Landshut – „Alles was ich liebe“ mit Louisa Stoux 

Louisa Stoux "Alles was ich liebe" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Louisa Stoux

Bevor Louisa Stoux mit Emily Elizabeth Dickinson (1830 – 1886), einer bedeutenden US-amerikanischen Dichterin beginnt, spiegelt sie diese ungewöhnliche Frau durch Thomas Wentworth Higginson, einen ihrer engsten Freunde und späteren Herausgeber ihrer Werke. Es sind witzige, naturverbundene Gedichte, die um Freiheit und Selbstwertgefühl, Liebessehnsucht und Liebesunvermögen kreisen, Gedichte, denen man nicht anmerkt, dass ihre Verfasserin zurückgezogen ein Leben lang im selben Haus lebte. Wer möchte nicht „einfach Biene sein“, frei überall ein wenig zu leben? Dickensons epigrammatischer Stil nahm die Moderne des 20. Jahrhunderts schon voraus. 

150 Jahre später schrieb Louise Elisabeth Glück (*1943) den Gedichtband „Wilde Iris“, für den sie 2020 überraschenderweise mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. In ihren Gedichten thematisiert sie den Kreislauf, aber auch die Diskrepanz zwischen Natur und menschlichem Leben. In einfachen Naturbildern findet sie die Spiegelungen menschlichen Seins und überrascht, wenn gerade bei hingebungsvoller Gartenarbeit plötzlich das Ende einer Liebe deutlich wird. 

Maria Wisława Szymborska (1923-2012), eine der bedeutendsten polnischen Lyrikerinnen, wurde 1996 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Louisa Stoux wählt Liebesgedichte eines 18-jährigen Mädchens, das im Lager umgekommen ist. „Ich bin in Sehnsucht eingehüllt“ bekennt die Protagonistin, die die Realität nur mit Hilfe der Phantasie ertragen kann. 

Die folgende heitere Gebrauchspoesie im Ratgeberstil von „Wer nichts begehrt, hat nichts zu rauben“ und so manches „es geht an dir vorüber, bist du still“ will so gar nicht dazu passen und ebensowenig, dass dann noch Dennis Kellys Schlussmonolog aus „Liebe und Geld“ folgt. Aber  bei „Alles was ich liebe“ darf bei Louisa Stoux natürlich  das Theatralische nicht ausgespart bleiben. Diesen Text hat sie schon auf der Bühne gespielt, entsprechend ausdrucksstark setzt sie den Monolog und sich selbst in Szene.