Judith Beuth „Der Wunsch“ – ein Dokumentarfilm über den Kinderwunsch eines lesbischen Paares

Dokumentarfilm "Der Wunsch von Judith Beuth präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

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„Der Wunsch“ ist ein sehr subtiler, authentischer Dokumentarfilm, der beiden Frauen, immer leger und ungeschminkt, Raum gibt ihre Gefühle zu zeigen, zu beschreiben, was sie fühlen und wie sie miteinander ihre Gefühle abgleichen. Nicht die Erotik steht im Vordergrund, sondern die Zärtlichkeit und Achtsamkeit füreinander, losgelöst von der Körperlichkeit. Sie scherzen, rudern auf dem See, doch ihre Stimmung wird eingetrübter, als sie wegen des Kinderwunsches viele Schwierigkeiten und Enttäuschungen überwinden müssen. Für Maria, die mit 17 Jahren durch einen Sprung ins Wasser querschnittsgelähmt wurde, ist eine Schwangerschaft zu riskant. Für Christiane wird die Vorfreude auf die Mutterschaft eine Achterbahn zwischen Hoffnung und Enttäuschung, weil ihr Körper auf die üblichen Verfahren zunächst nicht reagiert und eine endlich sich einstellende Schwangerschaft über die ersten drei Monate nicht hinauskommt. Dass die Wunschkindfüllung nur im Ausland möglich ist, erschwert die Situation und ist finanziell belastend. Christiane weint oft, aber der Kinderwunsch bleibt und ist vorrangig, selbst wenn Maria auf einen Job wegen Terminüberschneidung verzichten muss. Mit der Zeit kommt das Alter als Problem hinzu. Zwar wird in Deutschland  eine Wunschkindbehandlung möglich, aber nur bis maximal bis 46 Jahre. Behandlungen sind in Österreich unbeschränkt, aber bei Christiane wieder erfolglos.

Was den Film so beeindruckend macht, ist die ruhige und vernünftige Art, wie Maria und Christiane in diesen zehn Jahren voller Enttäuschungen miteinander umgehen. Sie helfen sich gegenseitig aus den Stimmungskrisen, doch ihre Gesichter werdnen von den Spuren ihrer Tränen immer mehr gezeichnet. Frohsinn kommt immer durch Marias animierte Strichzeichnungen auf, in denen sie markante Lebenssituationen wie das Erste-Verliebtsein, die erste Samenspende oder den Kampf gegen den Drachen als Symbol für die Hindernisse der Wunscherfüllung darstellt. Einblendungen schöner Lebenserinnerungen oder Visionen im Mini-Kameraformat spiegeln gleichsam, wie es beiden Frauen gelingt, immer wieder Mut zu fassen, doch auf dem Tiefpunkt ihrer Odyssee trübt sich das Wasser ein. Es gibt kein Happy-End. Es bleibt die Aufgabe die eigenen Illusionen loszuwerden und sie auf Zettel geschrieben ins knisternde Lagerfeuer zu werfen. Die Grillen zirpen. Der Glaube aneinander bleibt. 

„Der Wunsch“  wurde  im Wettbewerb Dokumentarfilm des 45. Filmfestivals Max Ophüls Preis 2024  in Saarbrücken mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. Es ist das wichtigste Dokumentarfestival im deutschsprachigen Raum.

Mit: Judith Beuth (Regie), Maria und Christiane