Johannes Hartl „Eden Culture – Ökologie des Herzens für ein neues Morgen“

Buchkritik "Eden Culture" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Herder Verlag, 2023

Trotz zunehmenden Wohlstandes fühlen wir uns nicht besser. Depressionen nehmen zu, Empathie nimmt ab im posthumanistischen digitalisierten Zeitalter. Johannes Hartl fordert einen Bewusstseinswandel, wodurch Natur und Mensch, Tradition, Sinnorientierung und Ästhetik wieder miteinander verbunden werden. Die Sehnsucht danach führt zurück zu den Ursprüngen, zum Garten Eden, der in jeder Kultur auftaucht und nichts anderes ist als ein Sinnbild für den Menschen, der in Verbundenheit mit anderen Menschen und der Schöpfung lebt. Kein Mensch hat nur Glück im Leben, aber Menschen gehen unterschiedlich mit den Tallagen um. Wer Gefühle ursachengemäß analysieren kann und anderen empathisch begegnet, lebt sich leichter. Soziale Kontakte sind die Basis für ein gesundes Leben. Einsamkeit und Lieblosigkeit machen krank. Die Verbundenheit mit Menschen ist die Basis für emotionale Gesundheit, die Verbundenheit mit Gott noch eine Stufe intensiver. Religion fördert die Gesundheit, wenn sie Liebe, Dankbarkeit, Ehrfurcht und Frieden ausstrahlt.

Nur sozial verwurzelte Menschen können Bindungen eingehen, können vertrauensvoll und loyal agieren, weshalb das Großwerden in einer feinfühligen Familie für Kinder so wichtig ist. Die Liebe zum eigenen Umfeld, zur Heimat ist wiederum die Basis für interkulturelle Kompetenz. Der Kult der digitalen Selbstoptimierung bewirkt das Gegenteil und dokumentiert die Selbstentfremdung vieler Menschen, die sich hinter Masken und Rollen verstecken und jegliche Authentizität verlieren. 

Beziehungen bzw. Bindungen aufzubauen bedarf der Zeit und des Mutes sich auf Neues einzulassen, mehr zu sein als zu scheinen. Die Wahrhaftigkeit ist dabei der Humus, auf dem der Lebenssinn über das Ego hinaus auf das Umfeld zielt, das wiederum nicht nur zu denken, sondern durch Handeln umzusetzen. In Zeiten digitaler und konsumorientierter Ablenkungen ist das alles andere als einfach, da die Konzentrationsfähigkeit der Menschen enorm sinkt und Menschen immer mehr in selbst definierten Wahrheiten leben. Der Lebenssinn weicht zunehmend dem Willen zur Macht, was Johannes Hartl quer durch die Philosophie belegt. Gerade in einer Zeit, in der der Mensch nicht nur Techniken erfindet, sondern selbst durch Technik zu einem „neuen Menschen“ verändert werden kann, ergibt sich in dieser Zeit des Transhumanismus die Frage nach dem, was den Menschen ausmacht, wenn spirituelle Modelle seit der Antike versagen, denn wird der Mensch auf das rein Gestaltbare ohne höheren Bezug reduziert, schlägt die technische Entwicklung ins Unmenschliche um. Hier setzt Johannes Hartl seinen „Garten Eden“ an, der Mensch als Geschöpf ohne Hybris und Selbstunterschätzung als Liebe Suchender und Abbild Gottes, in dem er seine Liebessehnsucht erfüllen kann.

Die Bedeutung der Schönheit in diesem Kontext überrascht. Johannes Hartl wendet sich entschieden gegen ihre Entweihung durch ökonomischen und politischen Funktionalismus, und die damit einhergehende „ästhetische Umweltverschmutzung“. Er fordert eine Renaissance der Schönheit, die wahr und unverzweckt ist und damit zum Ausdruck humanitären Seins wird, Schönheit vermittelt Ruhe und Entspannung, weil man den Wert von etwas an sich ohne Nutzenüberlegung erkennt. Schönheit ist der Nährboden eines gelungenen Lebens. 

Dr. Johannes Hartl ist Philosoph, Theologe, Speaker und Gründer des Augsburger Gebetshauses. Im Internet erreichen seine Vorträge Hunderttausende. Er verbindet Menschen über Konfessionsgrenzen hinweg. Er gilt als einer der einflussreichsten Vermittler zwischen christlicher Spiritualität, Philosophie und Psychologie im deutschsprachigen Raum.

Johannes Hartl „Eden Culture – Ökologie des Herzens für ein neues Morgen“, Herder Verlag 2023, Freiburg im Breisgau, 304 S.