Berlin – „Helge & Saxana – Stille Riesen“ in der Galerie Schmalfuss

"Helge & Saxana" in der Galerie Schmalfuss präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Helge Hommes, Foto: Michaela Schabel

Das Künstlerpaar Helge & Saxana zählt zu den  kreativsten und erfolgreichsten Kunst-Aktivisten. Ihre Werkgruppen sind ganz bewusst als zeitkritische Signale und politische Statements konzipiert. Oft plein air gemalt wird die künstlerische Umsetzung zur solidarischen Kunstaktion wie beispielsweise für den Hambacher Forst. Die Bilder zeigen die drastische Zerstörung der Bäume. Gleichzeitig lässt die zarte Schönheit erwachenden neuen Lebens an die Visionen der einstigen Verteidiger des Bayerischen Nationalparks denken, durch deren Veto sich der Borkenkäfer ausbreitete, ganze Berggipfel kahl wurden und sich inzwischen wesentlich artenreicher neu entfalteten.

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Helge Hommes Schaffensphasen. Die abstrakten Bilder aus seinem Zyklus „ Waldesruh“ (2010-2015) konterkarieren den friedlichen Titel zur letzten Ruh. Die schwarzen, Aststrukturen auf weißem Hintergrund wirken wie verbrannt. Extrem pastos die Ölfarbe aufgetragen, vom Pinsel zerfurcht, entwickelt sich eine ungewöhnlich naturalistische, reliefhafte Haptik. Der Zerstörung folgt die fotorealistische Vision „Morgenland“ (2015), aus der Froschperspektive Richtung Himmel gemalt umgibt den kahlen Baum die Aura größter Widerstandskraft, die sich bald begrünen wird und zum Hinaufklettern einlädt. 

In seinen „Baumporträts“ weitet Helge Hommes den Blick auf neues Leben im Zerstörten. Die Äste immer noch dürr, lässt er grünes Moos am Stamm hinaufwachsen, so haptisch, dass einem sogleich der neue Trend des Waldbadens einfällt, man die Rinde fühlen und riechen möchte.

Zusammen mit Saxana Schötschel kommen immer mehr poetische Details in die Bilder. Es entstehen subtile Narrative wie die „Winterkinder“ (2022) oder „Mitten im Wald da finde ich dich“ (2022), die Natur, den Menschen, die Schöpfung. „Habitat“, eine filigrane Baumhäuser-Skulptur und gleichzeitig als Gemälde (2022) präsentiert, erinnert noch einmal an den Widerstand der Aktivisten im Hambacher Forst. Derzeit blicken sie über die Serie „Wissen und Vergessen“ auf die Vergangenheit zurück. Der „Reinhardswald“ (2022) oszilliert zwischen dunkler Wolkenwand und leuchtend blauem Horizont. In abgestorbener Baumsubstanz wachsen, wenn auch winzig klein wieder Blümchen. Ein Vogelpaar scheint regelrecht zu zwitschern und eine Schaukel so dünn wie Spinnwebfäden lädt in ein beschwingtes Leben ein. Was Realität wird, hängt von der Windrichtung ab. Da Mitteleuropa meist Westwind herrscht, ist mit dem schlimmsten zu rechnen, wären da nicht diese betörend poetischen Verweise auf die Lebendigkeit der Natur. 

"Helge & Saxana" in der Galerie Schmalfuss präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Helge & Saxana, Foto: Michaela Schabel

Ihr gigantisches Werk „Einskommafünfgrad“ (2023), 260 x 810 cm groß plant das Künstlerpaar künftig im Humboldt Forum oder im Deutschen Bundestag zu präsentieren. 

Die Ausstellung „Helge & Saxana – Stille Riesen“ ist in der Berliner Galerie Schmalfuss, Knesebeckstraße 96 noch bis 1. Juli montags bis samstags von 11 – 18 Uhr oder nach persönlicher Terminvereinbarung Tel. 0170 94 66 639 oder 030 43 72 71 721 zu sehen.