Wieder überrascht Galeristin Anke Plath durch die ausgewogene Ästhetik ihrer neuen Ausstellung, in der sie den Bogen zwischen großformatigen abstrakten Bildern und figurativen Kleinskulpturen spannt. Es ist bereits die vierte Ausstellung Lea Gudrichs (*1987) in der Landshuter Galerie Kunstwerk. Sie war von Anfang an dabei und begeisterte durch ihre Kinder- und Tierporträts. Der „Dobermann“ und der „Pinguin“ von Galeristin Anke Plath humorvoll in Baselitz-Hängung auf den Kopf gestellt dokumentieren Lea Gudrichs figurativen Malstil. Sie malt und zeichnet…
©Michaela Schabel
seit sie einen Stift halten kann, studierte in Paris und dann im polnischen Krakau, wo sie eine hervorragende akademische Ausbildung erhielt. Sie beherrscht realistische Darstellungsformen und die klassischen Techniken, trotzdem wirken ihre Bilder durch den Hintergrund, lineare Strukturen und intensive Farbakzente sehr modern. Jeder Strich sitzt. Es sind auratische Bilder, einmal gesehen, vergisst man sie nicht und erkennt sie sofort wieder.
Jetzt präsentiert Galeristin Plath „Lea Gudrich abstrakt“. Das freie Improvisieren inspiriert von botanischen Formen ist für Lea Gudrich die reine Lust am Experimentieren auf ganz unterschiedliche Materialien, von deren Eigenschaften sie sich überraschen lässt. Entscheidend ist der Hintergrund. Sie malt nicht auf Leinwand, sondern auf verschiedene Nylongewebe, die sich mitunter nicht ganz glatt auf den Keilrahmen spannen lassen, wodurch Falten entstehen. Je nach Konsistenz reagieren die Farben auf den Geweben unterschiedlich. Jeder Strich muss ähnlich wie bei der Tuschzeichnung sitzen und kann nur durch weitere Farbaufträge, eine Mischung aus Acryl, Lacken, Tusche und verschiedenen Maltechniken korrigiert werden. Aus all diesen Komponenten ergibt sich eine ganz spezielle Haptik und Patina, eine visualisierte Rhythmik, zuweilen unterbrochen von Leerräumen, die unerwartete Perspektiven eröffnen. Das geht nicht von heute auf morgen. Lea Gudrich lebt in ihrem Kölner Atelier mit den Bildern in Zwiesprache. Schritt für Schritt gewinnen sie an Dichte und Farbintensität.
©Lea Gudrich, Foto: Michaela Schabel
Sieglinde Brams (*1972) kennt man in Landshut als Architektin durch ihre Vorträge, Stadt- und Museumsführungen. Ihre künstlerischen Arbeiten präsentiert sie zum ersten Mal in einer Galerie. Eigens für die Ausstellung hat sie die Tonskulpturen der Serie „Blumenwesen“ erweitert. Die Techniken und subtilen Farbmischungen, die sie dazu braucht, brachte sie sich selbst bei. Nach den Kegelvasen führen die „Blumenwesen“ in die figurative Skulptur mit beibehaltener Nutzfunktion als Vase. Die Frauen ähneln sich im Ausdruck und durch den Kleidungsstil. Es sind elegante Damen, wie man sie vom Pferderennen kennt, und eben dieser Frauentyp war tatsächlich der inspirierende Impuls für Brams. Sie geht aber einen Schritt weiter, indem sie sie in „Blumenwesen“ verwandelt. Es ist ein schöner poetischer Gedanke, eine Frau, die sich zur Blume entwickelt und eine zutreffende Metapher für den künstlerischen Schaffensprozess.
Durch das konsequente Formen, nur möglich nur durch Berührung, verwandelt sich feuchte unförmige Erde in etwas Ästhetisches, etwas Schönes. Auf den Holzstelen kommen die Arbeiten bestens zur Wirkung.
Die Ausstellung „Blumenwesen & Abstraktion“ ist in der Galerie Kunstwerk noch bis 6. Oktober zu sehen.