Berlinale – „A E I O U – Das schnelle Alphabet der Liebe“ – Liebe zauberhaft neu erzählt 

Berlinale Filmkritik "A E I O U Das schnelle Alphabet der Liebe" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

„A E I O U Das schnelle Alphabet der Liebe“, Szenenfoto©Reinhold Vorschneider, Komplizen Film

Adrian ballt die Fäuste unter der Jacke, bringt eine Überraschung mit. Zwei Sittiche kreisen turtelnd durch die Berliner Altstadtwohnung. Genauso leicht und unbeschwert fühlt sich für Adrian sein neues Leben an. Der Sprachunterricht wird ganz im Gegensatz zum spröden Filmtitel für beide zu einem fröhlichen Stelldichein, dessen erotische Ausstrahlung die Kamera zauberhaft einfängt. Anna bleibt distanziert, behält die Contenance, aber jede ihrer Bewegungen wird zur Lockung. Erst während der Reise an die Côte d´Azur wagt sie ihre Gefühle auszuleben. Regisseurin Nicolette Krebitz findet freche Szenen, wenn beide im Meer nackt backen, er sie nackt zum Hotel trägt, er durch seine Fingerfertigkeit Geldbörsen einsammelt, die sie blitzschnell in tänzerischer Rhythmik in einem Plastikbeutel verschwinden lässt. Doch diese neue Bonnie-&-Clyde-Version erleidet schnell Schiffbruch. „Das geklaute Collier passt nicht zum sonstigen Outfit“, erklärt der Kommissar in der Spielbank Annas Verhaftung. Ihr schauspielerisches Talent, sein latentes Faible für sie, verhindert eine Verlängerung der Übernachtungshaft, womit der Film an den Beginn anschließt und ihn nachträglich als Rückblende irritierend distanziert. Anna reist zurück. Adrian war schneller und erwartet sie mit den beiden Vögeln in der Hand, ein poetischer Schluss, der alles offen lässt. 

Dass die Geschichte nicht ins Banale abrutscht, ist dem Text, der Nicolette Krebitz’ Regie und ganz besonders der schauspielerischen Umsetzung geschuldet, die deutsche Klarheit und französischen Charme wunderbar leicht und heiter verknüpft. Udo Kier, Annas ergebener Freund in allen Lebenslagen signalisiert mit seinen strahlend blauen Augen deutsche Zuverlässigkeit kombiniert mit einem Schuss Savoir-vivre. Milan Herms oszilliert sehr authentisch zwischen Loser und Sunnyboy. Sophie Rois zunächst sehr deutsch verweist die Männer mit feministischer Rigorosität in ihre Grenzen und spricht Klartext mit Adrian und seinen Kumpanen. Doch gerade durch wird sie immer weicher, femininer mit unwiderstehlich französischem Charme. Diese Mischung aus Rationalität und purer Lebensfreude macht die Qualität des Films aus..