Berlinale – Edgar Reitz‘ „Filmstunde 23“ – Film als soziales Gedächtnis mit Premiere bei der Preisverleihung

Edgar Reiz "Filmstunde 23" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Michaela Schabe

Jedes Mädchen bekam eine Super-8-Kamera in die Hand, so dass die theoretischen Grundlagen nahtlos in die filmische Praxis umgesetzt werden konnten. Es war ein einzigartiges Experiment, das im Dokumentarfilm „Filmstunde 23“, einer Auftragsproduktion für das BR Fernsehen, verewigt wurde. Film als Unterrichtsfach konnte Edgar Reitz zwar nicht durchsetzen, aber 2023, also 55 Jahre später arrangierte er ein Klassentreffen mit den ehemaligen Filmschülerinnen, um zu dokumentieren, wie der Unterrichtsversuch von einst im Leben der Teilnehmerinnen nachwirkte. Die Schülerinnen inzwischen Seniorinnen sind immer noch filmbegeistert und schwärmen von diesem Filmprojekt als interessanteste Zeit in der Schule. Mit „Filmstunde 23“ setzt Edgar Reitz seine großes Lebensthema fort. Warum sind wir so, wie wir sind? In diesem Sinne trug sein Filmepos „Heimat“ wesentlich zur „Selbstbefragung der deutschen Gesellschaft in einer Zeit des Wandels bei. Das Neue war, dass sich historische Ereignisse in persönlichen Lebensgeschichten spiegeln.

Unter lang anhaltenden Standing Ovations wurde Edgar Reitz die „Berlinale Kamera“ überreicht. Er selbst revanchierte sich mit viel Lob für Filmfestivals. Sie „sind wichtig und eigentliche Quelle der Filmkunst“, denn nur im Kino entwickelt sich beim gemeinsamen Zuschauen der kollektive Puls, wodurch das historische Gedächtnis in Erinnerung bleibt. „Jeder Film ist eine Bastion gegen das Vergessen.“