nicht mehr. Er ist einfach zu tragisch. Und wieder einmal steht die Kirche auf der Anklagebank.

Künstlerisches Team: Veronika Franz (Drehbuch, Regie), Severin Fiala (Drehbuch, Regie), Martin Gschlacht (Chef-Kameramann), Tanja Hauser (Chef-Kostümbildnerin) 

In den Hauptrollen: Anja Plaschg (Agnes), David Scheid (ihr Mann Wolf), Maria Hofstätter (Schwiegermutter)