Berlin –  Maxim Emelyanychev begeistert im Berliner Konzerthaus

Maxim Emelyanychev präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Michaela Schabel

Maxim Emelyanychev kommt nicht mit einem bestimmten Konzept. Er sieht sich an, was im Orchester vorhanden ist und arbeitet intensiv mit den Musikern. Das Ergebnis ist mitreißend. 

Maxim Emelyanychev dirigiert ohne Taktstock, mit beiden Händen, mit den Fingern, großen Armschwüngen, hüpft und vibriert, dass seine Haare im Sechszehnteltakt fliegen. Mit Zeigefinger und Daumen zieht er die Decrescendi ins Pianissimo, um es mit großer Geste abrupt präzise Fortissimo auftrumpfen zu lassen. Man spürt regelrecht, wie seine Energie die Musiker ansteckt, wie er mit jeder Instrumentalgruppe kommuniziert. Direkt im Blickkontakt, den Mund entsprechend der musikalischen Phrase geformt erlebt man die bekannten Stücke des abwechslungsreichen Programms durch Maxim Emelyanychevs ansteckende vitale Kraft neu.

Mit Verve beginnt er Ludwig van Beethovens Ouvertüre zum Ballett „Die Geschöpfe des Prometheus“. Einen Blick auf die Partitur werfend merkt er, dass er schon viel weiter ist, wirbelt die Blätter in tänzerischer Bewegung auf den aktuellen Stand und malt mit der anderen Hand die Klangkurven der Streicher mit, energetisch ganz vereint mit dem Orchester, kurze Pausen mit abrupten Armposen markierend. So wird Maxim Emelyanychev selbst zum Schöpfer einer sehr temperamentvollen Prometheus-Ouvertüre. 

Bei den solistischen Passagen hält sich Maxim Emelyanychev dagegen völlig zurück.  Yubeen Kim, Solist des Konzerthausorchesters,  steht bei Wolfgang Amadeus Mozarts „Konzert für Flöte und Orchester D-Dur KV 314“ im Zentrum der Aufmerksamkeit. Grandios spielt er die  Querflöten-Solopassagen in weiten Bögen, als müsste er nie Atem holen. Golden glänzen die Töne, Natur pur, gleichsam Vogelstimmen mit großartigen Koloraturen, virtuosen Trillern, voller Poesie im Andante und klarer Melodieführung, subtil vom Orchester umrahmt. Im dritten Satz steigert sich musikalische Lebensfreude  im alternierenden Spiel von Soli und Orchester mit fröhlich witzig und temperamentvollen Akzenten. 

Als Höhepunkt bietet Joseph Haydns „Sinfonie Nr. 103 Es-Dur Hob I:103 mit dem Paukenwirbel“ noch einmal größtmögliches dynamisches Potential. Das Orchester überrascht unter dem Dirigat von Maxim Emelyanychev mit zackigen Wendungen, echohaften Klangeffekten bei Motivwiederholungen durch die einzelnen Instrumentalgruppen, sehr transparent gespielten Verzierungen und dem ständigen Oszillieren zwischen subtilen und wuchtigen Passagen ähnlich einer Gewitterfront, die sich kurz beruhigt, um wieder aufzubrausen. Maxim Emelyanychev lässt den Musikern Raum zum Improvisieren. Das Ergebnis ist verblüffend. Historische Musik erklingt ungewöhnlich zeitgenössisch, schwungvoll,  geheimnis- und verheißungsvoll,  provoziert Emotionen. Das Publikum ist begeistert 

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