„Self Portrait (after Warhol), 2013, Stephen Friedman Gallery, London ©Yinka Shonibare CBE, Stephen Friedman Gallery, London, James Cohan Gallery, New York
Yinka Shonibare CBE bevorzugt theatrale Installationen, in denen er die kolonialen und postkolonialen Problematiken als Narrative aufleuchten lässt. Sehr plakativ, bewusst museal kitschig wirken diese Arbeiten.
Seine lebensgroßen Skulpturen haben keine Köpfe. Die wurden unter anderem von Kanonen weggeschossen, lässt der Kontext assoziieren. In neueren Arbeiten ersetzt ein Globus das Haupt, als wolle er die Sicht weiten, wie der Kolonialismus die ganze Welt veränderte.
„Cannonball Heaven“, 2011©Yinka Shonibare CBE, Michaela Schabel
Yinka Shonibare CBE bezeichnet sich selbst als „postkolonialen Hybrid“. Er wurde 1962 in London geboren, wuchs in Kenia auf, dem Heimatland seiner Eltern, und kehrte mit 17 Jahren nach London zurück, um zu studieren. Wegen seiner Verdienste wurde er 2004 zum CBE, Commander of British Empire, 2013 zum RA, Mitglied der Royal Academy of Arts gewählt. Den ersten Titel verwendet er neuerdings als Namenszusatz, womit er ironisch auf seine Einmischung auf die postkolonialen Reflexionen anspielt. Einem großen Publikum wurde Yinka Shonibare CBE bekannt über die documenta 11 und sein monumentales Werk „Gallantry and Criminal Conversation“ (2002).
Schon im Studium stieß er auf die farbenfrohen Dutch-Wak-Batikstoffe, die er in seinen Arbeiten immer wieder verwendet. Die Stoffe werden meist als Kulturgut Afrikas wahrgenommen, stammen aber aus Indonesien. Yinka Shonibare CBE verwendet die Textilien einer niederländischen Firma, die 1846 gegründet wurde. Unter den Namen Wax Hollandais, Super-Wax und Java wurden die Stoffe sehr populär. Sie sind Symbole kolonialer Handelsrouten und der komplexen Rezeptionsgeschichte von Waren, woraus sich Fremdzuschreibungen und Identitätsbewusstsein Afrikas entwickelten. Diese Stoffe kombiniert Yinka Shonibare CBE mit historischen Ereignissen und westlicher Kunstgeschichte, um die europäisch-afrikanischen Verstrickungen darzustellen.
„End of Empire“ (im Hintergrund), 2016, Bristol Museums, Galleries & Archives und Wolverhampton Art Gallery@Yinka Shonibare CBE
Am beeindruckendsten ist seine inzwischen bereits ikonische Fotoserie „Diary of a Victorian Dandy“ (1998). Diese Bilder wirken wie historische Gemälde, eine inszenatorische Darstellungsweise, die derzeit auch in der Münchner Hypo Kunsthalle über die Fotografien von Erwin Olaf zu sehen ist. (Siehe Berichterstattung vom 21. Mai 2021). Der Unterschied ist, dass Yinka Shonibare CBE selbst in die Rolle eines herrschaftlichen Afrikaners schlüpft, gleichberechtigt agiert, sich bei Billard, Erotik und Festlichkeiten im weißen Milieu als schwarzer Gentleman bewundern lässt.
„Diary of Victorian Dandy“, 1998, @Yinka Shonibare CBE, Stephan Friedman Gallery London, James Cohan Gallery, New York
Dabei zeigt sich, dass Yinka Shonibares Verhältnis zum Viktorianischen Zeitalter sehr ambivalent ist. Er liebt den raffinierten Luxus des damaligen Adels, weiß aber auch um die inhumane Kehrseite. Indem er seine Afrikanerinnen in die bunten Dutch-Wax-Stoffe kleidet und die Ausstellung mit diesen Stoffen regelrecht eine neue Modelinie kreiert, unterwandert er die Kultur des Adels durch ein neues globales Selbst- und Imagebewusstsein, das aus Afrika stammt.
Mit dieser Methode verwandelt Yinka Shonibare CBE auch den Blick auf bisherige Wissenssammlungen. Die Bücherreihen in seiner „The African Library“ (2018) künden strahlend bunt wie die Stoffmuster von der afrikanischen Kultur und sind inhaltlich den Menschen gewidmet, die in den afrikanischen Unabhängigkeitsbewegungen mitgewirkt haben.
„The African Library“, Privatsammlung 2018, ©Yinka Shonibare CBE, Anthea Pokroy Photography
Die Ausstellung „End of Empire“ ist bis 12. September im Salzburger Museum der Moderne auf dem Mönchsberg zu sehen.