Berlin – „Impact and Reflexion“ – Arbeiten von Mussner, Paas, Siber und Ziegler in der Galerie Schmalfuss

Arbeiten von Mussner, Paas, Siber und Ziegler in der Galerie Schmalfuss präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Welche Auswirkung haben Kunstwerke? Welche Überlegungen stoßen sie an? Mit Werken von Hannes Mussner, Jürgen Paas, Willi Siber und Martina Ziegler wird Galerist Michael Schmalfuss „Impact and Reflexion“ gerecht. Die vier KünstlerInnen unterscheiden sich grundlegend und bieten ein Spektrum zwischen Crossoverpainting, Wandobjekten und Skulpturen aus unterschiedlichsten Materialien. Die Kontraste dieser Ausstellung provozieren zur Stellungnahme und Reflexion…

©Michaela Schabel

Hannes Mussners (*1989, Bozen) Skulpturen vorwiegend aus Lindenholz erschließen sich auf den ersten Blick und geben einen Überblick seines Schaffens, angefangen bei gekleideten, entsprechend kolorierten Figuren. Seine formschönen Adonisse und Venusfiguren erweitert er durch nackte, teilweise behelmte AstronautInnen aus dunklem Nussbaum, getitelt „Es wurde Licht“ hinterfragen die  existentielle Orientierung einer globalisierten Menschheit. Umgekehrt bringt er indigene Schönheit über „Sara“ ebenfalls aus dunklem Nussholz ins Bewusstsein, wobei ihm durch sein künstlerisches Können und seinen erfahrenen Umgang mit Färbung und Maserung eine ausgesprochen auratische Skulptur gelang.

Jürgen Pass’ (*1958, Krefeld) Arbeiten sind der pure Kontrast. Es sind Reliefbilder aus Platten und Papieren in ganz verschiedenen geometrische Formen, linear durch bunte, extrem dünne Farbbänder strukturiert, zuweilen wie Vexierbilder, die je nachdem von welcher Seite man sich nähert, unterschiedliche Farbwirkungen auslösen. Über Titel wie  „Jukebox“, „Targets“ und „Popplanets“ entstehen haptische Werkserien, die ganze Wandflächen in atmosphärische, bunt fröhliche Spielwelten verwandeln.

Ganz anders sind die Wandobjekte von Willi Siber (* 1949, Eberhardzell). Ausgebildet als Holzbildhauer experimentiert er mit Polyiso-Hartschaum und Expositharz auf Metall. Er bevorzugt kleine Quader, verwendet für jedes Objekt nur eine leuchtende Farbe, monochrom oder in subtilen Nuancen und kreiert so unterschiedliche haptische Oberflächen, spitzig wie ein „Igel“ in knalligen Farben, „Nagelobjekte“ in Grauschwarz oder metamorphosierend wirkenden Brombeertönen, rund erodiert als „Mondoberfläche“, analog dazu wie ein vergrößerter Ausschnitt im großen Hochformat mit Variation in „Nachtblau“. 

In diesem Kontext werden Martina Zieglers großformatige Multiple Porträts zu geheimnisvollen Eyecatchern. Seit 2015 beschäftigt sie sich mit Crossoverpainting, indem sie ihre Ölbilder fotografiert, einscannt und digital transformiert, ein Prozess, den sie mit „Verschränkung“ benennt, weil gerade das Verschränken Transformationen von organischen Prozessen initiiert, woraus Neues entsteht. Diese Fusion von Malerei und digitaler Bearbeitung als Metapher für evolutionäre Veränderungen durch äußere technische Möglichkeiten und die damit verbundene Fusion von Kunst, Design und Werbung fasziniert sie. In „Encoutered Diva Remastered“ schimmert das ursprüngliche Frauenbildnis in Öl  nur noch ganz schwach durch. Je mehr man sich dem Bild nähert, desto unschärfer wird es. Erst einige Meter entfernt kann man das Gesicht darunter sehen, womit diese Verschränkung der Bildwelten über evolutionäre Entwicklung hinaus auch auf die Bedeutung von mehr Distanz verweist.

Arbeiten von Mussner, Paas, Siber und Ziegler in der Galerie Schmalfuss präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Martina Ziegler, Foto: Michaela Schabel

Zieglers organisch anmutende Serie „Magricollagen“ besticht durch gedämpfte warme Farben, schwungvolle, ineinander verschlungene Formen, und eine außerordentliche plastische Wirkung, die abstrakt konzipiert, doch pralles  Wachstumspotential suggeriert. In ihren neuesten Arbeiten „Ich werde nie so sein wie du“ setzt sie sich durch Überblendungen mit ihrer Tochter mit dem Generationenwandel auseinander. 

Die Ausstellung „Impact and Reflexion“ ist in der Berliner Galerie Schmalfuss noch bis 5. Oktober zu sehen.