Berlin – „VIVID Grand Show“ im Friedrichstadt-Palast

"Vivid-Grand Show" in Berlin präsentiert von schabel-kultur-blog.de

R´eye ein junges Mädchen wird aus den Zuschauerreihen entführt. Der Vater rennt vergebens hinterdrein. Wie Alice im Wunderland findet sich R´eye in der  silberkalt schimmernden Welt normierter Androiden und verwandelt sich selbst in eine Androidin.

Ein Magier ermutigt R´eye über eine phantastische Animation ihre Lebensidentität in der Freiheit natürlicher Parallelwelten zu suchen. R´eye erlebt die Extravaganzen der Natur und der Menschen, durchwandert exotische  Dschungelwelten voller tanzender Blüten und Tiere, trifft einen traumhaften Helden und erkennt in unkonventionellen, kämpferisch-leidenschaftlichen Tanz der Geschlechter, dass Rollen auch ganz anders verteilt sein können.Der suchende Vater, als linkischer Comedian der clowneske Effekt, sieht ein, dass er R´eye loslassen muss.

©Robert Grischek

Immer ungezügelter und wilder werden die Abenteuer, gesanglich moderiert  von einem charmant Entertainer, dessen bizarr hoher Zylinder pure Lebensfreude signalisiert, die im „Funhouse“, wo alle Lustbarkeiten erlaubt sind, ausgelebt werden. Umso sphärisch reiner wirkt die Botschaft der  „Sky Angels“. Nur durch Mundstücke gesichert wirbelt das Akrobatenpaar  durch den nächtlichen Himmel und verwandelt sich in eine Metapher des Vertrauens. Zwischen „Danger Boys“ und „Fallen Angels“, den dunklen Dämonen der Lust, überwindet R´eye die Angst vor dem Tod und findet in der Vitalität der „Glamour Girls“ das Vorbild von selbstbewussten Powerfrauen. Androidonna hält mit 32-köpfigen normierten Androidinnen dagegen, doch deren Lichtspiele bleiben trotz der Regenbogenfarben kalt. Das doppelte Stahlrad, von vier Akrobaten bewegt, mit sensationellen Sprüngen der Höhepunkt der „VIVID Grand Show“ bringt R´eye zurück und befreit sich von der binären Programmierung.

"Vivid-Grand Show" in Berlin präsentiert von schabel-kultur-blog.de

©Brinkhoff/Mögenburg

„VIVID Grand Show “ ist ein Märchen, sensationell verpackt. Die uralte Botschaft, „dass man sich findet, wenn man sich verliert“  wird bestens transportiert, auch wenn Texte und Songs  im technischen Soundmix kaum zu verstehen sind. „Wann war es das letzte Mal, dass du etwas das erste Mal gemacht hast?“,  fragt der Entertainer am Schluss. Diese Show bietet  ein Erste-Mal-Erlebnis und dass nach der Show hochwertige DIn-A4-Werbekarten für „Respect each other“ verteilt werden, trägt die Botschaft von Freiheit und Toleranz von der Bühne hinaus in das Leben. Nur schade, dass viele Zuschauer dieses Geschenk einfach liegen lassen. Es gäbe genug Gelegenheiten, diesen Gedanken weiterzureichen.

Michaela Schabel