Berlin – „Mamma Mia“-Musical im Theater des Westens 

Musical "Mamma Mia" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Stage Entertainment/Morris Mac Matzen

Die Erfolgsstory von „Mamma Mia“  setzt sich nach der Verfilmung jetzt mit der Neuauflage des Musicals im Berliner Theater des Westens fort. 1994 entstand die Idee die ABBA-Hits als Musical zu vermarkten, nicht als Bandgeschichte, sondern als Geschichte starker Frauen, die ihren eigenen Weg gehen und dabei gesellschaftliche Konventionen durchbrechen. Inspiriert von den Kompositionen der ABBA-Hits aus der Feder von Benny Andersson und Björn Ulvaeus und der humorvollen Geschichte von Catherine Johnson, produzierte Judy Craymer das Musical „Mamma Mia“ als gekonnte Fusion von Popsongs, frech exaltierten Tanzshows und bewegenden Lovestorys  über zwei Generationen.

Obwohl bei Musicalproduktionen überhaupt nichts geändert werden darf, weder Bühnenbild, Kostüme, Songfolge und Story, zündet die Inszenierung heute genauso wie einst, was letztendlich an den mitreißenden Ohrwürmern, den gelungenen deutschen Übersetzungen und vor allem auch an den charismatischen Sängern liegt.

„I Have a Dream“, „Money, Money, Money“, „Mamma Mia“, ein Song übertrifft den anderen, entführt mit sängerischem Drive und charismatischem Darstellern  in die herrlich selbstironische Geschichte Donnas, einer emanzipierten Mama, die ihre Tochter Sophie, ganz allein, als Besitzerin einer griechischen Taverne großgezogen hat. Nun will die Tochter ganz konventionell heiraten und lädt die zwei Ex-Freunde der Mutter ein, um herauszufinden, wer von den Dreien  ihr Vater ist. Gleichzeitig reisen die drei besten Freundinnen Donnas ein. Das Chaos verdichtet sich im Wechsel witziger Tanzszenen, in der Atmosphäre lebensfroh rasanter und melancholisch romantischer Songs und lichtet sich  schließlich  in einem dreifachen Happy-End.

Das Musical gefällt insbesondere durch seine reduzierte Ausstattung, die auf technischen Schnickschnack verzichtet. Das abstrahierte Bühnenbild großflächig, blau-grün gestreift Meer und Horizont zugleich, davor weiße, schnell umbaubare stilisierte Häuserfronten mit blauen Stühlen, signalisiert sommerliche Griechenlandatmosphäre in Innen-und Außenräumen. Die poppig knallbunten Kostüme oszillieren zwischen ironisch nostalgischen Fummeln und nicht minder satirischem neonfarbenem, knackigem Badeoutfit.

Immer ein sängerisches und,schauspielerisches Ereignis sind die Auftritte Katharina Gorgis als überaus sympathische, strahlende Sophie, zusammen mit Benét Monteiro ein herzerfrischendes Brautpaar.  Sabine Maier interpretiert Mamma Mia mit entwaffnendem Selbstbewusstsein und analytischer Erinnerung „Ich war naiv, fühlte zu intensiv“. Mit ihren Freundinnen Rosie (Barbara Raunegger) und Tanja (Betty Vermeulen) präsentiert sie  sängerisch und tänzerisch ein mitreißendes Frauen-Power-Team, das die große ABBA-Bühnenshow von einst  aufleuchten lässt.

Musical "Mamma Mia" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Stage Entertainment/Morris Mac Matzen

Betty Vermeulen sticht ganz besonders hervor. Sie weiß  mit dem nonchanlanten Charme und der latenten Erotik einer erfahrenen Lady selbst  ein Quartett von jungen Machos in Wallung zu bringen. Zusammen mit dem 14-köpfigen Tanzensemble wird „Mamma Mia“  im Laufe des Abends als  mitreißendes Tanzmusical erlebbar.

Shay Cohen dirigiert das Orchester des Stage Theater des Westens sehr authentisch. Allerdings leidet der  Sound nach der Pause unter der lauten Abmischung, die  gar nicht nötig. „Mamma Mia“ hat genug mitreißendes Potential.