Landshut – „Alles was ich liebe“ Stefan Lehnen liest Texte über Alkohol in den Landshuter Kammerspielen

"Alles was ich liebe" mit Stefan Lehnen präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Pierre Übelhack

Kurze Textsequenzen von Eugen Egners „Aus dem Tagebuch eines Trinkers“, dem letzten Lebensjahr eines Alkoholikers, werden zum Leitmotiv, wodurch bei allen anderen Texten die dramatische Projektionsfläche der Endphase mitschwingt. In Frank Goosens Fußballgeschichten blitzt der Alkoholismus noch relativ moderat in der überdrehten Selbsteinschätzung eines Schalkefans auf. Der Protagonist in Steve Tesichs „Abspann“ spiegelt das Stadium eines Leveltrinkers, der, egal wieviel er trinkt, sich immer nüchtern fühlt. Spannend wird die Textauswahl allerdings erst und nur durch Stephen Kings „Shining“, der großartig erzählt, wie Jack, obwohl er dem Alkohol abgeschworen hat, wieder zu Trinken beginnt, um zu vergessen, was er seinem Sohn angetan hat. Zwischen den Texten säuft sich der Alkoholiker aus Egners Tagebuch dem Exitus entgegen. „Der Alkohol wirkt nicht mehr, Gift genommen, wirkt auch nicht mehr.“ Das wäre ein kraftvoller Abschluss dieser originellen Konzeption gewesen. 

Aber Stefan Lehnen liest weiter, wobei weder Wenedikt Jerofejews „Die Reise nach Petuschki“ noch Anton Tschechows Einakter „Über die Schädlichkeit des Tabaks“ in der dargebotenen Kürze beeindrucken. Zu abgehoben sind die kreierten Drinks eines Alkoholikers auf seiner Reise, zu schwarz-weiß gemalt die latenten Hassgefühle eines alten Ehemannes gegenüber seiner Frau während eines Vortrags. 

Stefan Lehnen genießt indes den bereit gestellten Rotwein in immer schnelleren Schlucken und mimt den Trinker inklusiver diverser Aussetzer. Beim dritten Versuch gelingt die Abschlusspointe, ein Zitat von W. C. Fields „Man sollte immer eine kleine Flasche Whiskey dabei haben, für den Fall eines Schlangenbisses – und außerdem sollte man immer eine Schlange dabei haben.“

„Alles was ich liebe“, Teil 3 mit Stefan Lehnen ist als Video-on-Demand über das Streaming-Programm auf  der Webseite der Landshuter Kammerspiele zu sehen.