München – Albert Ostermaiers „Superspreader“ im Residenztheater

Theaterkritik von Ostermaiers "Superspreader" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Der Unternehmensberater wird zum Superspreader, zum Virus, ausgerechnet der Mensch, der die Unternehmen retten soll, macht sie krank, um sie neu zu kreieren. Die Virologisierung des Menschen ist so neu nicht.
2000 schrieb der Münchner Dramatiker Albert Ostermaier das Theaterstück „Erreger“, in dem ein Börsenmakler sich von einem PC-Virus befallen fühlt und der Kapitalismus zum Virus avanciert. 2020 denkt Ostermaier vor dem Hintergrund der Pandemie diese Idee für das Residenztheater als „Superspreader“ zwischen Primärinfektion und Superstar weiter, ein Stück, das als Livestream für jeweils fünfzehn Personen Anfang Dezember uraufgeführt wurde, um die Zeit des Lockdowns zu überbrücken. 

In einem einstündigen assoziativen Monolog konfrontiert Florian Jahr als Superspreader das Publikum mit den spannenden Horrorvisionen eines schuldlos Infizierten, der zwischen Verzweiflung, Bewältigung seiner Kindheitserinnerung und Größenwahn schizophrene Charakterzüge entwickelt und den Kapitalismus personalisiert…