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Schönbergs spannende Mono-Oper „Erwartung“ (1924) bot sich an. Der Titel wird zugleich Label für die Erwartungshaltung bezüglich innovativer digitaler Bühnenformate. Eine junge Frau irrt im Mondlicht durch einen Wald. Sie sucht nach ihrem Geliebten und erlebt dabei eine emotionale Achterbahn zwischen Angst und Hoffnung. Mit groß besetztem Orchester und Sopranstimme vertonte Schönberg den Text der Lyrikerin Marie Pappenheim mit Bezügen zu Freuds Psychoanalyse in nur 17 Tagen in ein stringentes Psychodrama. 

Ausgerüstet mit 3D-Brille und zwei Joysticks taucht der Opernbesucher in die Atmosphäre eines romantischen, vollmondbeschienenen animierten Waldes ein. Glühwürmchen irrlichtern. Pilze leuchten. Ein grafischer Wegweiser hilft weiter, wenn man sich verirrt hat. Man muss Pilze suchen, die man essen kann, den toten Geliebten streicheln, eine alte Villa anzünden, einen Schlüssel in einer bizarren labyrinthischen Felsenschlucht finden, damit ein verstecktes Schloss öffnen, womit der Zeitsprung in die Tristesse urbaner Gegenwart gelingt. 

Unter der musikalischen Leitung von Domonkos Héja wurde die Oper mit den Augsburger Philharmonikern und mit Sopranistin Sally du Randt aufgenommen und in Kooperation mit der Heimspiel GmBH in ein Single Player VR-Game verwandelt. Statt Opernbesuch VR-Showing?

Ist das die Zukunft, die man sich wünscht, in einer Zeit, in der die Gehirnforschung vor VR-Games warnt?

Angesichts der animierten Reize wird die eigene Phantasie auf Walt-Disney-Niveau reduziert, die Musik zum Hintergrundsound degradiert und die Protagonistin zur stereotypen Spielfigur. Das Libretto sollte man kennen, denn ohne Untertitelung ist es akustisch kaum verständlich. 

Ob das gefällt, muss und kann jeder für sich entscheiden. Über die Webseite des Staatstheaters Augsburg sind inzwischen diverse hybride Angebote inklusive der technischen Ausrüstung zu ordern und „Erwartung“ über die Spielplattform „Steam“.

Anlässlich des 150. Geburtstags des Komponisten fand die Welturaufführung als VR-Showing im Wiener Schönberg Center am 13. Februar statt, die deutsche Erstaufführung ist am 17. Februar in Augsburg zu erleben.