Berlin – Brechts Lehrstück „Der kaukasische Kreidekreis“ in der Schaubühne

Schaubühne "Der kaukasische Kreidekreise" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Gianmarco Bresadola

Regisseur Peter Kleinert, Professor für Regie und Angewandte Dramaturgie an der Berliner Schauspielschule Ernst Busch mit Faible für Brecht und seit Jahren zu Gast mit seinen Schauspielabsolventen in der Schaubühne verzichtete auf Brechts  langatmige Rahmenhandlung des „Kaukasischen Kreidekreises“ mit Diskurs über Besitzverhältnisse der Kolchosebauern in der Stalinära und beschränkte sich auf die Handlung, „ein schönes Märchen“ wie es am Schluss kommentiert wird, ein schrilles ist zu ergänzen.

Der Großfürst wird verjagt, der Gouverneur aufgehängt. Seine Witwe flieht, voll beschäftigt ihre schönen Kleider  zu retten, lässt sie ihr Baby zurück. Die Magd Grusche erbarmt sich des Kindes, nimmt Flucht, Not und eine ökonomische Zweckehe in Kauf, um es zu retten, und muss das Kind doch wieder hergeben, als die Großfürstin es zurückfordert, wäre da nicht noch der kluge Richter Azdak.

Mehr noch als Brecht setzt Kleinert auf satirische Verfremdung im Zeitgeist medialer Übertreibung bis zum platten Kitsch. Die Großfürstin karikiert als Lady-Gaga-Verschnitt, der Großfürst mutiert zum feigen Hasenfuß, der sich mit dem Kuscheleffekt seiner flauschigen rosa Ohren sogar auf der Flucht durchkuscheln kann.

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©Gianmarco Bresadola

Grusches angeblich schon im Sterben liegender Mann entpuppt sich als geiler Bock mit schwingenden Penis- und Hodensäckchen. Das geht zuweilen allzu sehr in platten Klaumauk. Die konstruierten „Löcher“ in der Inszenierung sind der Desillusionierung zu viel, langweilen einfach nur. Schade, denn die schauspielerischen Talente leuchten bereits auf. Der Sound zwischen Jazz und Perkussion, Songzitaten und Sprechgesang macht aus der trockenen Moralparabel durchaus ein attraktives  Stück unserer Tage. Die Thematik, was gehört eigentlich wem, aktueller denn je bleibt dagegen im ausgestellten Spektakel auf der Strecke.

Allein Lotte Schubert, die sich als einzige auf die Rolle der Grusche konzentrieren darf, kann und weiß emotionale Tiefe zeigen.

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©Gianmarco Bresadola

In ihren Monologen und Dialogen mit ihrem Liebsten, dem Soldaten Simon, von Johannes Scheidweiler, wohltuend schüchtern, umständlich gespielt,  entstehen dichte Momente menschlicher  Beziehungen.