© Ali Ghandtschi/Berlinale 2024
Hier wurde das künstlerische Konzept von Carlo Chatrian, dem künstlerischen Leiter, sichtbar, mit einem breiten Spektrum von Geschichten aus der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, Probleme aufzudecken und Perspektiven zu entwickeln. Dabei enthüllen Filme wie „Little Things Like These“ und „Des Teufels Bad“ (Anja Plaschg) die Grausamkeiten und moralischen Perversionen klerikaler Macht. Opfer waren immer junge Frauen. Ein Viertel der Wettbewerbsfilme zielt auf ausgesprochen starke Frauen. In „Who I Belong To“ (Salha Nasaroui) aus Tunesien oder „Shambhala“ (Thinley Lhamo) aus Tibet sind es charismatische Mütter. In „Gloria“ verwandeln sich junge Musikerinnen in einem Waisenkloster zu sympathischen Rebellinnen, die kirchliche Traditionen und Strukturen zusammenbrechen lassen, wogegen in „In Liebe, Eure Hilde“ eine junge Frau wegen politischen Widerstands hingerichtet wird. In „My Favourite Cake“ (Lily Farhadpour) wagt eine 70-jährige Frau im Iran ihr Leben in die Hand zu nehmen und erlebt den schönsten Abend ihres Lebens.
Multikulturelle Integration verwehrt sich wirklichkeitsadäquat eines Happyends. Die Liebesgeschichte zwischen einer schönen Afrikanerin (Nina Mélo) und einem chinesischen Geschäftsmann entpuppt sich in „Black Tee“ final als Traum. „Pepe“ in Amerika, Enkel importierter afrikanischer Nilpferde, Symbol der weltweiten Migration, wird trotz seiner Friedlichkeit erschossen.
Künstliche Intelligenz macht es in „Another End“ möglich, dass das Bewusstsein eines toten Menschen in einen lebendigen Körper eingepflanzt werden kann, wodurch die Hinterbliebenen noch etwas Zeit mit dem geliebten Menschen verbringen können.
Diese Geschichten bewegen, schaffen neue Perspektiven und weiten den Blick auf die weltweiten Veränderungen. Man darf auf die 75. Berlinale unter der Leitung von Tricia Tuttle, frühere Chefin des London Film Festivals, gespannt sein.