©Landestheater Niederbayern, Foto: Peter Litvai
„Täbriz abzugeben, nur in gute Hände.“ „Nein, er haart nicht, riecht nicht, ist aber alt und ein Original“. „Nein, es ist kein Hund, sondern ein persischer Teppich“ und schon entwickelt sich ein Dialog. Man braucht also nur eine Annonce aufzugeben und man ist nicht mehr einsam. Ganz so einfach…
ist es aber nicht in Paula-Maria Kirschners erstem Theaterstück. Bis zum Happyend sind es sehr, sehr viele Telefonate. Es treffen zwei Menschen aufeinander, die so unterschiedlich sind wie ihre Wohnzimmer. Sie lebt in großbürgerlich weißem Empire-Ambiente mit Kronleuchter, sein Zimmer ist dunkel zwischen Bücherstapeln, Stehlampe und abgenutztem Ledersessel. Gemeinsamer Nenner ist die Einsamkeit vor nachtdunklem Hintergrund.
Es dauert, bis sie kapiert, dass die telefonischen Nachfragen von ein und demselben Er stammen, ein älterer Herr, der dem Rollenspiel verfallen ist. Michael Vogtmann agiert als Professor, Archäologe, Doktor, Teppichhändler und dessen Freundin, parliert gewandt, gelehrig, mit Wiener Schmäh, in verschiedenen Dialekten improvisiert, wenn der Text mal weg geschickt, als wäre es so inszeniert angesichts beginnender Demenz dieser traurigen Figur, die er verkörpert.
Nach der Pause nimmt Peter Oberdorf (Regie, Bühne, Dramaturgie) die Annäherung durch die Vermischung der Möbel und des Teppichbodens vorweg. Sie dreht jetzt den Spieß um. Paula-Maria Kirschner verwandelt sich von der gepflegten alten Lady in ein schräges Sexgirl, in kleines liebes Mädchen, in eine rigide Post- und verständnisvolle Standesbeamtin und schließlich in einen forschen Feuerwehrmann, um ihn auszuhorchen.
©Landestheater Niederbayern, Foto: Peter Litvai
Mit Kochtopf und Pappkarton über dem Kopf verändert sie ihre Stimmlage und sorgt für Szenengelächter. Die Songs und Tänze dazwischen werden immer kesser. Die Männer sind doch keine Verbrecher und „so ein Mann, so ein Mann zieht mich unwahrscheinlich an“. Dazu passt der rührselige Schluss wie die Erdbeere auf der Sahnetorte. Das Publikum amüsiert sich über das konventionelle Boulevardstück konzipiert wie aus den 1960er Jahren mit analogem Charme, dick aufgetragenen Verwandlungskünsten und so manchen Berührungspunkten, was nur deshalb so gut funktioniert, weil sich beide herzerfrischend völlig mit ihrer Rolle identifizieren.