Berlinale – Li Ruijuns „Yin ru chen yan“ – eine poetische Annäherung an die Armut

Berlinale „Yin RU Chen Yan“präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

„Yin ru chen yan“, Szenenfoto©72. Internationale Hucheng No.7 Films Ltd.

Regisseur Li Ruijun gelingt ein poetisches Epos der Armut. Ma, vierter Sohn der Familie ist genauso Außenseiter und besitzlos wie Guiying, aber er ist sehr fleißig, kümmert sich um alles, kocht, trocknet ihre nassen Hosen. Sie bleibt teilnahmslos. Schritt für Schritt hilft Guiying mit. Zusammen bestellen sie das karge Feld mit einfachsten Mitteln, den Pflug vom Esel gezogen, alles andere Arbeit mit der Hand. Guiying beobachtet, beginnt mitzuhelfen, zu kochen. Ma bastelt aus einem Karton einen Brutplatz für Küken, eine der poetischsten Szenen. Ein kleiner Weizenkeimling lässt eine gute Ernte erwarten, wird gleichzeitig zum Symbol, was Charakter und Liebe bewirken können.

Als Ma für einen Funktionär Blut spendet und er dafür Geld bekommt, beginnen sie ein Haus zu bauen. Sehr hart und anstrengend ist die Arbeit der beiden, aber sie sind glücklich. Die Alten im Dorf kommentieren neidisch „Er hat einen Narren an ihr gefressen.“ 

Ohne viel Worte berührt der Film durch die ruhigen Szenen, in denen zwei Menschen zueinander finden, sich Wärme geben, sich gegenseitig immer mehr wahrnehmen, gemeinsam freuen. Ma ist ein durch und durch korrekter Mensch. Er nimmt nie mehr, als ihm zusteht. Die Solidarität im Dorf dagegen ist schon durch Besitzgier vernichtet. Der Staat und seine Unterhändler versprechen Wohnungen in der Stadt, damit Bauern ihr Land und ihre Häuser verkaufen. Als Guiying stirbt, verkauft auch er und entlässt den Esel in die Freiheit. 

Li Ruijun ist mit „Yin ru chen yan“ ein sehr liebevoll beseeltes Porträt eines Außenseiterpaares im ländlichen China gelungen, für das im neuen China trotz aller räumlichen Weite kein Platz mehr ist.