Aus einer Person werden drei. Im fliegenden Wechsel spielen drei SchauspielerInnen Édouard Louis’ Erinnerungen an sein Leben in proletarischen Verhältnissen, gleichzeitig die frustrierte Mutter, die sich fünf Kinder von zwei groben, trunksüchtigen Männern machen ließ, und den Édouard Louis‘ Vater, dessen Arbeitsunfall die Familie von der Armut ins Elend stürzt. Die kurz darauf erlassenen staatlichen Renten- und Medikamentenkürzungen weiten die häusliche Problematik auf die Klassendiskrimierung der französischen Politik, die arbeitsunfähige Menschen als Taugenichtse degradiert und in den Tod treibt.
Die Dramatisierung autofiktionaler Romane auf der Bühne ist zur Zeit en vogue und wurde durch die Nobelpreisverleihung an Annie Ernaux befeuert. Viele Zuschauer reagieren begeistert, weil es sich in den Thematiken wiederfinden. Dass „Die Freiheit einer Frau“ in den Kammerspielen so funkt, liegt an Felicitas Bruckers spannendem Regiekonzept…