„Whitney Houston: I Wanna Dance With Somebody““

Filmkritik "Whitney Houston" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

© CTMG

Filmdouble Naomi Ackie sieht weder aus wie Whitney Houston noch singt sie, aber sie setzt die Songs lippensynchron, die Veränderungen vom fröhlichen Mädchen zur Bühnendiva bis zum Junkie sehr authentisch in Szene.

Im Gospelchor ist Whitney Houstons Talent zum ersten Mal zu hören. Die Mutter ist mit der Gesangstechnik ihrer Tochter noch lange nicht zufrieden. Whitney will einfach nur singen. Doch später leuchtet immer wieder das Mantra der Mutter auf, Singen mit Kopf, Herz und Bauch.

Drehbuch und Regie fokussieren auf Whitney Houstons sängerisches Talent, sparen ihre Erfolge als Modell und Schauspielerin aus, und beziehen nur die fünf wichtigsten  Menschen aus ihrem Umfeld mit ein, allerdings arg klischeehaft und plakativ, sieht man von Clive Davis (Stanley Tucci) als souveränen, sehr verständnisvollen und empathischen Firmenchef von Arista-Label, ihrem Entdecker ab, wobei diese überaus positive Darstellung sicher auch der Tatsache geschuldet ist, dass Clive Davis zu den Mitproduzenten zählt. Er weiß Whitney Houstons Talent mit den richtigen Songs zu fördern, respektiert ihre Entscheidungen und ihr Privatleben. Er lässt sie auch drei Filme machen, von denen aber nur „Bodyguard“ erwähnt wird, für den Kevin Costner sie anfragte. Nur einmal mischt sich Clive Davis mit väterlicher Besorgnis ein, als er ihr rät in eine Entzugseinrichtung zu gehen, weil sie es alleine nicht mehr schaffe. Die strenge Mutter (Tamara Tunie) gewinnt als begeisterter Fan ihrer Tochter, die hinter den Kulissen klug und hilfreich agiert, ein sympathischeres Profil. Der Vater (Clarke Peters) dagegen, wie ein erbitterter Ehestreit zeigt, immer schon ein Tunichtgut und Schmarotzer, verprasst die Millionen, die er für „seine Prinzessin“ verwaltet. Er dominiert sie von Anfang an, fordert ihr über Perücken und Klamotten eine neue Optik ab, teils sehr „lächerlich“, wie Freundin Robyn Crawford (Nafessa Williams) feststellt. Wacker schlägt sich Whitney Houston in kritischen Interviews der Black Community. „Es gibt keine schwarze oder weiße Stimme.“ Als Gay-Schlagzeilen in der Presse auftauchen, dieses Thema deutet der Film nur ganz schwach an, verbietet der Vater öffentliche Auftritte allein mit ihrer Freundin Robyn und insistiert auf eine konventionelle Hochzeit. Whitney Houston verliebt sich ausgerechnet in den verrufenen R&B Sänger Bobby Brown. Ashton Sanders spielt ihn als narzisstischen Macho so hohl und unsympathisch, dass man sich diese Traumhochzeit nur als Reaktion auf negative Schlagzeilen, Protestaktionen und Enttäuschung über die nicht erfolgte Musikvideo-Auszeichnung erklären kann. Whitney Houston will es allen immer nur recht machen. Der Druck durch ihre kometenhafte Karriere wird immer größer. Doch nur als Sängerin der Nationalhymne beim „Super Bowl“ im Stadion wagt sie, sie selbst zu sein und singt im Trainingsanzug. Die traditionellen Düsenjets mit bunten Kondensstreifen über dem Stadion werden im Film zu ihrer Hommage.

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Ein Konzert folgt dem anderen. Die Stimme leidet. Die Ehe zerbricht. Die Kasse ist leer. Der Vater hat ihre Millionen durchgebracht. Jetzt schickt er sie trotz angeschlagenen Gesundheitszustandes auf eine Welttournee mit 70 Konzerten. Das Fiasko ist vorprogrammiert. Konzerte müssen wegen Stimmproblemen abgesagt werden. Whitney Houston wird zum Drogenfreak. Der Entzug hält nicht lange an. Zum zweiten Mal taucht ein smarter junger Mann auf, der um ein Autogramm bittet. Dieses Mal sieht man aber auch, dass im Kugelschreiber Kokain versteckt ist, was bestätigt, dass Whitney Houston schon vor ihrer Ehe Drogen konsumierte. Doch noch einmal will sie beweisen, was sie kann. In einem 10-minütigen überaus schwierigen Medley mit extrem langen Tönen über 28 Takte hinweg und betörenden Höhen bringt sie noch einmal das Publikum in Ekstase und verabschiedet sich von ihren Fans, denen sie die Liebe, die sie von ihnen bekommt, zurückgeben will. 

Dann tröpfelt nur noch der Wasserhahn über der Badewanne. Gekonnt spart die Regie den Selbstmord am 11. Februar 2012 aus. Er bleibt Whitney Houstons Geheimnis. Der Verlust der Familie war sicher ein wichtiger Grund und klingt durch drei Songzeilen immer wieder im Film an. „Wenn ich an Zuhause denke, denke ich an einen Ort, wo Liebe in Überfluss zu haben ist.“

Künstlerisches Team: Kasi Lemmons (Regie) Drehbuchautor Anthony McCarten (Drehbuch), Paul Norris (Animation, visuelle Effekte), Charlese Antoinette Jones (Chef-Kostümbildner), Daysha Broadway (Chef-Cutter), Barry Ackroyd (Chef-Kameramann) Gerald Sullivan (Set-Dekorateur), Kim Coleman (Casting-Director)

In den Hauptrollen Naomi Ackie (Whitney Houston), Tamara Tunie (Cissy Houston), Clarke Peters (John Houston), Nafessa Williams (Robyn Crawford) Stanley Tucci (Clive Davis), Ashton Sanders (Bobby Brown)