Landshut – „Boeing Boeing“ im Landestheater Niederbayern immer noch eine Lachnummer

Theaterkritik "Boing, Boing" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Niederbayerisches Landestheater, Peter Litvai

Mit „Boeing Boeing“ gelang Marc Camoletti 1960 eine Boulevardkomödie, die um die Welt ging. In Hollywood wurde sie mit Tony Curtis und Jerry Lewis verfilmt und 1991 als meistgespieltes Stück in 55 Ländern in 18 Sprachen ins „Guinnessbuch der Rekorde“ aufgenommen. 

„Boeing Boeing“ funktioniert immer noch! Das liegt am Sprachwitz des Textes und natürlich an der gekonnten Umsetzung unter der Regie von Veronika Wolff. Das Ambiente bleibt im Stil der 60er Jahre. Ein großzügiges Wohnzimmer mit zwei Stufen und vier Türen und einer Durchreiche geben Raum für temperamentvolle Gefühlsausbrüche, die schnell zu witzigen Wiederholungsmustern avancieren. 

Die Besetzung ist perfekt. Mit Friederike Baldin, Katharina Elisabeth Kram und Ella Schulz gelingen herrliche Stewardesspersiflagen. Sie agieren, wie das früher üblich war, wie perfekte Models, kapriziöse Aushängeschilder der von ihnen repräsentierten Nationen. Herrlich gestylt schwingen sogar in den weißen Verblendungen ihrer roten Kleider die femininen Nationalklischees mit, witzig betont durch charmante Sprachakzente. Die Frauen bestimmen, wohin sich die Amouren entwickeln. Am Schluss bleibt die Französin, von Katharina Elisabeth Kram sehr exzentrisch und selbstbewusst gezeichnet, als einzige Braut für Bernard über. Die Schweizerin, von Ella Schulz als treues, ehrliches, aber vifes Madamchen gespielt, entflammt für Robert, weil er so gut küssen kann.

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©Niederbayerisches Landestheater, Peter Litvai

Friederike Baldin überrascht als emanzipatorische Überfliegerin und karikiert damit den geldorientierten Pragmatismus amerikanischer Frauen. Kess nimmt sie Abschied, als einer ihrer beiden amerikanischen Liebhaber ihr durch Heirat einen reichen Lebensstil verspricht. 

Klar, dass die Haushälterin ständig am Abgrund eines Knockouts agiert. Antonia Reidel spielt sie herrlich ambitioniert mit bayerischer Direktheit als schlagfertige Krisenmanagerin mit unerfüllten Sexualbedürfnissen. Während Julian Ricker in französischer Optik vorwiegend hinter den Kulissen mit seinen Damen beschäftigt ist, bekommt Stefan Merten als Robert immer mehr Raum sich reaktionsschnell im Chaos zu profilieren und sich als neues Ensemblemitglied einen Platz in den Herzen der Zuschauer zu erobern. 

Regisseurin Veronika Wolff gibt ein schnelles Timing vor. Jede Pointe sitzt. Die magische Zahl Drei spiegelt sie in den Requisiten. Foto, Nationalfahne und Nationalsymbol müssen immer schneller ausgetauscht werden. Das Tango-Kuss-Ritual, flotte Drehung nach innen, Rückenlage der Dame, leidenschaftlichster Kuss und wieder flotte Drehung nach außen wird zum treffsicheren Running-Gag und zur großen Lachnummer, als die Frauen dieses Ritual übernehmen. Als alle drei in der Wohnung  sind, kann die Bombe jede Sekunde explodieren. Aber sie detoniert nicht. Die Frauen entschärfen sie durch selbstbewusste Entscheidungen. Das Stück zündet, weil es beide Seiten herrlich parodiert und sehr kess gespielt wird.