"Kultur macht glücklich"


Bayern – Mit amüsanten Inszenierungen von „Don Quijote“ und Molières „Der eingebildete Kranke“  quer durch Niederbayern

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Bayern – Mit amüsanten Inszenierungen von „Don Quijote“ und Molières „Der eingebildete Kranke“  quer durch Niederbayern

©Michaela Schabel

Schon bei der öffentlichen Generalprobe gab es Zwischenapplaus. Intendant Laurenz Schulz ist mit dem diesjährigen Programm ein Volltreffer gelungen. Zwei berühmte Stücke…

aus dem klassischen spanischen und französischen Repertoire kommen witzig konzipiert und charmant gespielt auf die Bühne des Kulturmobils, das bis Ende August wieder durch Niederbayern tourt.

Unter der Regie von Susanne Schemschies wird im Kinderprogramm Cervantes’ „Don Quijote“ in der Fassung von Joachim Henn in die Gegenwart katapultiert. Dieter Fernengel und Henriette Heine spielen zwei Müllentsorger, die durch die Lektüre des Ritterromans in die Rolle von Don Quijote und Sancho Pansa schlüpfen. Vergangenheit und Gegenwart, Phantasie und Wirklichkeit verschmelzen verbal und kostümtechnisch. Ein Kartoffelsack, zwei Dosen und zwei Reibeisen für die Rüstung, ein Felge als Schild, ein Besenklopfer als Schwert, als Pferd ein Schrubber und schon ist Don Quijote bereit für seine Abenteuer gegen Windmühlen bzw. Ventilatoren und Co. Henriette Heine galoppiert mit zwei Bechern den Rhythmus klappernd als Sancho Pansa hinterdrein und übernimmt die feindlichen Angriffe. Eine Pointe folgt der anderen. Gewürzt mit bayerischen Ausdrücken, ausgestelltem Spiel mit viel Aua-Geschrei, garniert mit Wasserpistolen- und Seifenblasenattacken kommt das amüsante Spektakel bei den Kindern an, wobei sich die ganz kleinen mitunter noch an ihre Mami kuscheln. 

Eine ausgesprochen charmant exaltierte Version von Molières „Eingebildetem Kranken“ bringt Regisseur Achim Bieler in der herzhaften Bearbeitung von Susanne Felicitas Wolf auf die Bühne. Auf drei Paare reduziert entwickelt sich einexpressiv typisiertes Spiel voll spannender Überraschungsmomente und turbulenter Szenenwitze, wobei sich schnell enthüllt, wessen Herz für wen schlägt und dass der Kranke so krank nicht ist. Zwei Goldrahmen, vor rotem Samt, davor ein weißes schräg hochgestelltes Bett signalisieren ein Ambiente zwischen Reichtum, Leidenschaft und Unschuld. Dreh- und Angelpunkt ist der eingebildete kranke Vater (Kolja Heiß). Unbedingt will er seinen Willen einmal haben, wobei sich sowieso schon alles um ihn dreht, wodurch sich die Frauen umso mehr gegen ihn solidarisierten. DienstmädchenToinette (Eva Gottschaller) zieht geschickt die Fäden im Hintergrund und fädelt eine herrlich parodistische Opernsequenz ein. Die Stimmen verraten bereits, wer zusammengehört. Final bekommt Tochter Angelika (Sequoia Kroll) ihren Gärtner (Johannes Lukas), Belinde (Katharina Heißenhuber) ihren Doktor (Stephan Leitmeier) und sie selbst den putzmunteren Hausherrn. Die Geschichte ist uralt, aber wie sie hier gespielt wird, ist ausgesprochen amüsant, voller Esprit, witziger Bewegungsdynamik und durch ein Feuerwerk von bayerischen Schimpfwörtern sehr bodenständig.  

Das Team hinter den Kulissen sorgen  Claudia Weinhart (Bühne), Theresia Breiteneicher (Kostüme), Sabine Tanriyiöver (Maske), Hanna Schnelle (Requisite) und Martin Kubetz (Musik) dafür, dass die Inszenierungen bestens zur Wirkung kommen.  Den Tourneeplan findet man unter https://www.kulturmobil.de/tourneeplan/