©Michaela Schabel
Dieser Film ist „ein wunderbares Exempel für eine einfache Geschichte von großer Tiefe… von starker Intensität und Empathie.“
Werner Herzog kurz vor der Preisverleihung im Filmmuseum @Michaela Schabel
Asghar Farhadi studierte in Teheran Theaterwissenschaften, inszenierte von Ibsen und Tschechow inspirierte Theaterstücke und begann in den 1980er Jahren Kurzfilme zu drehen. Einige erfolgreiche Hörspiele eröffneten ihm den Weg zum Fernsehen und schließlich zum Film, wobei er sich immer als diplomatischer Gesellschaftskritiker zeigte, die offiziellen Bildverbote einhielt, weder nackte Körper noch grelle Farben einblendete. Er überlistete die Zensur durch die Doppeldeutigkeit seiner Aufnahmen und Texte.
Asghar Farhadi live dazu geschaltet ©Michaela Schabel
Thematisch kreisen seine Filme um die Konflikte traditionell religiös geprägter und urban offenerer und selbstständigerer Lebensweisen. Es geht immer um die Wahrheit von Entscheidungen und Urteilen, die er aus vielen verschiedenen Perspektiven reflektiert und sie durch überraschende Wendungen immer neu zur Disposition stellt. Asghar Farhadi führt seine Figuren nicht vor, ganz im Gegenteil, jede hat aus ihrem Blickwinkel recht. Selbst die institutionellen Vertreter kann man in ihrer Argumentation verstehen, doch Asghar Farhadis Texte, Bild- und Sprachwelten lassen allein durch den häufigen Blick durch Zäune Begrenzungen, durch Froschperspektiven Fallhöhen und über Social-Media-Nachrichten krasse Manipulationen aufleuchten. Durch die exzellenten SchauspielerInnen erscheint jede Person trotz ihrer Schwächen sympathisch. Man spürt Asghar Farhadis Zielsetzung, seine Figuren human agieren und sie nach der Wahrheit suchen zu lassen. Das ist die Triebfeder seiner Filme.
Wichtig ist es ihm die Klischees zu durchbrechen, die Menschen seiner Heimat authentisch zu zeigen, insbesondere die Frauen. Die junge Generation wagt durchaus das zu tun, was sie möchte. Die jungen Frauen nehmen ihr Schicksal in die Hand und gleichzeitig spürt man wie tief sie in der Kultur ihrer Heimat verankert sind. „Woman loves Freedom“ ist derzeit der Schlachtruf der DemonstrantInnen im Iran. Asghar Farhadi glaubt an den Wandel.
Den Vorwurf, die Filmstory einem Studenten gestohlen zu haben, den die „Süddeutsche Zeitung“ in die Welt setzte, konnte Asghar Farhadi überzeugend entkräften. Der Vorfall , der tatsächlich passiert ist und ihn inspirierte, war über eine Zeitungsmeldung öffentliches Allgemeingut und deshalb kein geistiger Diebstahl.
Bis 2. November zeigt das Münchner Filmmuseum in einer Retrospektive weitere Filme von Asghar Farhadi.