Berlin – begeisterndes „Konzert zum Jahreswechsel“ mit Dirigentin Joana Mallwitz im Konzerthaus

Konzertkritik "Konzert zum Jahreswechsel" von Joana Mallwitz im Konzerthaus präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Applausfoto©Michaela Schabel

Quer durch die Musikgeschichte fokussierte Joana Mallwitz auf drei literarische Vorbilder. Das Konzert begann mit dem antiken Orpheusmythos, innig vertont von Claudio Monteverdis „Lo spirito di Orfeo“ und „Lettera amorosa“,  von Lea Desandre überaus klangschön, sehr subtil in glühender Reinheit mit fesselnden Crescendi interpretiert und von Joana Mallwitz höchst empathisch am Cembalo begleitet, der pure Kontrast zu Jaques Offenbachs satirischer Ouvertüre seines „Orpheus in der Unterwelt“ dazwischen, den das Orchester in all seinen Klangfacetten und Dynamiken in funkelnder Präzision bis zur „Party in der Hölle“ als wilden Can-Can auslotete. 

Pierre Augustin Caron de Beaumarchais’ anprangernde Komödie über die Unmoral des Adels inspirierte Mozart zur „Hochzeit des Figaro“ und Rossini zum „Barbier von Sevilla“. Mozarts berühmte Ouvertüre und die Arie des Cherubinos glänzten sängerisch und orchestral genauso wie Rossinis „Temporale“ und „Una voce poco fa“ durch die klangschöne Artikulation und dynamische Umsetzung. 

Noch mehr Einfluss auf die Musik hatten die Theaterstücke William Shakespeares, allen voran „Romeo und Julia“. Joana Mallwitz ließ die Dramatik dieser Liebesgeschichte durch Kampf- und Liebesszenen aus Sergej Prokofjews „Romeo und Julia“ sehr plastisch und infernalisch aufleuchten. Lea Desandre brillierte mit fulminanten Koloraturen und großem Tonspektrum in der Arie „Je veux vivre“ aus Charles Gounods Oper „Roméo et Juliette“. Um die Jahreswende nicht klangdüster mit Prokofjews „Romeo am Grabe Julias“ zu markieren, gab Joana Mallwitz mit Leonard Bernsteins „Somewhere“ und noch mehr durch die „Symphonic Dances“ der Hoffnung Raum, die sich erst nach abrupten Klanggewittern mit wuchtigen Dissonanzen, witzigen Jazz- und Swingakzenten nach einer Generalpause, die oft zu verfrühten Applaus animiert, durchsetzt. Dass trotz Hinweis das Publikum zu klatschen begann, sorgte für einen heiteren Schlussakzent und bewirkte noch einen fulminanteren Applaus, obwohl sich die arienhafte und konzertmäßige Interpretation deutlich von den gängigen Musicalmainstream abhob. Joana Mallwitz wagt Neues, aber indem sie moderiert und erklärt, nimmt sie das breite Publikum mit und realisiert damit ihr Plakatmotto „1000 Menschen 1 Pulsschlag“.

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Plakat©Konzerthaus Berlin

Allerdings sollte es eine Ausnahme bleiben, dass die Damen des Orchesters bei diesem Konzert, teilweise sehr unvorteilhaft, bunt schillern durften. Das lenkt nur von der Musik ab. 

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