©Landestheater Niederbayern, Foto: Peter Litvai
Eine Bretterbühne mit Rampen und Treppen, Quarterpipe und Boulderwand inklusive integrierter Tür für fiktive Räumlichkeiten ermöglicht extrem schnelle Szenenwechsel, ein rasantes Auf und Ab wie in einem Skaterpark. Die parodistisch historischen Kostüme karikieren die Mächtigen in ihrer verknöcherten Sturheit, unermesslichen Eitelkeit und Gier. Die Moral erscheint in klerikalem Schwarz. Knallbunt funkeln Narren und Hippies. Ein gekonnter Soundtrack schafft atmosphärische Verdichtung mit Live-Songs dazwischen eine minimalistische Anspielung auf Robin-Hood-Romantik und Woodstock-Freedom.
Der rote Faden durch die verworrene Story ist nicht der Hass der Brüder, der Streit und Verbannung zur Folge hat, sondern die Kraft der Liebe ganz frei gelebt, eben so „Wie es euch gefällt“. Dabei funktioniert das Verlieben immer nach dem romantischen Prinzip auf den ersten Blick. Doch bei Shakespeare haben schon in der Renaissance die Frauen die Hosen an. Die Männer schmachten und die Frauen agieren. In diesem Fall ist es Rosalind, mit Larissa Sophia Farr bestens besetzt. Als Mann verkleidet, durch und durch ein Ganymed, sucht sie mit ihrer Cousine Celia nach ihrem verbannten Vater im Ardenner Wald. Dort trifft sie auf ihre große Liebe Orlando, den Stefan Sieh als über beide Ohren verliebter Romantiker überaus sympathisch und facettenreich in Szene setzt. Er schwärmt von seiner großen Liebe zu Rosalind, ohne sie zu erkennen. Sie will seine Liebe testen, indem sie ihm den Glauben an die Liebe auszutreiben versucht. Währenddessen verliebt sich die Schäferin Phoebe in Ganymed, deren Verehrer wiederum vor Sehnsucht vergeht. Nur der Narr, mit Igor Karbus mit großer Bühnenpräsens und voller Esprit gezeichnet, lebt seine Liebe unbeschwert mit einer Bäuerin aus. Als sich Ganymed als Rosalind zu erkennen gibt und sich Celia in Orlandos Bruder verliebt, ist das vierfache Happyend perfekt.
Von Heinz Oliver Karbus selbst sehr frei aus dem Englischen übersetzt, durch körperbetontes Spiel mit klarer Sprachrhythmik, mitunter expressiv überzogen im Stil der Commedia dell’arte inszeniert, möglich durch die treffsichere, sehr harmonische Ensemblearbeit, gelingt ein heiter vergnüglicher, für jeden verständlicher Theaterabend.
©Landestheater Niederbayern, Foto: Peter Litvai
Das vorwiegend junge Publikum beim zweiten Spielwochenende der Landshuter Burgenfestspiele war begeistert. Liebe ist eben kein Wahnsinn, sondern das endorphinisierende Element des Lebens, egal mit wem, wie die leicht amouröse Freundschaft zwischen Rosalind und Celia in der Landshuter Version zuweilen aufleuchten lässt, aber bei Shakespeare natürlich immer noch innerhalb der Standesgrenzen.
Künstlerisches Team: Heinz Oliver Karbus (Übersetzung, Regie), Ursula Beutler (Bühne), Christiane Becker (Kostüme), Peter WesenAuer (Musik), Peter Oberdorf (Dramaturgie)
Es spielen: Olaf Schürmann (Herzog Senior, Herzog Frederik), Larissa Sophia Farr (Rosalind), Friederike Baldin (Celia), Paul Behrens (Oliver de Boys), Stefan Sieh (Orlando), Katrin Wunderlich (Diener, Bäuerin), Martin Kubetz (Adeliger in der Verbannung, Bauernbursche), Ursula Erb (Jaques, Adeliger in der Verbannung), Reinhard Peer (Angestellter am Hof, Schäfer), Alexander Nadler (Ringer, Pfarrer, Lord Wood), Igor Karbus (Narr), Stefan Merten (Schäfer, Erster Lord), Mona Oswald (Schäferin), Tomás Asensio, Mathias Schabow (Lords)