Vor der Galerie Parnass, Wuppertal, 1963 v.l.n.r.: Konrad Lueg, Gerhard Richter, Sigmar Polke, Manfred Kuttner
©The Estate of Sigmar Polke, Cologne, VG Bild-Kunst, Bonn 2023©Rolf Jährling, Foto: Zentralarchiv für deutsche und internationale Kunstmarktforschung, Universität zu Köln
Die bislang noch nie öffentlich ausgestellten Arbeiten von Polke und Richter gaben den Impuls für eine umfangreiche und spannende Recherche nach den Gemeinsamkeiten und Ursprüngen dieser beiden Ausnahmekünstler. Im Archiv des Deutschen Glasmalerei-Museums wartete eine Fenster-Tür-Kombination von Sigmar Polke (1941-2010) darauf präsentiert zu werden.
Sigmar Polke, Ohne Titel (Fenster-Tür-Kombination), 1969©The Estate of Sigmar Polke, Cologne, VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto: Deutsches Glasmalerei-Museum, Fotograf Henning Krause
Sein größter Auftrag wurde die Erneuerung der Glasfenster des Zürcher Grossmünsters. Die Gestaltung von sieben Achat- und fünf Farbglasfenstern (2009) wurde sein Lebenswerk. Auf der Suche nach einem Pendant fand man im Archiv des Kölner Doms Gerhard Richters Entwürfe und Original-Probefenster für seine berühmten Kirchenfenster. Beide Künstler verzichteten auf ihr Honorar und schenkten ihre Werke der Öffentlichkeit.
Finale Probescheibe von Gerhard Richter für das Südquerhaus-Fenster im Kölner Dom©Glasstudios Derix Taunusstein
Die Werke von Sigmar Polke und Gerhard Richter sind Beispiele für einen ausgezeichneten Umgang mit Licht und Material. Für die Realisierung wurden eigens neue, ganz spezielle handwerkliche Techniken entwickelt. Statt Bleirute verwendete man für die Richterfenster eine neu entwickelte Silikonverfugung. Mit der Achatverglasung setzte Sigmar Polke völlig neue Materialien ein, die entsprechend ganz neue Ansprüche an die technische Umsetzung verlangten. Gemeinsam ist beiden Werken, wenn auch jeweils in einer ganz speziellen Ausdrucksweise, die tiefgründige, innere Auseinandersetzung mit den religiösen Themen.
Sigmar Polke (*1941 in Oels, Schlesien) und Gerhard Richter (*1932 in Dresden) kannten sich seit ihrer Studienzeit an der Düsseldorfer Kunstakademie. Experimentell und rebellisch schlossen sie sich mit zwei Studienkollegen, Manfred Kuttner und Konrad Lueg, alias Konrad Fischer, zusammen, um ihre Bilder und Performances außerhalb des etablierten Kunstbetriebs zu präsentieren. So dupliziert sich die Zahl der Künstler in ihren vielfältigen Verbindungen von Glasmalerei, Fotografie und Malerei auf vier. Durch ihren kritischen Blick auf die Gesellschaft wurden sie zu Wegbereitern und Vorbildern für die Entwicklung der Kunst in Deutschland.
Den Blick in die Zukunft, inspiriert von den vier Rebellen von einst, übernehmen über eine Sonderausstellung vier junge innovative Künstlerinnen, Laura Aberham (*1994), Undine Bandelin (*1980), Wanda Koller (*1988) und Katja Mölich (1995) mit Werken der Glaskunst und Malerei, Installationen und Collagen.
Die Ausstellung „Junge Rebellen – Polke, Richter & Friends“ im Deutschen Glasmalerei-Museum Linnich, Rurstraße 9 – 11, 52441 Linnich vom 29. Oktober 2023 bis 7. Juli 2024 jeweils dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr zu sehen. Weitere Informationen über www.glasmalerei-museum.de, Kontakt telefonisch 02462 9917-0 oder über info@glasmalerei-museum.de