"Kultur macht glücklich"


Berlin – „Louise Bourgeois. The Woven Child“ im Gropius Bau

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Berlin – „Louise Bourgeois. The Woven Child“ im Gropius Bau

©Gropius Bau, Foto: Michaela Schabel 

Louise Joséphine Bourgeois (1911-2010) war eine französisch-US-amerikanische Künstlerin, die vor allem durch ihre Installationen über männliche und weibliche Geschlechtlichkeit, Geborgenheit und Einengung und ihre Spinnenmotive berühmt wurde. Aufgewachsen in der Arbeitsatmosphäre der elterlichen Galerie für historische Textilien und der damit verbundenen Werkstatt für die Restauration alter Stoffe wurde die „Nadel“ für Louise Bourgeois  das zentrale Symbol ihres künstlerischen Schaffens. In ihrer Kindheit benutzten alle Frauen in ihrem häuslichen Umfeld Nähnadeln. Sie waren niemals aggressiv wie die Stecknadeln, sondern Hilfsmittel Schäden zu reparieren. Nadeln sind für Louise Bourgeois eine Forderung nach Vergebung. In ihren Werken allerdings stellt sie die psychischen Traumata ihrer Generation in den Vordergrund. 

Verstörend wirken ihre kopulierenden Paare der späten 1990er Jahre, weniger erotisch als einengend, erstickend aus Verlustängsten. Prothesen an den Gliedmaßen verdeutlichen die emotionalen Verletzungen.

„Louise Bourgeois. The Woven Child“ im Gropiusbau präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

„Couple III“ Louise Bourgeois, 1997©Gropius Bau, Foto:Michaela Schabel 

Wie ein Stück Schlachtvieh hängen schwarze Körper, rote Beine mit riesigem Penis dazwischen von der Decke als Ausdruck physischer und psychischer Vergewaltigung. 

Auf Expression von Emotionen zielen auch die ausgestopften geschlechtsneutralen Textil-Kopf-Skulpturen. Köpfe mit zwei bis vier Gesichtern verweisen auf die Simultaneität von Gefühlen.

Inspiriert von Eugénie Grandet, einer vom Vater unterdrückten jungen Frau in Honoré de Balzacs gleichnamigem Roman, schuf Louise Bourgeois kurz vor ihrem Tod aus ihrer Aussteuerwäsche eine 16-teilige Werkserie aus Taschen- und Geschirrtüchern, Perlen und Knöpfen als Ausdruck unerfüllter Sehnsüchte und der Vergänglichkeit der Zeit. 

Wie eingeengt Louise Bourgeois ihr eigenes und das Leben der Frauen ganz allgemein empfand drückte sie in unterschiedlichsten Variationen in ihren „Cell“-Installationen aus. Frauenkleider auf Schneiderpuppen mit zwei großen Kugeln als Busensymbole in phallischer Übersteigerung in kreisförmigen Käfigen.

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„Celle XXV“ Louise Bourgeois, 2001©Gropius Bau, Foto: Michaela Schabel

Das Motiv der eingesperrten, wartenden Frau variiert Louise Bourgeois in verschiedenen Interieurs, ganz klein, kaum sichtbar auf dem verblichenen Stoff eines Stuhls als Spinnenfrau. Aus ihrem Mund hängen Fäden, jeder Faden ein Familienmitglied. 

Immer wieder taucht dieses Spinnenmotiv auf bis hin zur raumgreifenden Großinstallation „Spider“, in der eine Riesenspinne auf dem Gitterkäfig das heimatliche Gefängnis bzw. die heimatliche Geborgenheit beschützt. 

Die Ausstellung „Louise Bourgeois. The Woven Child“ im Berliner Gropius Bau ist noch bis 23. Oktober zu sehen.