Ein halbes Dutzend Gentlemen verkleidet sich japanisch, springt, singt, hüpft, tanzt über die Bühne, dass die Kimonoärmel nur so flattern. Zunächst männlich dominiert, kommt ein Schwung 18-jähriger Schulabsolventinnen dazu, die neugierig auf das Leben und die Liebe sind. Das wirkt bewusst kitschig und exotisch, bedingt durch die Entstehungszeit Ende des 19. Jahrhunderts, als die Völkerschauen den Blick voller Klischees auf andere Länder festigten, für Gilbert & Sullivan eine ideale Kulisse die Kritik am, viktorianischen England mit seiner Prüderie, umstrittenen Obrigkeit und Japaneuphorie elegant zu verpacken. Das witzige Libretto, gespickt mit Landshut-Anspielungen, zeigt deutlich die Handschrift von Swanjte Schmidt-Bundschuh. Simon Butteriss‘ flotte Inszenierung, nicht zuletzt die stimmige Ausstattung durch Smith & Daniels lassen schmunzeln und führen vor Augen, warum Gilbert & Sullivans Klartextsatire des „Mikado“ vor fast 140 Jahren das breite Publikum begeisterte und auch heute noch Operettenfans anspricht..
Allgemein
Erl – „Klaviertage 2024“ – Meisterwerke interpretiert von renommierten KünstlerInnen
Mit den „Klaviertagen“ haben die Festspiele Erl ein erstklassiges und sehr beliebtes Format entwickelt. Vom 21. bis 24. März sind dieses Jahr klassische Meisterwerke von hochbegabten MusikerInnen zu hören. Den Auftakt übernimmt die junge russische Pianistin Anna Geniushene…
München – „Meredith Monk. Calling“ – die Wegbereiterin der ortsspezifischen Performance im Haus der Kunst
Und wieder ist eine voluminöse Retrospektive einer bis Dato in Deutschland wenig bekannten Künstlerin im Haus der Kunst zu erleben. „Meredith Monk. Calling“ ist in Deutschland bzw. in Europa die erste umfassende Werkschau der gefeierten US-amerikanischen Künstlerin (*1942 New York City), konzipiert als Performance entlang ihres Lebens, eine Synopse von Installationen und Videos, Gesängen und Sound, umrahmt von persönlichen Dingen, die sie inspirierten…
Berlin – „Der Auftrag / Psyche 17“ – Warum die Werte der Französischen Revolution immer wieder scheitern
Chaotisch, anarchisch wie in Revolutionszeiten ist die Bühne des Deutschen Theaters in Berlin. Nur vage sind die Dinge im Dunkel des Kosmos zu erkennen, bis der Gazevorhang hochgezogen wird. Im Gegenlicht kreist ein Jeep mit dem ramponierten Schaubudenanhänger des „Theaters der Revolution“ in einem Ödland herum. Im oberen Segment ein Video mit einer Collage von Schlagzeilen, im unteren Live das komplexe Spiel um „Der Auftrag /Psyche 17“. Drei Emissäre sollen die Französische Revolution im Sinne von „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ im Sklavenstaat Jamaika initiieren. Doch wie soll man den Auftrag erfüllen, wenn Napoleon sich selbst zum Kaiser erhebt, die Emissäre in ihren bisherigen Rollenbildern verharren und die Revolution ihre eigenen Kinder frisst?…
Hettie MacDonald – „Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry“ – ein Wandermovie über die Kraft des Glaubens
Stumm sitzt Harold mit seiner Frau beim Frühstück in der einfach möblierten, aber blitzsauberen Wohnung. Sie wirken wie erstarrt. Als er den Brief einer ehemaligen Kollegin öffnet, ändert sich sein und damit ihr Leben. Die Kollegin möchte sich von ihm verabschieden, weil sie krebskrank in einem Hospiz liegt. Er macht sich auf den Weg, über 500 Meilen quer nach Nordengland. Solange er geht, muss sie am Leben bleiben, diktiert ihm seine innere Uhr.…
Caroline von St. Ange „Alles ist schwer, bevor es leicht ist – Wie Lernen gelingt“ – ein lebenswerter Ratgeber
Wer hätte nicht gern ein wissbegieriges, kreatives, kritisches und kommunikatives Kind? Doch unser Lebensumfeld macht es Eltern alles andere als einfach. Digitale und soziale Veränderungen bedürfen neuer Lern- und Erziehungsstrategien. Das Bildungssystem veraltet und überfordert. Caroline von St. Ange lernt seit 20 Jahren mit Kindern in unterschiedlichen Formaten, immer mit dem Ziel, dass Kinder Freude am Lernen entwickeln und ihr individuelles Potential entfalten können. Es lohnt ihren Ratgeber zu lesen „Alles ist schwer, bevor es leicht ist – Wie Lernen gelingt“…
Berlin – „Lena Keller – Watching My Own Rotation“ in der Galerie 68projects
Halluzinativ wirken die Landschaftsbilder Lena Kellers. Man erkennt die Bäume, Horizont, das Gelände, komponiert wie klassische Malerei mit romantischen Sehnsuchtsstimmungen und doch sind ihre Bilder ganz anders im Malduktus und in der Wirkung…
Berlin – „Gerhard Richter. 100 Werke für Berlin“ in der Neuen Nationalgalerie
Da ist es wieder Gerhard Richters gigantisches Bild „Strip“ (2013-2016), jetzt nicht im Barberini Potsdam, sondern als Eyecatcher in der Neuen Nationalgalerie Berlin. Mit 99 anderen Werken hat es die Gerhard Richter Kunststiftung der Sammlung der Nationalgalerie überlassen. Die Schenkung umfasst Arbeiten aus mehreren Schaffensphasen des Künstlers, darunter seine berühmten Arbeiten „4900 Farben“ (2007), der „Birkenau“-Zyklus (2014), „Strip“ (2013/2016) und ein großes Konvolut aus der Werkgruppe der übermalten Fotografien. In enger Zusammenarbeit mit dem Künstler präsentiert die Neue Nationalgalerie einen Überblick über Gerhard Richters Schaffen und seine maltechnischen Innovationen…
Berlin – „Öffne dein Herz für die Liebe“ – Neue Arbeiten von Maryam Motallebzadeh in der Artcadia Gallery
Rot gefärbt sind die neuen Arbeiten, die Maryam Motallebzadeh in der Artcadia Gallery präsentiert. Rot steht für liebevolle Emotionen, Leben das in den Adern pulst, aber mehr noch für die Grausamkeit der Gewalt, die Blutbäder anrichtet. Die Bilder sind Maryam Motallebzadehs Beitrag das Aufbegehren der iranischen Frauen zu unterstützen. Die Doppelbödigkeit der Bilder berührt…
München – Ballett „Sphären“ – vier choreografische Handschriften getanzt vom Münchner Staatsballett
Statt Handlung atmosphärische Verdichtung, tanzende Körper wie Energiebündel im ständigen Wechsel von faszinierenden Soli und intensivierender Gruppendynamik sorgen bei den diesjährigen Opernfestspielen für Beifallsstürme. „Sphären“, die von Laurent Hilaire neu konzipierte Reihe kommt beim Publikum auch deshalb so gut an, weil damit ganz bewusst die Zusammenarbeit mit den Ausbildungsinstitutionen in München intensiviert werden soll. Für die erste Ausgabe „Sphäre 01“ wurde Marco Goeckes Choreografie „All Long dem Day“ ausgewählt, das er 2015 für die Staatliche Ballettschule Berlin kreierte und das jetzt in München von den jungen Mitgliedern des Bayerischen Junior Balletts interpretiert wird. Dazu wählte Marco Goecke als verantwortlicher Leiter des Gesamtprogramms, zwei Uraufführungen von Fran Diaz und Nicolas Paul aus und zum Abschluss den ersten Teil Marion Motins „Le Grand Sot“ zu Maurice Ravels „Boléro“, allesamt Choreografien, in denen die TänzerInnen sowohl ihr individuelles Ausdruckstalent als auch ihr hohes professionelles Niveau inklusive synchroner Präzision zeigen konnten…
Hitzacker -„Sommerliche Musiktage“ – Deutschlands ältestes Kammermusikfestival fokussiert auf Mozart
Wo ist Hitzacker? Das kleine verträumte Städtchen liegt in Niedersachsen an der Elbe, direkt an der ehemaligen Grenze zur DDR. Damals nur 2000 Einwohner, verdoppelte sich die Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Flüchtlinge. Viele Musiker waren darunter. Sie riefen schon 1946 die „Sommerlichen Musiktage“ ins Leben. So entstand, damals noch sehr nobel formuliert, „an der Grenze des freien Deutschlands eine Hochburg edelster deutscher Kultur.
Inzwischen ist der Ton flotter. „Hi. Mozart“, das diesjährige Motto der 78. Sommerlichen Musiktage vom 29. Juli bis 6. August signalisiert, dass Mozart auch in der heutigen Zeit noch inspiriert und kreative Prozesse provozieren kann…